Drei Frauen und ein Braeutigam
erleichtert, weil unsere Glückwünsche dieses Mal ehrlich gemeint sind.
»Danke«, flüstert sie und umarmt jeden von uns, »für gestern Abend. Ihr seid alle total durchgeknallt, aber ich liebe euch wie verrückt.«
Oje, ich weiß zwar, dass jetzt alles wieder in Ordnung ist, aber bei dem Gedanken, dass ich jemanden belogen habe, den auch ich liebe, übermannt mich plötzlich die Schuld. Ich muss es ihr sagen.
Ich schiele zu Tanya und Louis und ziehe fragend die Augenbrauen hoch. Sie wissen, woran ich denke, das sehe ich ihnen an. Tanya schneidet eine Grimasse, nickt aber, genau wie Louis. Ich atme tief durch. Jetzt oder nie.
»Grace«, sage ich langsam und trete zurück, »es gibt da etwas, das du wissen solltest«
Doch bevor ich fortfahren kann, schüttelt Grace den Kopf. »Nein.« Sie legt mir einen Finger auf die Lippen. »Ich will es nicht wissen.«
»Aber«, murmle ich hinter ihrem Finger.
»Nein.« Wieder schüttelt sie den Kopf, zieht den Finger zurück und blickt in die Runde. »Die Dinge sind in letzter Zeit ein bisschen außer Kontrolle geraten«, sagt sie und lacht trocken. »Ich verstehe nicht so genau, was vorgefallen ist. Was ich aber weiß, ist, dass Stuart mich von ganzem Herzen liebt und dass es sooo furchtbar war, von ihm getrennt zu sein, dass ich das nie wieder erleben will. Nie wieder. Also, wie ihr seht, hatte das Geschehene auch seine guten Seiten. Es war ein Test...« Sie seufzt, lächelt dann erneut und sieht uns schüchtern von unten an. »Und was euch angeht... jetzt weiß ich, dass ihr, was auch immer ihr tut, anstellt, weil ihr euch um mich sorgt. Stimmt‘s?«
Ich nicke und beiße mir auf die Unterlippe, um zu verhindern, dass ich in Tränen ausbreche.
»Weil ihr genauso an mir hängt«, fährt sie fort, »wie ich an euch, ihr Idioten.«
Louis verfügt nicht über dieselbe Selbstbeherrschung. Laut schluchzend hat er den Kopf auf Tanyas schicken Cardigan sinken lassen.
»Hört schon auf zu heulen, ihr Deppen.« Grace wischt sich ebenfalls über die Augen, die verdächtig feucht schimmern. »Lasst uns die vergangenen Wochen einfach vergessen und in die Zukunft blicken.«
Louis hört auf, wie ein Filmsternchen aus den Fünfzigern zu schniefen, und nickt. Ich verschwinde schnell hinter der Theke und schenke Grace ein Glas Wein ein.
»Auf die Zukunft!«, rufen wir und heben unsere Gläser.
Grace trinkt einen großen Schluck und stellt ihr Glas dann auf den Tisch zwischen unser beinahe unberührtes spätes Mittagessen. »Also gut, ihr Rasselbande«, verkündet sie im Befehlston. »Nachdem wir endlich alles geklärt haben, bleibt nur noch eines zu tun. Trinkt aus und setzt eure Hintern in Bewegung. Wir haben eine Hochzeit vorzubereiten und nur noch eine Woche Zeit!«
Kapitel 11
Glücklicherweise hat Grace sich nicht dazu durchringen können, die Feierlichkeiten abzusagen. Also müssen wir zur Vorbereitung auf die Hochzeit des Jahres nur ihren nächsten Verwandten bestätigen, dass sie immer noch ihre Hüte aus nach Mottenkugeln miefenden Schachteln holen und die Reise nach Leicestershire antreten müssen, wo das Paar allen Traditionen zum Trotz in Stuarts Dorfkirche getraut wird.
Sobald der Freitag kommt, der Tag vor Grace‘ Hochzeit, muss ich mich nur noch durch einen arbeitsreichen Vormittag kämpfen, bevor ich mein Kleid, das geändert werden musste, weil ich in den letzten Wochen voller Kummer so viel abgenommen habe, und anschließend der Reihe nach Tanya, Louis und Finn einladen kann, die sich alle von mir nach Leicestershire chauffieren lassen.
An besagtem Freitagmorgen komme ich etwas spät zur Arbeit herunter und treffe nicht nur Louis, sondern auch Tanya und Finn in der Küche an. Sie haben bereits gepackt und warten quasi nur noch auf mich. Louis hat schon mal mit dem Frühstück begonnen: unter dem Grill brutzeln Speckscheiben vor sich hin, ein Berg frisch gewaschener, runder weißer Champignons wartet auf einem Brett darauf, geschnitten zu werden, und aus dem Ofen duftet es verführerisch nach frisch gebackenen Croissants. Gerade bestückt er den Industrietoaster mit einem halben Laib Toastbrot. Finn und Tanya tun so, als würden sie helfen, indem sie die fertigen warmen Scheiben dick mit Butter bestreichen, doch sie scheinen mehr zu essen, als sie für die Gäste schmieren. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist erst halb acht. Das ist wohl das erste Mal, dass Tanya an einem Tag, an dem sie nicht arbeiten muss, vor zehn Uhr aufgestanden und angezogen
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