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Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Krisensituation war sie sehr effizient und hat bereits eine Flasche Wein entkorkt, die Kaffeemaschine wieder angeworfen, mit der wir vorhin Kaffee zu unserem Toast gekocht hatten und die jetzt wie ein Minigeysir vor sich hin brodelt, und sie hat eine Packung widerlich dicker Schokoladenkekse auf einen Teller geleert. »Alles in Ordnung?« Sie ist voller Sorge, trotz der Tatsache, dass ihr Mund auch voller Kekse ist.
    Ich schüttle den Kopf, lasse mich am Tisch nieder und fange an, mit der leeren Kekspackung zu spielen. »Was haben wir nur angerichtet?«
    »Genau das, was wir uns als Ziel gesetzt hatten«, antwortet Tanya, die versucht, sachlich zu klingen. »Das mag sich zwar im Moment grässlich anhören, aber es war zu ihrem Besten. Das weißt du doch.«
    »Endlich haben wir erreicht, was wir wollten«, sage ich und reiße die dünne Plastikhülle herunter, als wäre es die Schuld der Verpackung, dass meine beste Freundin völlig fertig ist. »Warum fühlt es sich dann nicht so gut an, wie wir angenommen hatten?«
    »Weil sie so leidet, und weil es furchtbar ist, sie leiden zu sehen.«
    »Ganz genau.« Niedergeschlagen sehe ich zu Tanya auf. »Um so mehr, als wir Schuld daran sind.«
    Grace bleibt zwei Tage in meiner Wohnung. Sie spricht kaum und verweigert jede Mahlzeit, um dann alles, was in Reichweite ist, in sich hineinzustopfen, sobald sie allein ist. Noch nie habe ich so viele Kekspackungen und Tüten mit Mini-Marsriegeln gebraucht wie in dieser kurzen Zeit. Sie hat sich krank gemeldet und verbringt ihre Zeit damit, neben dem Telefon zu sitzen, wobei sie so tut, als würde sie das nicht mit Absicht machen. Doch jedes Mal, wenn es klingelt, springt sie vor Schreck zwei Meter in die Höhe. Und jedes Mal ist ihr die Enttäuschung anzusehen, wenn ihr wieder einfällt, dass Stuart meine Nummer gar nicht haben kann - es sei denn, er war so verzweifelt darauf aus, mit ihr zu sprechen, dass er durch brennende Reifen gesprungen ist, um an sie zu kommen.
    Auch ich warte. Darauf, dass die Erleichterung darüber, Grace endlich gerettet zu haben, einsetzt. Darauf, dass das Gefühl, richtig gehandelt zu haben, wie eine selbstgefällige Woge über mich hereinbricht. Leider ist das Einzige, worin ich zur Zeit ertrinke, ein Gefühl der Schuld. Man sollte vorsichtig sein mit dem, was man sich wünscht, denn eines Tages könnte der Wunsch in Erfüllung gehen.
    Gegen Ende des zweiten Tages hält sie es nicht mehr aus und will nach Hause, um so zu tun, als würde sie nicht neben einem Telefon sitzen, dessen Nummer Stuart sehr wohl kennt.
    Ich fahre sie mit gemischten Gefühlen zurück nach Islington. Ich will nicht, dass sie allein bleibt, wenn sie so offensichtlich unglücklich ist. Das Problem ist nur, ich weiß genau, dass ich hauptverantwortlich für ihr Unglück bin und es im Moment nur schwer in ihrer Nähe aushalte. Ich kann ihr nicht ins Gesicht sehen. Und obwohl ich wahrhaftig und von ganzem Herzen mit ihr leide, als sie sich morgens um zwei das Herz aus dem Leib heult, komme ich mir dabei schrecklich scheinheilig vor.
    Die meiste Zeit weiß ich nicht einmal, was ich zu ihr sagen soll, insbesondere, wenn sie zum x-ten Mal ihr letztes Gespräch mit ihm durchgeht und alles wiederholt, was Stuart über den Vorfall in der Scheune gesagt hat, um damit zu schließen, dass sie es einfach nicht glauben könne, so von ihm belogen worden zu sein. Wieder und wieder verweist sie darauf, dass ich doch den größten Teil des Abends mit Dan Slater im Schlepptau verbracht und somit gar keine Gelegenheit gehabt hätte, mich Stuart zu nähern. Deshalb kommt sie auch zu der Schlussfolgerung, dass Stuart nicht nur unloyal, sondern auch dumm sein müsse.
    Ich habe ja solche Angst, dass ich womöglich nicht nur ihre Freundschaft mit Stuart zerstört habe, sondern auch unsere eigene. Ich habe meine beste Freundin belogen. Und durch mein Schweigen belüge ich sie immer noch. Ich versage, wenn es darum geht, ihre Anschuldigungen gegenüber Stuart durch die Wahrheit zu entkräften.
    Am nächsten Tag entspanne ich mich nach einer langen Frühstücksschicht, der eine hektische Mittagsschicht gefolgt war, bei einem üppigen Sandwich und einem üblen Schundblatt. Mel war über eine Stunde zu spät zum Servieren des Mittagessens erschienen, weil sie sich am Abend vorher selber jede Menge Alkohol serviert hatte. Jetzt holt sie schuldbewusst und trotz meiner Versicherungen, dass das wirklich nicht sein muss, die verlorene Zeit nach und schrubbt den

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