Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
…«
     
    Petronius betrachtete den Sklaven mit freundlichem Blick. »Ich nehme an«, meinte er, »dass ihr bei einem solchen Fund die Anweisung habt, nichts zu sagen, damit die Öffentlichkeit nicht alarmiert wird?«
     
    »Genau!«, stimmte Cordus aufgeregt zu.
     
    »Wie viele Leichenteile hast du denn vorher schon gefunden?«, fragte ich. Jetzt, da noch eine zweite Person sich zu interessieren begann, wurde er munterer. Vielleicht hatten wir ja doch etwas für seine Gabe übrig. Es könnte unter Umständen die Bezahlung erhöhen.
     
    »Na ja, ich selbst nicht, Legat. Aber Sie würden erstaunt sein. Alle möglichen Sachen tauchen da im Wasser auf, ich hab schon von vielem gehört.«
     
    »Auch handlose Leichen?«
     
    »Arme und Beine, Legat.« Das war reines Hörensagen, merkte ich. Und Petro merkte es auch, wie ich sah.
     
    »Hast du je welche zu Gesicht bekommen?«
     
    »Nein, aber ein Kumpel von mir.« Jeder in Rom hat einen Kumpel, dessen Leben viel interessanter ist als das eigene. Nur komisch, dass man diesen Kumpel nie zu sehen bekam.
     
    »Die Hand ist dein erster großer Fund?« Ich ließ es so klingen, als wäre es etwas, worauf man stolz sein könnte.
     
    »Ja, Herr.«
     
    Ich warf Petronius einen Blick zu. Er verschränkte die Arme. Ich tat es ihm nach. Wir gaben vor, eine schweigende Konferenz abzuhalten. In Wirklichkeit waren wir beide trübster Stimmung.
     
    »Cordus«, fragte ich, »weißt du, ob das Wasser der Aqua Appia und das der Aqua Marcia aus derselben Quelle stammen?«
     
    »Nein, weiß ich nicht, Legat. Fragen Sie mich nichts über Aquädukte. Ich bin bloß so ein Trottel, der im Nassen arbeitet und den Kalk abschlägt. Ich hab keine Ahnung von Technik.«
     
    Ich grinste ihn an. »Wie schade! Ich hoffte, du könntest es uns ersparen, mit einem dieser langatmigen Hydraulikinspektoren zu reden.«
     
    Er sah niedergeschlagen aus.
     
    Vermutlich hatte er alles andere als eine saubere Weste, aber er hatte uns davon überzeugt, dass er es gut gemeint hatte. Wir wussten beide, wie hart das Leben eines Staatssklaven war, also kramten Petro und ich in unseren Taschen und Geldbörsen. Gemeinsam konnten wir drei Viertel eines Denarius zusammenkratzen, alles in kleinen Münzen. Cordus schien begeistert zu sein. Eine halbe Stunde in unserem Loch über der Brunnenpromenade hatte ihm klargemacht, dass er von zwei Typen wie uns kaum mehr als einen Tritt in den Hintern zu erwarten hatte und mit leeren Händen wieder abziehen würde. Ein paar Kupfermünzen waren besser als das, und er konnte sehen, dass bei uns sonst nichts mehr zu holen war.
     
    Nachdem er gegangen war, zog Petronius seine Stiefel an und verschwand, um so rasch wie möglich die Sache mit der Belohnung wieder abzuwischen. Ich trug vorsichtig den Hocker mit der Hand darauf auf den Balkon hinaus, aber sofort kam eine Taube angeflogen und pickte daran herum. Daraufhin holte ich den Hocker wieder herein und stülpte Petros feines Essgeschirr als Deckel darüber.
     
    Er würde mich verfluchen, aber bis dahin wäre ich längst auf der anderen Straßenseite bei Helena. Das Gute an der Arbeit mit einem Partner war, dass ich es ihm überlassen konnte, sich die ganze Nacht mit neuen Beweismitteln herumzuärgern. Als Seniorpartner konnte ich das alles vergessen und dann am nächsten Morgen erfrischt und mit einem Haufen unausführbarer Ideen hereinschlendern und in schikanierendem Ton fragen, auf was das Fußvolk gekommen war.
     
    Manche von uns sind eben geborene Unternehmensleiter.
     

XII
    Der Kurator der Aquädukte war ein kaiserlicher Freigelassener, vermutlich ein raffinierter und gebildeter Grieche, der seine Arbeit mit engagierter Tüchtigkeit ausübte. Ich sage »vermutlich«, weil Petro und ich ihn nie zu sehen bekamen. Dieser hoch gestellte Beamte war zu raffiniert und gebildet, um Zeit für eine Besprechung mit uns zu haben.
     
    Petronius und ich verschwendeten einen ganzen Vormittag in seinem Büro auf dem Forum. Wir beobachteten eine lange Prozession von Vorarbeitern der verschiedenen Sklaventrupps, die ihre Tagesbefehle empfingen und dann wieder hinausmarschierten, ohne ein Wort mit uns zu wechseln. Wir spürten diverse Mitglieder eines geschäftigen Sekretariats auf, die uns alle sehr diplomatisch behandelten und zum Teil sogar höflich waren. Uns wurde klar, dass Leuten aus dem Volk keine Audienz beim Herrn der Wasser gewährt werden würde – selbst wenn sie Vorschläge zu machen hatten, wie er den Wasserzufluss

Weitere Kostenlose Bücher