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Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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stellt.
    »Wo ist mein Lippenstift?«, ruft sie und schaut sich suchend nach ihrer Handtasche um. »Ich muss meine Lippen nachziehen!«
    »So toll, hm?« Ich ringe mir ein schwaches Lächeln ab.
    »Besser. Ich musste ihre Bestellung gleich zweimal aufnehmen. Ich war so mit Geifern beschäftigt, dass ihre erste wie weggewischt war. Und Louis bringt ihnen andauernd Drinks, die sie gar nicht bestellt haben, damit er ihm auf den Zahn fühlen kann.«
    Louis kommt mit einem breiten Grinsen auf dem hübschen Gesicht in die Küche. »Lass sofort Grace kommen!«, zwitschert er aufgeregt. »Das nenne ich einen echten Mann.«
    »Im Gegensatz zu was?«, fauche ich.
    »Er trieft nur so vor Sexappeal.«
    »Wehe, wenn er auf meinen Fußboden trieft, ich habe Stunden gebraucht, um ihn sauber zu bekommen.«
    »Oje, welche Laus ist der denn über die Leber gelaufen?«, stichelt Melanie.
    »Gar keine«, kontert Louis kichernd. »Deshalb ist sie ja so griesgrämig.«
    »Zur Zeit gibt es so viele andere Dinge, die mich nerven, da kommt ein auffälliges Vakuum in Sachen Sex erst ganz weit hinten auf meiner Liste der größten Sorgen.«
    »Als da wären?«
    »Mal abgesehen davon, dass ich einen Koch habe, der anscheinend so gut wie nie für mich kocht, hat meine beste Freundin gerade eingewilligt, einen Anorak zu ehelichen, den sie, wenn‘s hochkommt, gerade mal zwei Minuten kennt. Und das Geschäft, dass ich in zwei Jahren aufgebaut habe, steht kurz davor, mir von einem gierigen Immobilienhai weggenommen zu werden...«
    »Vermute ich richtig, dass es nicht der geeignete Zeitpunkt für Louis und mich ist, in unser übliches ›Always look on the bright side of life‹ auszubrechen?« Mel lächelt mir aufmunternd zu.
    »Du vermutest richtig«, knurre ich.
    Mel wirft Louis einen viel sagenden Blick zu und flüchtet zurück ins Restaurant - angeblich, um weitere Bestellungen aufzunehmen. Louis sieht auf meine gerunzelte Stirn. »Er ist sehr attraktiv«, schmeichelt er. »Du solltest mal einen Blick auf ihn werfen, das würde dich bestimmt aufmuntern.«
    »Könntest du bitte aufhören, dich an den Gästen aufzugeilen, und ein bisschen arbeiten, Louis? Wir sind zu schwach besetzt, um heute Abend etwas zu vermasseln.«
    »Jawohl, Sir!«, mokiert sich Louis, salutiert militärisch und marschiert im Stechschritt aus der Küche. Ich pfeffere den widerspenstigen, obwohl toten Hummer auf den Tisch, lasse mich auf einen Stuhl sinken und greife nach dem Kaffee, den Mel mir schon vor zehn Minuten gemacht hat. Überraschung, Überraschung, er ist eiskalt und eklig.
    Ich fühle mich schlecht. Ich weiß, dass ich Mel und Louis nicht so angiften sollte. Die beiden arbeiten genauso hart wie ich und schaffen es trotzdem irgendwie, die meiste Zeit niederschmetternd fröhlich zu bleiben.
    Ich tausche den Kaffee gegen ein Glas Wein, nehme einen großen Schluck und beschließe, ein Lächeln aufzusetzen. Es bringt nichts, sich Sorgen zu machen. Sorgen ändern nie etwas am Ergebnis, sie machen nur das Warten schlimmer. Ist es nicht eigenartig, dass man so richtig im Selbstmitleid badet, wenn man Kummer hat? Ist man aber glücklich, zerbricht man sich so lange den Kopf, weil man irgendwann wieder Kummer haben könnte, dass man es gar nicht genießen kann. Es sollte umgekehrt sein. Man sollte sich im Glück aalen, und wenn man richtig angenervt ist, sollte man sich darauf freuen, bald darüber hinweg zu sein. Doch unsere Welt ist voller Pessimisten, und ich bin einer davon. Warum optimistisch sein und enttäuscht werden, wenn man pessimistisch sein und vielleicht positiv überrascht werden kann? Ich muss meine Einstellung zum Leben überdenken und sollte das Glück genießen, wenn ich es zu fassen kriege, statt mir darüber den Kopf zu zerbrechen, wie flüchtig es sein könnte. Das einzige Problem eines Optimisten besteht darin, dass man seine Fröhlichkeit als leicht durchgeknallt missverstehen kann. Schließlich kann wohl nur so jemand einen Grund finden, über Missgeschicke zu lächeln. Falls Sie nicht wissen, was ich meine, versuchen Sie mal, einen Tag lang jeden dümmlich anzulächeln, den Sie treffen. Sie werden sehen, dass die Leute anfangen, Ihnen nervös auszuweichen, als hätten Sie eine ansteckende Krankheit.
    Ich trage mich oft, ob es irgendjemanden gibt, dem noch nie ein Unglück passiert ist. Jemanden, der spielend durchs Leben geht, eine glückliche Kindheit hatte, immer zu Weihnachten bekam, was er sich wünschte, jede Prüfung beim ersten Anlauf

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