Drei Generationen auf dem Jakobsweg
geschlossen. Franziska aß mit viel Genuss ihre mitgebrachte Orange von Omi, einen Müsliriegel von Opi und einen Zitronenkuchen von Mami. Die frische Luft tat ihr gut und sie war bestens gelaunt. Nachdem wir aber noch eine große Strecke zurückzulegen hatten, brachen wir bald wieder auf und gingen in Richtung Sahagún weiter. Um elf Uhr waren wir bereits in Sahagún angekommen, nachdem wir uns aber schnell einig waren, dass uns dieser Ort nicht wirklich etwas zu sagen hatte, gingen wir, nachdem wir ein paar Fotos geschossen hatten, gleich nach Calzada del Coto und Calzadilla weiter. In Calzadilla angekommen machten wir an einer Weggabelung Rast. Als wir so dasaßen, sprang ein Radfahrer direkt vom Rad, um unsere Kleine samt Kinderkutsche zu fotografieren. Franzi hatte das Fotografieren durch die diversen Pilger so satt, dass sie ihm nur die kalte Schulter zeigte. Auch er stellte uns wieder die beinahe schon obligatorische Frage: »Wie und von wo sind Sie denn gestartet? Wie haben Sie denn die anstrengenden Etappen von bis gemeistert ?« Er schwang sich nach unseren knappen Antworten wieder auf sein Rad, rief noch: »Buen Camino« und »man sieht sich !«
Heute machten wir in dem letzten Ort vor unserem Etappenziel eine ordentliche Rast. In einem kleinen Lokal gab es, wir konnten es fast nicht glauben, durchgehend warme Küche. Wir hatten noch ungefähr sechs Kilometer vor uns, die gingen wir ja inzwischen rückwärts, so alberten wir jedenfalls und tranken zu unseren köstlichen Speisen jeder ein großes Bier. Franzi war nach all der Anstrengung mit ihrer gebratenen Wurst mit Pommes und Ketchup überglücklich. Außerdem bestellten wir ihre neue Leibspeise, Oliven und Baguette. Irgendwie wirkte Larissa heute sehr müde, und als vor dem Lokal ein Lieferwagen parkte, meinte sie, ob wir fragen sollten, wohin sie fahren und ob sie uns vielleicht mitnehmen könnten. Ich schaute sie an und merkte, dass es ihr voller Ernst war. Nur ein Blick in den Lieferwagen verriet, die hatten keinen Platz. Alles voll mit Werkzeug.
Nachdem wir uns gestärkt auf den weiteren Weg gemacht hatten, fing es plötzlich an zu nieseln. Da wir nicht wussten, wie sich das Wetter weiter entwickeln würde, der Himmel aber doch voller grauer Wolken hing, zogen wir vorsichtshalber unsere Regenponchos über. Der Weg zog sich entlang einer viel befahrenen Straße. In weiter Sicht ein Ort, der aber einfach nicht näherkommen wollte. Larissa schob und schob vor mir her und wurde immer schneller. Jetzt war sie ungefähr 200 Meter vor mir. Peter allerdings wurde hinter mir immer langsamer und langsamer. Er war bereits weit hinter mir. Was sollte ich tun, jetzt hing ich schon wieder zwischen den Stühlen! Wie sollte ich mich entscheiden? Wie schon gesagt, bei feuchtem Wetter laufen meine Füße fast von alleine. Ich könnte also Gas geben, aber genauso in einem langsameren Tempo weitergehen, ohne Probleme zu haben. Verdammt noch mal, wird das denn mein Leben lang nicht aufhören? Alle sind erwachsen und doch soll ich es immer jedem recht machen. Ich habe es satt, so haderte ich gedanklich mit Larissa, mit Peter und auch mit dem lieben Gott. Jetzt gehe ich einfach mein Tempo.
In El Burgo Ranero angekommen wartete Larissa mit der im Wagen schlafenden Franzi direkt am Ortseingang auf mich. Peter war immer noch 200 Meter zurück, seinen Blick zum Boden gerichtet kam er langsam näher. Ich dachte: Okay, es geht ihm bestimmt gut! Vielleicht genoss er es auch, ein bisschen alleine zu sein. Die Straße führte geradewegs in den Ort und wir warfen schnell einen Blick auf unseren Zettel von Daniel, denn jetzt fing es richtig an zu regnen. Jetzt erblickten wir eine ältere in schwarz gekleidete Frau in ihrer Haustüre lehnend, welche wir kurzerhand nach unserem vorgebuchten Hostal fragten. Die Frau war so freundlich, griff in ihre Schürze, um nachzusehen, ob sie den Schlüssel ihres Hauses dabeihatte, warf die Türe ins Schloss und brachte uns trotz des Regens direkt bis vor das genannte Hostal. Schnell gingen wir durch den Eingang direkt in das Lokal und ich traute meinen Augen nicht. Saß an der Bar doch glatt unser spanischer Eisspendierer . Mir wurde ganz übel. Jetzt gingen wir seit Tagen unsere Etappen entweder länger oder kürzer als die Vorschläge in den diversen Reiseführern und doch schafften wir es nicht, diesen Menschen abzuschütteln. Wie gut, dass Franzi noch schlief. In der Zwischenzeit war auch Peter bei uns. Schnell gingen wir an die Bar, wo
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