Drei Hände Im Brunnen
blauzumachen, war eine notwendige Schutzmaßnahme.
»Es wird ihm Leid tun, dass er nicht da war.« Mit einer schwungvollen Gebärde packte ich die neue Hand aus und schnippte sie neben Sergius auf die Bank. »Wir haben ihm ein weiteres Stück Schwarzpudding gebracht.«
»Bah! Bisschen dick geschnitten, oder?« Sergius bewegte sich nicht. Meiner Meinung nach besaß er keinerlei Gefühle. Trotzdem verstand er, was uns andere bewegte. »Nach dem letzten Leckerbissen, den ihr ihm gebracht habt, hat Fusculus geschworen, nie wieder Fleisch zu essen; jetzt isst er nur noch Kohl und Hagebuttencreme. Welche Caupona hat euch das denn serviert?« Irgendwie hatte Sergius erraten, dass wir gerade gegessen hatten. »Ihr solltet es den Ädilen melden, damit sie den Laden als Gesundheitsrisiko schließen können.«
»Ein Staatssklave hat die Hand aus der Aqua Marcia gefischt.«
»Wahrscheinlich ein Trick der Weinhändlergilde«, gluckste Sergius. »Um alle davon zu überzeugen, dass sie mit dem Wassertrinken aufhören sollen.«
»Uns haben sie schon überzeugt«, nuschelte ich.
»Das merkt man, Falco.«
»Wo ist die andere Hand?«, wollte Petro wissen. »Wir müssen sehen, ob sie zusammenpassen.«
Sergius schickte einen Schreiber los, um die Hand aus dem Museum zu holen, wo sie offenbar eine große Attraktion gewesen war. Sobald sie gebracht wurde, legte er sie neben die neue, als würde er ein Paar Kaltwetterhandschuhe ausbreiten. Er musste ein bisschen an dem losen Daumen der zweiten Hand fummeln, damit er richtig rum lag. »Zwei rechte Hände.«
»Schwer zu sagen.« Petronius hielt gebührend Abstand. Er war sich bewusst, dass die neue Hand in sehr schlechtem Zustand war. Schließlich hatte er die Nacht in derselben Wohnung mit ihr verbracht, ein Erlebnis, das ihm deutlich zusetzte.
»Es fehlt zwar eine Menge, aber der Daumen gehört genau so, und sie liegen beide mit der Handfläche nach oben. Ich sag euch, das sind beides rechte Hände.« Sergius blieb dabei, aber er ereiferte sich nie in einer Auseinandersetzung. Das hatte er auch nicht nötig. Die Leute brauchten nur seine Peitsche zu sehen, dann gaben sie ihm Recht.
Petronius stimmte mit düsterer Miene zu. »Also muss es zwei Leichen geben.«
»Derselbe Mörder?«
»Könnte ein Zufall sein.«
»Und Flöhe fallen runter, bevor sie beißen«, spottete Sergius. Er beschloss, nach Scythax zu brüllen, um eine professionelle Meinung zu hören.
Scythax, der Arzt der Truppe, war ein mürrischer orientalischer Freigelassener. Sein Haar lag in einer vollkommen geraden Linie auf seinen Augenbrauen, als hätte er es selbst geschnitten und dabei ein Lineal verwendet. Im vergangenen Jahr war sein Bruder ermordet worden, und seitdem war er noch wortkarger.
Wenn er sprach, wirkte er misstrauisch, und sein Ton war deprimierend. Das galt auch für medizinische Witze. »Für diesen Patienten kann ich nichts mehr tun.«
»Ach, versuch es doch wenigstens, Hippokrates! Er könnte sehr reich sein. Die Reichen sind immer darauf aus, ewig zu leben, und sie zahlen gut, wenn man ihnen das verspricht.«
»Du bist ein Clown, Falco.«
»Na ja, wir haben nicht von dir erwartet, dass du die hier wieder annähst.«
»Wer hat die denn verloren?«
»Wissen wir nicht.«
»Was kannst du uns über die Hände sagen?«
Sergius erläuterte seine Theorie, dass die Hände von verschiedenen Personen stammten. Scythax schwieg so lange, dass Zweifel daran aufkam, dann bestätigte er es. Er war ein echter Mediziner, wusste genau, wie er die Leute mit seiner überlegenen, wissenschaftlichen Art nerven konnte.
»Sind das männliche Leichen?«, fragte Petro.
»Könnte sein.« Der Arzt blieb so vage wie ein Weg durch das Moor bei dickem Nebel. »Wahrscheinlich nicht. Zu klein. Eher wohl Frauen, Kinder oder Sklaven.«
»Und wie sind sie von den Armen abgetrennt worden?«, wollte ich wissen. »Könnten sie von Hunden oder Füchsen aus den Gräbern ausgebuddelt worden sein?« Bevor das Bestatten von Leichen in der Stadt verboten wurde, hatte es auf dem Esquilin einen Friedhof gegeben. Da oben stank es immer noch. Man hatte Gärten angelegt, aber ich würde es mir zweimal überlegen, dort ein Spargelbeet auszuheben.
Scythax betrachtete die Hände erneut, war aber nicht bereit, sie anzufassen. Sergius hatte keine solchen Skrupel und hob die eine Hand hoch, damit der Arzt das Handgelenk
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