Drei Generationen auf dem Jakobsweg
freundlich verabschiedeten und sagten, dass wir heute noch die fünf Kilometer bis Moratinos laufen wollten, verstanden einige die Welt nicht mehr. Selbst die durchtrainierten Radfahrer hielten uns schlichtweg für verrückt.
Von Terradillo de los Templarios nach Moratinos zog sich der Weg etwas hügelig auf und ab. Er führte durch endlose Getreidefelder. Jetzt kam auch wieder eine leicht bewaldete Strecke. Gott, war ich froh und dankbar, dass wir gestern unsere rettenden Engel, Martina und Daniel getroffen hatten. Nur ihnen hatten wir es zu verdanken, dass wir ohne Zeitdruck, wohl wissend am Ende ein Zimmer zu haben, die restliche Etappe sogar genießen konnten. In Moratinos angekommen liefen wir an dem Neubau von Martina und Daniel vorbei, um im Anschluss in der Herberge, geführt von einen italienischen Ehepaar, unseren heutigen Tag beenden zu können. Das reservierte Dreibettzimmer war mit einem Doppelbett und quer darüber mit einem Einzelbett ausgestattet. Ein wunderbar sauberes Bad mit frischen Handtüchern konnten wir für diese Nacht auch unser Eigen nennen. Wir fühlten uns sehr wohl und die ganze Herberge war in einem außerordentlich sauberen Zustand. Hier hätte man auch ohne jegliche Bedenken im sehr sauberen Bettenlager schlafen können. Wie bereits am Vortag von Daniel versprochen, erhielten wir zum Abendessen als Vorspeise einen schönen italienischen gemischten Salat mit Baguette, Pasta und Pizza als Hauptgang und zur Nachspeise ein herrliches Eis. An diesem lauen Sommerabend saßen wir noch lange im Freien und genossen unseren Wein, bevor wir uns dann in unser Quartier legten, um am nächsten Morgen wieder ausgeruht starten zu können.
6. Juni Moratinos – El Burgo Ranero (30 km)
Larissa stand um halb sechs auf und ging ins Badezimmer. Peter über uns rührte sich noch keinen Zentimeter und Franzi war auch noch im Reich ihrer Träume. Plötzlich drehte sie sich zu mir, kuschelte sich an mich und legte ihr Ärmchen so fest um meinen Hals, dass ich fast keine Luft mehr bekam. Die Situation aber so sehr genießend rührte ich mich keinen Millimeter. Nun öffnete sie die Augen und sagte: »Omi, ich hab dich ganz fest lieb .« Was kann an einem Tag, nach so einem Ausspruch noch schiefgehen? Nichts mehr!
Nacheinander gingen wir alle ins Bad und machten uns fertig für das Frühstück. Die Rucksäcke waren schnell gepackt, um gleich nach dem Frühstück, gegen halb acht, aufzubrechen. Wir gingen in den zwar spartanischen, aber sehr gepflegten Frühstücksraum und bereiteten uns bei Kaffee und Croissants geistig auf unsere weiteren 30 Kilometer, die wir heute gehen wollten, vor. Heute waren wir genau im Zeitplan, Start halb acht, aber bevor ich es vergesse zu erwähnen, meine Zehen taten weh und meine Nägel der großen Zehen wurden beide bereits dunkelblau, mein rechter Fuß wurde immer dicker und mein rechter Knöchel schmerzte täglich mehr. Der Rücken war zwischenzeitlich an das Gewicht des Rucksacks so gewöhnt, dass ich schon befürchtete ohne Rucksack nie wieder aufrecht laufen zu können. Aber nachdem ich wusste, dass es meinem Mann auch nicht wirklich besser ging, hielt ich mich mit Jammern lieber zurück. Auch Larissa erzählte zwischenzeitlich, dass es ihr die ersten Tage fürchterlich schlecht gegangen war, dass sie schon befürchtet hatte krank zu werden, aber mit ihrem eisernem Willen ging doch »fast alles«.
Der Weg war abwechslungsreich, bereits nach einer halben Stunde kamen wir nach San Nicolas del Real Camino. Wir gingen durch den Ort bis zu einer Lagerhalle, an der ein Wegweiser » Sendero de Peregrinos «, nach rechts weisend, angebracht war. Diese Route führte entlang der Nationalstraße und Autobahn. Nachdem wir keinerlei Lust verspürten, entlang befahrener Straßen zu laufen, entschieden wir uns für die etwas längere, dafür aber wesentlich ruhigere Route entlang eines sanft ansteigenden Feldweges bis zur » Ermita de la Virgen del Puente«. Franzi schlief die erste Zeit des Vormittages in ihrem Wagen und meine Tochter konnte es nicht glauben, dass sie uns trotz unserer lädierten Füße nicht abschütteln konnte. Immer wieder drehte sie sich ungläubig um und meinte nur: »Bin ich heute so langsam ?«
Die Ermita aus dem 12. Jahrhundert vereint romanische und arabische Elemente. Einmal im Jahr, immer am 25. April, findet zu ihr eine Wallfahrt statt. Hier angekommen machten wir Rast. Die kleine Ziegelsteinkapelle war natürlich, wie hätten wir es auch anders erwartet,
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