Drei Frauen und ein Braeutigam
anschließend auszugehen«, erzähle ich ihm, während ich Grace‘ und mein Ticket sicher in meiner riesigen Lederhandtasche verstaue.
»Sie glaubt, wir gehen aus?« Louis lacht nervös. »Was sonst hätte ich ihr erzählen sollen? Wenn ich ihr gesagt hätte, was wir wirklich vorhaben, wäre sie uns womöglich mit einer Ausrede gekommen, um nicht mit zu müssen. Es ist so eine Art Tradition, die Braut vor der Hochzeit zu einer Überraschungsparty zu entführen.«
»Und wie sollen wir sie durch den Flughafen kriegen?«
»Ich dachte, wir könnten ihr die Augen verbinden.«
»Oh ja, klar«, entgegnet Louis spöttisch. »Ding, Dong, dies ist der letzte Aufruf für den Flug Nummer 6969 nach Rom für alle zukünftigen Bräute, die hoffentlich dazu überredet werden können, ihre langweiligen Verlobten abzuschießen...«
»Ohrstöpsel?«, schlage ich verzagt vor.
»Wir müssen wohl einfach darauf hoffen, dass sie erfreut ist, wenn wir am Flughafen sind«, sagt Louis, als könne er eigentlich nicht glauben, dass das passieren könnte.
»Glaubst du, sie freut sich?«
»Na ja, wir haben ihr ja gesagt, dass es eine Überraschung ist, und sie schien ganz glücklich darüber zu sein.«
»Ich weiß, aber sie dachte wahrscheinlich nicht, dass wir einen Ort im Ausland meinten.«
Ich bin ausgesandt worden, um heimlich einen Koffer für Grace zu packen. Dazu hatte ich eine Nacht gewählt, die sie in Leicestershire bei Stuart verbringen wollte. Ich habe die Gelegenheit genutzt, den Koffer mit all ihren alten Kneifzangen-Höschen und sonstigen Aufreißern zu füllen. Ich bin mir sicher, dass sie ihr Fehlen nicht einmal bemerkt hat. Das Gewagteste, was sie in letzter Zeit getragen hat, war ein Rock in Knielänge.
Gegen halb sechs stehe ich vor Grace‘ Bürogebäude. Sie arbeitet zwar bis sechs, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Sobald sie einen bepumpsten Zeh vor die Drehtür aus Glas setzt, werde ich sie in den Wagen verfrachten und davonbrausen. Wenn ich richtig verstanden habe, war der alte Stuffy nicht sonderlich erfreut über diesen Ausflug, der ihm als eine Nacht trunkener Ausschweifungen zu Ehren ihrer bevorstehenden Hochzeit angekündigt wurde. Ich würde es ihm zutrauen, dass er in letzter Minute einen Versuch unternimmt, sie noch zu sich zu locken.
Grace kommt um zehn nach sechs aus dem Gebäude und lässt sich erschöpft neben mich plumpsen. Sie sieht müde aus und gesteht, dass sie sich an diesem Abend eigentlich nur noch wünscht, ein heißes Bad zu nehmen und früh ins Bett zu gehen.
Ein viel versprechender Anfang. Das einzig Gute daran ist, dass sie die erste Viertelstunde der Strecke die Augen geschlossen hält. Als sie sie wieder öffnet, sind wir schon recht weit gekommen. »Das ist aber nicht der Weg zum Tate‘s«, bemerkt sie und mustert die Umgebung.
»Ich weiß.«
»Warum ist das nicht der Weg zum Tate‘s?«, fragt Grace matt.
»Weil wir gar nicht zum Tate‘s fahren.« Ich grinse sie reichlich töricht an.
»Was habt ihr vor, Ollie?«
Ich lächle ihr erneut kurz zu, blinke und biege links ab.
»Ollie!«, beharrt sie und sieht plötzlich sehr viel wacher aus.
»Das ist dein Abschied vom Junggesellinnendasein, Schätzchen.«
»Das weiß ich bereits.«
»Also veranstalten wir eine Überraschungsparty für dich.«
»Oh, verstehe. Also, wenn es eine Überraschung ist, dann hättest du es mir einfach sagen können.«
»Vertrau mir, du wirst immer noch überrascht sein.«
»Eben darum bin ich ja so besorgt!«
Wir kriechen durch den dichten Berufsverkehr und kommen schließlich in Mayfair an. Ich halte im absoluten Halteverbot vor Tanyas Wohnung, wo mein Auto und ich regelmäßige Besucher sind, und drücke auf die Hupe. Zum ersten und einzigen Mal ist Tanya total organisiert, und ich muss nicht erst eine halbe Stunde warten, bevor sie auftaucht. Sie kommt auf lächerlich hohen Manolos aus der Tür getippelt, dicht gefolgt von Louis, der trotz des warmen Abends wie ein flauschiger kleiner Teddy aussieht in seinem falschen Pelzmantel. Wir waren so schlau, ihr Gepäck schon am Vorabend in den Kofferraum zu laden, sodass Grace keinen Hinweis darauf erhält, dass wir drauf und dran sind, das Land zu verlassen. Doch die Tatsache, dass Louis einen altmodischen ledernen Fliegerhelm trägt, ist schon ein eindeutiger Fingerzeig! Glücklicherweise ist Grace so sehr an seinen ausgefallenen Kleidungsstil gewöhnt, dass sie es nicht einmal bemerkt.
Doch als wir schließlich auf die Autobahn zum
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