Drei Frauen und ein Braeutigam
hinter der Theke und holt sich einen Orangensaft.
»Warum solltest du? Vielleicht braucht es für diese Aufgabe einen Mann, falls du verstehst, was ich meine«, antwortet Tanya lachend und blinzelt ihm zu. Dann dreht sie sich wieder zu mir um. »Hast du Strohhalme?«
»Nur kleine Käsestangen.«
»Gut, ich bin am Verhungern.« Louis Magen knurrt bei dieser Behauptung laut, wie um sie zu untermauern.
»Das war ein Scherz.«
»Wie wäre es mit Papier?«, schlägt Tanya vor.
»Das schmeckt aber nicht so gut.«
»Halt die Klappe, Louis«, antworten wir wie aus einem Mund.
Ich hole Tanya einen Bestellblock und Louis eine Packung Chips mit Schinkengeschmack. Sorgfältig schneidet Tanya ein Stück Papier in drei gleiche Teile, zückt ihren Chanel-Lippenstift und malt ein rotes Kreuz auf eins davon. Dann knüllt sie sie zusammen, zieht Louis eine seiner Mickeymaus-Socken aus und wirft sie alle für das häusliche Losverfahren hinein.
»Also gut, wer das rote Kreuz zieht, verführt ihn.«
»X bedeutet ›auf der Stelle‹«, murmle ich, greife vorsichtig in die Socke und ziehe das erste Papier heraus.
Dann folgt Louis, sodass Tanya das letzte bekommt. Wir entrollen sie gemeinsam. Dem erleichterten Lächeln der anderen folgt mein entsetztes Gesicht auf dem Fuße. Meine Kinnlade kippt herunter und die Augen treten mir aus den Höhlen, weil mein Papier ein fettes rotes Lippenstiftkreuz trägt. Warum ausgerechnet ich! Ich würde es nicht über mich bringen, selbst wenn mir jemand eine Million Pfund dafür böte oder meinem Körper eine völlig neue Form gäbe, etwas in der Art von Jennifer Lopez, aber einen Hauch weniger in der Hüftregion bitte.
»Kommt nicht in Frage!«, entfährt es mir, als ich das Stück Papier fest zusammenknülle und in den Mülleimer werfe.
»Tut mir Leid, Kindchen, aber ausgemacht war, wer den markierten Zettel bekommt. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.«
»Ich weiß«, seufze ich. »Wenn du oder Louis ihn hättet, würdet ihr es auch durchziehen.«
»Ich würde es, ja«, sagt Louis. »Aber ich glaube immer noch nicht, dass es etwas gebracht hätte. Er ist ganz sicher kein Männermann, falls ihr wisst, was ich meine.«
»Also liegt es an mir«, seufze ich resigniert.
Die beiden anderen nicken unnachgiebig.
Grace hat uns für kommendes Wochenende zu Stuart eingeladen. Wir kommen überein, dass der dreckige Job dort erledigt wird. Na ja, so habe ich wenigstens noch die Möglichkeit zu emigrieren. Und falls ich kein Ausreisevisum bekomme, kann ich mich immer noch vor den nächsten Bus werfen.
Kapitel 9
Zwanzig Minuten, nachdem ich die letzten Gäste des hektischen Freitagmittags hinausgeworfen habe, fährt Tanya in einem Taxi vor. Ich werfe hastig ein paar Sachen in eine kleine Reisetasche und habe gerade noch genug Zeit, eine saubere Jeans anzuziehen. Ich trage kein Make-up, und meine Haare sind noch feucht von der Dusche. Da irritiert es mich doch, als ich meine elegante Freundin aus dem Taxi steigen sehe; sie sieht aus, als würde sie für ein Foto-Shooting der Vogue Modell stehen. Und es sieht aus, als hätte sie sämtliche Klamotten für dieses Shooting dabei.
»Wir verreisen für ein Wochenende, nicht für ein Jahr«, stöhne ich, als der Taxifahrer mehrere Gepäckstücke von Louis Vuitton aus dem Taxi auf den Rücksitz meines Autos verfrachtet. »Für Louis brauchen wir auch noch ein Plätzchen, weißt du«, beharre ich, als sie lächelt, doch mich abgesehen von diesem stummen Gruß einfach ignoriert. »Du erinnerst dich doch an Louis«, bemerke ich sarkastisch. »Etwa eins achtzig, dunkle Haare, gut aussehend, sitzt normalerweise hinten?«
»Ich weiß«, antwortet sie schließlich und richtet ihre Aufmerksamkeit, die bisher dem sicheren Transfer ihres wertvollen Gepäcks galt, auf mich.
»Wenn es so weitergeht, bleibt kein Platz mehr«, informiere ich sie steif, als der Taxifahrer, dessen Glatze aufgrund der Anstrengung schweißnass ist, noch einen Koffer in mein armes Auto wuchtet. »Kannst du deine Sachen nicht im Kofferraum unterbringen?«
»Louis kann im Kofferraum sitzen«, entgegnet Tanya mit einem leichten Lächeln. Sie bezahlt das Taxi und lässt sich auf den Beifahrersitz gleiten. »Er ist leichter zu reinigen als Leder.«
Louis wartet vor seinem Haus auf uns. Er kauert auf einer Mauer und plappert in sein Handy. Er sieht süß aus in der schwarzen Samtjeans, einer passenden Jacke und dem einfachen T-Shirt von Ted Baker. Die Spitzen seines stacheligen Haars sind blau
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