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Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Hercule Poirot und hätte gerade den Mörder gefunden.
    Ich nicke, sehe aber immer noch nicht auf.
    »Ja.« Tanya klatscht in die Hände, rutscht vom Stuhl und fängt an, kindisch um den Tisch zu tanzen. »Ich hab’s gewusst«, trällert sie, tritt hinter mich und legt mir die Hände auf die Schultern. »Ich wusste es von Anfang an. Du warst immer viel zu aufgebracht über ihn. Ein todsicherer Hinweis.«
    »Gut, ich geb’s zu!«, knurre ich widerwillig, als sie mir über die Schulter blickt und mich zwingt, ihr geradewegs in die Augen zu sehen. »Ich finde ihn attraktiv... auf eine abstoßende Weise.«
    »Was meinst du denn damit?«
    »Ich meine, dass er ein attraktiver Mann ist, aber kein attraktiver Mensch. Bei der Art, wie er gerade mein Leben durcheinander bringt, sollte ich nicht auf ihn stehen.«
    »Hört sich vernünftig an«, stimmt Tanya mir zu. »Die Menschen sind ganz schön pervers. Wir scheinen immer auf die Falschen zu fliegen, die wir eigentlich nicht mögen sollten.«
    »Könnte das Grace und Stuart erklären?«, denke ich laut.
    »Nichts könnte Grace und Stuart erklären.« Tanya runzelt die Stirn. »Zumindest nichts, was nicht in Akte X passen würde«, fügt sie ein bisschen zu laut hinzu.
    Ich mache »Pst«, als Grace, die dieses sonntägliche Vormittagstrinkgelage einberufen hat, mit einer weiteren Flasche Wein von der Theke zurückkehrt. Sie grinst uns an und knallt den kalten Chardonnay zwischen unsere Gläser. Dann verstaut sie ihre Geldbörse wieder in ihrer großen Handtasche, wühlt ein bisschen darin herum und zieht eine Agenda hervor, die wirklich zu groß zum Herumtragen ist. Sie steckt voller Ausschnitte aus Zeitschriften, von denen manche auf den Tisch fallen, als sie den richtigen Monat sucht.
    »Also, ich habe euch hergebeten, weil...«
    »Du uns schrecklich vermisst hast und uns unbedingt sehen wolltest«, fällt Tanya mit leicht sarkastischem Unterton ein.
    »Na ja, das auch.« Grace lacht kurz auf. »Aber außerdem brauche ich ein paar Angaben von euch.« Wieder rumort sie in ihrer Tasche und zieht einen Bleistift heraus, dessen zerkautes Ende sofort in ihrem Mund verschwindet, um noch weiter benagt zu werden.
    »Gehen wir mal wieder aus?«, fragt Tanya aufgeregt.
    »Wie in den alten Tagen«, füge ich wehmütig hinzu.
    »Wir gehen auf Kleiderjagd.«
    »Shopping! Klasse.« Tanya fängt sofort an zu strahlen. »Suchst du was Bestimmtes?«
    »Na ja, doch, ja!« Mit hochgezogenen Brauen sieht Grace Tanya an. »Aber nur ein paar kleine, unbedeutende Dinge wie ähm... ein Brautkleid, Brautschuhe, Brautwäsche und ähm, na ja...« Sie bricht ab und lächelt uns hoffnungsvoll zu. »Wir brauchen wohl auch zwei Kleider für die Brautjungfern ...«
    »Brautjungfern?«, wiederholt Tanya vorsichtig.
    »Klar. Was würde euch gefallen?« Grace greift nach einem der Ausschnitte und wedelt mit dem Hochglanzfoto eines lächelnden blonden Models in einer rosaroten, ausgefallenen Kreation. Anhand des kleinen Sträußchens und des Blumenschmucks im Haar erkenne ich, dass es sich um ein Brautjungfernkleid handelt und nicht um etwas aus dem altjüngferlichen Katalog der Verbrechen gegen den guten Geschmack.
    »Soll das heißen, ich... äh... wir, Ollie und ich...«
    »Wollt ihr?« Grace sieht uns flehend an.
    Ich werfe einen Blick auf Tanya, deren Lippen und Augenbrauen zu einem Ausdruck verzogen sind, als wolle sie um Hilfe rufen.
    »Natürlich wollen wir, du Dummerchen.« Ich schließe Grace in die Arme, und Tränen steigen mir in die Augen. Ich weiß nicht, oh ich vor Stolz platzen oder vor Schreck umkippen soll. Es ist eine Ehre für mich, Grace‘ Brautjungfer zu sein. Ich wünschte nur, sie würde auch einen Mann heiraten, der sie für den Rest ihres Lebens glücklich machen könnte, wie er das ja auch gelobt.
    »Tan?«, fragt Grace zaghaft. »Ich weiß, das ist nicht ganz dein Ding, aber ich verspreche, dass ich dich nicht in etwas allzu Grässliches stecke.«
    »Wie kann ich da nein sagen?«, entgegnet Tanya.
    »Kannst du nicht.« Ich sehe sie warnend an, doch glücklicherweise war ich die Einzige, der die Betonung aufgefallen war, die aus dieser Frage eindeutig nicht die rhetorische machte, für die Grace sie hielt.
    »Ich komme mir so mies vor.« Lustlos wischt Tanya mit einem Tuch ein Tablett ab, stellt es zurück unter den Zapfhahn und greift nach dem nächsten.
    Tanya, die Gute, hat die Designerklamotten abgelegt, sich in Jeans und ein altes Sweatshirt geworfen und hilft mir jetzt, die

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