Drei Frauen und ein Braeutigam
bestand, jeden Job bekam, an dem sein zufriedenes Herz hing, und nie in der Liebe enttäuscht wurde. Ich könnte diese glückliche Idylle zerstören, indem ich sage, dass nicht alles in ihrem Leben perfekt ist, da viele Menschen solch schamlose Glückskinder beneiden und hassen, doch wahrscheinlich sind sie zu sehr in ihre kleine perfekte Welt eingelullt, um darauf einen Deut zu geben. Vielleicht liegt darin der Schlüssel zum Glück - in purer, egozentrischer Selbstsucht, sodass die Schicksale anderer noch nicht mal ein leises Zucken der Tränenkanäle bewirken.
Vielleicht sollte ich aufhören, mir Sorgen um Grace zu machen. Zusehen, wie sie ihr Leben ruiniert, wenn sie das unbedingt will. Ich weiß, dass ich das nie könnte, da mir zu viel an ihr liegt. Dasselbe gilt für das Tate‘s. Ich kann höchstens beschließen, mir nicht mehr alles so zu Herzen zu nehmen. Positiver zu denken. Das werde ich tun.
Gesagt, getan. Als Erstes knacke ich endlich den Hummer. Gerade ist es mir gelungen, ein Lächeln aufzusetzen, das viel angenehmer als das Stirnrunzeln von vorhin ist, als Louis im Stechschritt zurück in die Küche marschiert. Zwischen Nase und Oberlippe hat er sich das abgebrochene Ende eines Taschenkamms geklemmt. Er schickt ein Sieg Heil hinterher, und ich fange an zu kichern.
»Ooh, ein Lachen!« Der Kamm fällt herunter, als Louis die Lippen bewegt. »Das ist viel besser. Ich würde ja sagen, weiter so, aber du wirst im Restaurant verlangt, Kindchen, in deiner Eigenschaft als ›Chef‹.«
Ich höre auf zu lachen. »Wieso?«
»Mr. Knackig; er will mit dem Inhaber sprechen.«
Mein Entschluss, positiver zu denken, gerät sofort ins Wanken. »Na klasse! Als ob ich nicht schon genug um die Ohren hätte. Wo liegt das Problem?«
»Keine Ahnung, vielleicht will er dir ja zu deinen Kochkünsten gratulieren...«
»Kann er nicht einen Brief schreiben?«
»Ollie!«
»Schon gut, schon gut«, brummle ich und streiche mir das schweißnasse Haar aus der Stirn. »Ich komme ja.«
Eifrig treibt Louis mich aus der Küche und deutet auf einen der Alkoven. »Er sitzt da drüben - der in dem blauen Pullover.«
Ich folge Louis‘ Zeigefinger. Mr. Knackig sitzt mit drei Freunden in der Schmuseecke. Ein anderer Typ und zwei Frauen, die mich aus dem sicheren Schutz ihrer Designerklamotten von oben herab mustern.
»Sie wollten mich sprechen«, seufze ich reichlich ungnädig und genervt. Was erwarten die von mir? Dass ich in Gucci koche?
Er dreht sich zu mir um, und ich finde mich einem steten Blick aus blau-grauen Augen gegenüber. Plötzlich ärgert es mich, dass ich meine ausgebeulte Kochhose, eine fleckige Küchenschürze, kein Make-up und ein reichlich unkleidsames Haarnetz trage, um meine wilde braune Mähne zu bändigen.
Mel hatte Recht, er sieht fantastisch aus. Es ist nicht das Gesicht, obwohl allein das verdammt attraktiv ist: kantig und männlich.
Es ist die Haltung. Diese blauen Augen blicken herausfordernd und selbstbewusst. Gleichzeitig kann man sich gut vorstellen, dass sie jeden Moment vor Lachen aufblitzen könnten. Doch leider nicht in diesem Moment. Sie sehen eher verwirrt aus.
»Ich hatte nach dem Inhaber gefragt, Oliver Tate‘s.«
»Olivia. Olivia Tate.« Ich halte ihm die Rechte hin, bemerke, dass sie klebrig ist von den Säften des vor kurzem verstorbenen Hummers, und wische sie hastig am Hosenbein ab. »Richtige Person, falsches Geschlecht.«
»Oh, ich weiß nicht«, entgegnet er und ergreift meine Hand. »Ich glaube fast, als Frau sind Sie mir lieber.«
Obwohl das offensichtlich ein Kompliment ist, kriege ich bei seinen Worten eine Gänsehaut. Die Sorte rieche ich Meilen gegen den Wind. Ein weiterer Herzensbrecher. Zu attraktiv, um wahr zu sein. Erfolgreich und intelligent. Und er verströmt genau die Art Erotik, die nicht nur auf einen selbst, sondern auch auf eine ganze Reihe anderer Frauen unwiderstehlich wirkt.
Diese Art Erotik verströmt er gerade genau in meine Richtung. Tja, hier hat er es mit einer Frau zu tun, die um ihres eigenen Wohlergehens willen verdammt scharf darauf achten wird zu widerstehen.
»Und Sie sind?«, frage ich kurz angebunden.
»Daniel.« Er hält mir die Hand hin. »Daniel Slater. Obwohl ich den Eindruck habe, Sie kennen mich besser als ›Das Schwein‹«
»Er ist nur gekommen, um mich zu erniedrigen«, jammere ich.
Erschöpft habe ich das Gesicht auf die Theke sinken lassen. Es ist halb eins, und es ist uns endlich gelungen, die letzten Gäste
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