Drei Frauen und ein Braeutigam

sage ich vorsichtig zu Grace.
    »Ooh, ich weiß nicht.« Plötzlich wird sie zum ersten Mal an diesem Morgen munter. »Ich finde, es ist ein schöner Name. Stark und maskulin. Hört sich an wie aus Braveheart.«
    Tanya und ich wechseln einen ungläubigen Blick. Sie muss wirklich und wahrhaftig besessen sein, um so etwas zu denken.
    Liebe macht blind. Ein weiser Satz, der sich im Verlauf der nächsten Stunde erneut bestätigt.
    Als Halbgott Eric alle Übungen durchexerziert und den Großteil der Muskeln in seinem erstaunlich wohlgeformten Körper spielen lässt, verrenken sich alle anwesenden Frauen die Köpfe. Selbst ich beobachte ihn mit kaum zu verhehlender Begierde.
    Grace dagegen wirkt zu meinem Erstaunen absolut unbeteiligt. Ich habe manchmal drei Stunden neben Grace und Tanya in einer Kneipe gesessen, während sie die Vor- oder auch Nachteile der Hintern eines jeden Mannes begutachteten und kommentierten, der an unserem Tisch vorbeikam. Erics Hintern wird von Grace nicht einmal eines zweiten Blickes gewürdigt, obwohl er die knackigsten Pobacken hat, die ich seit langem gesehen habe.
    Schlimmer noch: Sie, die normalerweise diejenige war, die uns nach jedem Ausflug ins nächstbeste Pub schleppte, gesellt sich nach der Stunde noch nicht mal auf ein Gläschen Wein zu uns ins benachbarte Bistro. Stattdessen eilt sie fort, um so schnell wie möglich auf die Autobahn zu kommen und in Weltrekordzeit nach Leicester zu gelangen, wo sie den Rest des Wochenendes verbringt.
    »Tja, hat wohl nicht wirklich funktioniert, was?«, bemerke ich mürrisch, als Tanya mir ein Glas Frascati einschenkt. »Und was jetzt?«
    »Wir haben unsere Ansicht darüber, dass Stuart nicht der Richtige für sie ist, nicht geändert, also versuchen wir es weiter.«
    »Was also machen wir als Nächstes?«
    »Keine Sorge.« Tanya prostet mir zu. »Ich habe da noch einiges in petto.«
    Grace‘ Umerziehung gestaltet sich viel schwieriger, als wir annahmen. Nach zahllosen Einladungen zu gemeinsamen Unternehmungen, bei denen sie die ideale Gelegenheit hätte, einen weitaus passenderen Mann zu treffen, von denen sie aber die meisten ausschlägt, befinden wir, dass wir ein bisschen geschickter vorgehen müssen.
    Unsere erste Idee sieht vor, ihr Auto zu sabotieren, sodass Tanyas süßer, umtriebiger Mechaniker vorbeikommen und den Funken überspringen lassen kann. Tanyas Mechaniker ist ein totaler Augenschmaus. Denken Sie sich dazu noch einen ölverschmierten Overall und den erfahrenen, machohaften Umgang mit einem großen Schraubenschlüssel, und fertig ist das Bild. Grace‘ Traummann.
    Zumindest in unseren Träumen.
    Die Realität sieht anders aus. Sie macht ihm eine Tasse Tee, bietet ihm Kekse an und überlässt ihn dann seiner Arbeit, während sie sich zurückzieht, um eine Stunde lang mit Stuart zu telefonieren.
    Nächster Versuch. Wir hantieren mit einem Schraubenschlüssel an ihren Wasserleitungen herum und lassen dann Tanyas persönlichen Klempner kommen, um ihre Röhren mal ordentlich durchzupusten. Denken Sie sich einen Typen, dem Tanya zwölf von zehn möglichen Punkten für seine Technik gibt, stecken Sie ihn in zerrissene Jeans und bringen Sie ihn in einem heißen Badezimmer zum Schwitzen. Wäre sie noch die Alte, würde Grace innerhalb von zehn Minuten zur Tat schreiten, fünfzehn, falls sie subtil vorgehen würde. Sie macht ihm eine Tasse Tee, hält sich nicht damit auf, ihm einen Keks anzubieten, und überlässt ihn dann seiner Arbeit, während sie sich zurückzieht, um den ganzen Abend mit Stuart zu telefonieren.
    In unserer Verzweiflung schicken wir Tanya auf Pirsch in die benachbarten Kneipen, um diejenige mit den schnuckeligsten Gästen und den hübschesten Kellnern auszumachen - damit sie jederzeit von sexy Typen umgeben ist, sobald wir es endlich einmal schaffen, sie auf ein Gläschen wegzulocken. Wir fangen sogar an, ihr vorbezahlte Pizzas zu schicken, als wir entdecken, dass der Ausfahrer vom Pizzaservice um die Ecke Ewan McGregor wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Als Nächstes täusche ich eine Erkältung vor und schicke Grace wegen eines Grippemittels erst in die Apotheke, deren Verkäufer auf den ersten Blick wie George Clooney mit Brille aussieht, und anschließend zu meinem Fischhändler, der echt sexy und ein Experte im Flirten ist.
    Louis schleust sie sogar auf das Set eines Filmdrehs ein, wo er eine kleine Rolle hat, sodass sie Feuer für den neuesten Verehrer von Jude Law fangen kann, berichtet uns anschließend aber