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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mit einer rüden Grimasse zu verstehen, dass diese Trantüten uns suchten. Wir errieten auch, dass sie ihnen gesagt hatte, wenn sie uns da oben nicht finden würden, hätten sie nicht viel verpasst. Typischerweise hatte sie keine Anstalten gemacht, die vier darauf hinzuweisen, dass wir für alle sichtbar hier drüben saßen.
     
    Sehr viel später kamen die Schlaffis ziellos wieder nach unten getappt. Eine Weile lungerten sie auf der Straße herum und berieten vage. Dann entdeckte einer Cassius, den Bäcker, dessen Laden während Lenias verhängnisvoller Hochzeitsnacht abgebrannt war. Er mietete jetzt woanders die Öfen eines Kollegen, hatte hier aber noch einen Stand für seine alten Stammkunden. Der hungrige Holzkopf kaufte sich ein Brötchen und fragte offenbar gleichzeitig nach uns. Cassius schien uns verraten zu haben. Der Holzkopf schlenderte zurück zu seinen Kumpanen und erzählte es ihnen. Sie drehten sich alle langsam um und schauten zu uns hinauf.
     
    Petro und ich bewegten uns nicht. Er saß immer noch mit hochgelegten Beinen auf einem Hocker, ich stand gegen den Rahmen der Eingangstür gelehnt und feilte mir die Nägel.
     
    Zu unserer Überraschung schwätzten sie noch weiter miteinander. Dann beschlossen sie, zu uns herüberzukommen. Wir warteten ruhig auf sie.
     
     
    »Seid ihr Falco und Petronius?«
     
    »Wer will das wissen?«
     
    »Ihr solltet besser antworten.«
     
    »Unsere Antwort lautet: Wer wir sind, geht niemanden was an.«
     
    Eine typische Unterhaltung unter Fremden, wie sie ständig auf dem Aventin stattfand. Für die eine Seite der Beteiligten war das Ergebnis für gewöhnlich kurz, scharf und schmerzhaft.
     
    Die vier, die von ihren Müttern alle nicht gelernt hatten, den Mund zuzumachen oder sich nicht an den Eiern zu kratzen, überlegten, was sie jetzt tun könnten.
     
    »Wir suchen nach zwei Armleuchtern namens Petronius und Falco.« Der Anführer dachte, wenn er es oft genug wiederholte, würden wir schließlich zugeben, es zu sein. Vielleicht hatte man ihm nicht gesagt, dass wir in der Armee gedient hatten.
     
    Wir wussten, wie man Befehlen gehorchte – und wie man sie ignoriert.
     
    »Hübsches Spiel.« Petronius grinste mich an.
     
    »Könnte ich den ganzen Tag spielen.«
     
    Eine Pause entstand. Über den Reihen der dunklen Mietshäuser brannte die sengende Mittagssonne. Schatten waren auf nichts zusammengeschrumpft. Balkonpflanzen knickten japsend auf ihren Stängeln. Friede hatte sich über die dreckigen Straßen gesenkt, da alle nach drinnen gekrochen waren und sich gegen mehrere Stunden unerträglicher Sommerhitze wappneten. Es war Zeit zum Schlafen oder zu einem nicht zu anstrengenden Schäferstündchen. Nur die Ameisen arbeiteten noch unverdrossen. Und die Schwalben kreisten noch, stießen manchmal ihre schwachen hohen Schreie aus, während sie unermüdlich durch den atemberaubend blauen römischen Himmel über dem Aventin und dem Kapitol schossen. Selbst das endlose Klicken eines Abakus in einem hoch oben gelegenen Zimmer, wo irgendein Vermieter gewöhnlich saß und sein Geld zählte, schien ein bisschen zu stocken.
     
    Es war zu heiß, Ärger zu machen, und erst recht zu heiß, sich dagegen zur Wehr setzen zu müssen. Trotzdem kam einer der Dummköpfe auf die dämliche Idee, mich packen zu wollen.
     

XIV
    Ich boxte ihn kräftig in den Magen, bevor er an mir dran war. Gleichzeitig kam Petro mit einer fließenden Bewegung auf die Füße. Keiner von uns verschwendete Zeit damit zu kreischen: Oje, was ist denn los? Wir wussten, was los war – und wir wussten, was wir dagegen unternehmen mussten.
     
    Ich packte den Ersten an den Haaren, da seine Tunika nicht genug Stoff für einen festen Griff bot. Die Burschen waren verkümmert und lahm. Keiner hatte den Willen zum Widerstand. Den Arm um seine Taille geschlungen, benutzte ich ihn als Kehrbesen, um die anderen von der Treppe zu fegen. Petro dachte, er sei nach wie vor siebzehn; er musste angeben, setzte über das Geländer und sprang auf die Straße hinunter. Er zuckte reumütig zusammen, war aber in der richtigen Position, den Kampf zu eröffnen, als die Jungs die Treppe herunterrannten. Wir nahmen sie in die Zange und verprügelten sie, ohne zu viel Atem verschwenden zu müssen. Dann warfen wir sie einen auf den anderen.
     
    Mit dem Fuß auf dem Obersten, schüttelte mir Petro förmlich die Hand. Er war kaum ins Schwitzen gekommen. »Zwei für jeden. Gerecht verteilt.«
     
    Wir sahen sie uns an.

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