Drei Frauen und ein Braeutigam
»ich bin nicht gerade wählerisch, solange sie einen großen Schwanz, ein großes Herz oder eine große Geldbörse haben. Aber ich ziehe die Grenze bei Stuart.«
»Mit u und a«, scherze ich, da ich mir plötzlich schlecht vorkomme.
»Nicht mit e und w«, stimmt sie zu und lächelt schon wieder.
»Vielleicht ist er ein verkappter Lothario«, verkünde ich, nicht so sehr, weil ich glaube, was ich sage, sondern um sie zum Lachen zu bringen. »Unter der unschuldigen Oberfläche lauert das Herz einer miesen Ratte. Der feinfühlige Fabrikant ist in Wahrheit ein dekadenter, doppelzüngiger Drecksack.«
»Mein Bauch sagt mir, dass das in etwa so wahrscheinlich ist wie die Behauptung von Tanya, sie sei eigentlich noch Jungfrau«, erklingt eine Stimme von der Küchentür her. Es ist Louis, der zur Frühschicht kommt. Er sieht genauso verschlafen und übermüdet aus wie ich. »Wo wir gerade von Lotharios sprechen, hast du Tan schon erzählt, wer letzten Abend wieder hier aufgetaucht ist?«, fragt er mich und reibt sich die Augen, als er sich zu uns gesellt.
»Das wollte ich gerade«, antworte ich. »Aber du weißt ja noch nicht alles, Lou.«
»Nicht?«, fragt er und reißt die Augen auf. »O Mann, ich dachte, der Teil, den ich mitbekommen habe, war genug. Was um Himmels willen kam denn noch?«
Louis und Tanya hängen förmlich an meinen Lippen, als ich Tanya über den Abend aufkläre, und Louis über den Teil, der ihm entgangen ist. Dabei überspringe ich bequemerweise die Tatsache, dass ich Dan Slaters heftigen Kuss einen Augenblick lang genauso heftig erwidert habe, betone aber umso mehr, wie hart ich gekämpft habe, um freizukommen. Ich beende meine Erzählung zu mitfühlenden Lauten und tröstendem Schulterklopfen von Louis Seite, doch als ich zu Tanya blicke, lächelt sie auf eine entrückte, verzückte Art.
»Er hat dich um den Finger gewickelt, was?«, rufe ich ungläubig. »Du sollst von seinem Verhalten nicht beeindruckt sein, du sollst entsetzt sein.«
Tanya hat den Anstand, schuldbewusst dreinzuschauen, verneint meine Frage aber dennoch nicht. »Er ist einfach so ein... ein... Macho«, erklärt sie verträumt. »Wie schade, dass wir ihn nicht mit Grace verkuppeln können - so würden wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.«
»Das mit dem Schlagen gefällt mir«, grolle ich, »aber ich glaube fast, es ist mir lieber, Grace bleibt bei Stuart, als sich mit diesem Schwein einzulassen.«
»Wirklich? Mit Dan käme wenigstens Abwechslung in ihr Leben.«
»Es sei denn, Stuart ist ein verkappter Lothario, wie du es formuliert hat«, wirft Louis hoffnungsvoll ein.
»Wohl kaum«, sagt Tanya lachend. »Eher bist du ein echter Hetero.«
»Aber möglich wäre es schon. Bei Stuart, nicht bei dir!«, beruhige ich Louis, den die letzte Bemerkung etwas schockiert zu haben scheint. »Wie heißt es so schön? Im Grunde sind alle Männer Schweine.«
»Also schlägst du vor, dass wir Stuart die Chance geben, einmal das Schwein raushängen zu lassen.«
»Genau. Er hatte wahrscheinlich nicht viel Gelegenheit, sich die Hörner abzustoßen. Um ein fremdgehender, wüster, wilder Draufgänger zu sein, muss man ein Gesellschaftsleben haben, zu dem mehr als ein gelegentlicher Ausflug zum örtlichen Pub gehört, um ein Bierchen zu zischen.«
»Wenn sich also die Gelegenheit böte . ..«
»Dann ist es möglich, dass er sie ergreift.«
»Und wie verschaffen wir ihm diese Gelegenheit?«
»Tja, das ist der etwas verzwicktere Teil.«
»Etwas verzwickter?«
»Kennst du nicht jemanden, der dabei wäre? Was ist mit Mel? Könntest du sie nicht überreden?«
»Das bezweifle ich.«
»Aber es wäre für einen wirklich guten Zweck.«
»Der einzige Mensch, den ich kenne und den man nicht erst groß überreden müsste, einen Fremden anzuquatschen, ist Claude, und der ist wohl kaum ein geeigneter Kandidat, nicht wahr?«
»In diesem Fall muss es jemand von uns sein«, bestimmt Tanya.
»Das soll hoffentlich ein Witz sein!«, rufe ich entsetzt. »Es muss sein, Ollie.«
»Das muss nicht sein. Es muss einen anderen Weg geben, Grace zur Vernunft zu bringen.«
»Wir haben alles versucht, was uns nur eingefallen ist.«
»Warum übernimmst du es nicht? Du bist die Expertin in Sachen Verführung.«
»Weil es nicht fair wäre. Wir müssen das demokratisch lösen. Ich weiß was«, sie grinst, »wir ziehen Strohhalme.«
»Vermute ich richtig, dass ich bei eurer kleinen Abstimmung außen vor bin?«, fragt Louis grinsend, verschwindet
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