Drei Hände Im Brunnen
verputzte er in aller Ruhe eine Schüssel Damaszenerpflaumen. »Ich lasse nicht zu, dass wir unprofessionell wirken.«
Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass der Grund, warum wir wie streunende Hunde auf dem Markt aussahen, an unserem Herumlungern in Weinschenken lag, da wir es bisher noch zu keiner zahlenden Klientel gebracht hatten. »Julia ist kein Problem. Sie schläft ja dauernd.«
»Und brüllt! Wie kannst du einen Klienten beeindrucken, wenn du ein schreiendes Neugeborenes auf einer Decke auf dem Tisch liegen hast? Wie kannst du einen Verdächtigen verhören, während du dem Baby den Hintern abwischst? Bei allen Göttern, Falco, wie kannst du eine diskrete Überwachung mit einem auf den Rücken geschnallten Baby durchführen?«
»Ich schaff das schon.«
»Wenn du erst mal in ein Handgemenge gerätst und ein Verbrecher sich das Kind als Geisel schnappt, wirst du das anders sehen.«
Ich schwieg. In dem Punkt hatte er Recht.
Doch er war noch nicht fertig. »Wie kannst du denn jemals wieder ein Fläschchen Wein und ein ruhiges Gespräch in einer Caupona genießen …« Wenn mein alter Freund erst einmal damit anfing, eine Beschwerdeliste aufzustellen, machte er daraus eine zehn Schriftrollen umfassende Enzyklopädie.
Um ihn zum Schweigen zu bringen, schlug ich vor, zum Mittagessen auszugehen. Dieser Aspekt der freiberuflichen Arbeit heiterte ihn wie gewöhnlich auf, und wir machten uns auf den Weg, wobei wir Julia notwendigerweise mitnehmen mussten. Als es Zeit zum Stillen wurde, waren wir gezwungen, nach Hause zurückzukehren, um sie Helena zu übergeben, aber eine kurze Mahlzeit – bei der wir ausnahmsweise unseren Wein mit Wasser vermischten – konnte nur unserer Gesundheit förderlich sein, wie ich Petro erklärte. Er sagte mir, wohin ich mir mein Lob für ein abstinentes Leben stecken könne.
Helena war noch nicht da, also ließen wir uns wieder auf der Veranda nieder, als wären wir nie weg gewesen. Um die Täuschung echter wirken zu lassen, setzten wir denselben Streit fort.
Wir hätten noch Stunden so weitermachen können. Es war, als wären wir wieder achtzehnjährige Legionäre. Während unserer Dienstzeit in Britannien hatten wir Tage damit zugebracht, über sinnlose Themen zu debattieren, unsere einzige Unterhaltung während des obligatorischen Wachdienstes, den wir zwischen unsere Besäufnisse mit keltischem Bier und der Prahlerei darüber schieben mussten, dass wir in der nächsten Nacht unsere Jungfräulichkeit bei einer der billigen Lagerprostituierten verlieren würden. (Wir konnten es uns nie leisten; unser ganzer Sold ging für das Bier drauf.)
Aber unser Türschwellensymposium sollte unterbrochen werden. Wir beobachteten den näher kommenden Ärger mit Interesse.
»Schau dir diese Bande von Idioten an.«
»Scheinen sich verlaufen zu haben.«
»Verlaufen und blöd noch dazu.«
»Dann wollen sie bestimmt zu dir.«
»Nein, ich würde sagen, zu dir.«
Es waren drei Schlaffis und ein dösig blickender Rüpel, der ihr Anführer zu sein schien. Ihre Tuniken waren so fadenscheinig, dass sich selbst meine geizige Mutter geweigert hätte, sie zum Bodenaufwischen zu benutzen. Die Dinger gingen kaum bis über ihren Hintern, hatten einen Strick als Gürtel, ausgefranste Halsausschnitte, herabhängende Säume, und hier und da fehlte ein Ärmel. Als wir sie entdeckten, tappten sie wie entlaufene Schafe durch die Brunnenpromenade. Sie sahen aus, als wären sie aus einem bestimmten Grund hier, hätten ihn aber vergessen. Jemand musste sie geschickt haben; dieses Häufchen hatte nicht genug Grips im Hirn, sich selbst einen Plan auszudenken. Wer immer ihr Auftraggeber war, er musste ihnen genaue Anweisungen gegeben haben, aber er hatte seinen Atem verschwendet.
Nach einer Weile näherten sie sich der Wäscherei auf der anderen Straßenseite. Wir beobachteten, wie sie berieten, ob sie reingehen sollten, bis Lenia herausgeschossen kam. Sie musste gedacht haben, die Tölpel wollten was von ihren Wäscheleinen klauen, also war sie rausgekommen, um ihnen bei der Auswahl zu helfen. Tja, sie konnte sehen, dass die Jungs es nötig hatten. Ihre derzeitige Aufmachung war erbärmlich.
Sie führten ein langes Gespräch, nach dem die vier die Steinstufen hinaufgingen, die sie – falls sie das Durchhaltevermögen hatten – bis zu meiner alten Wohnung im obersten Stock bringen würden. Lenia drehte sich zu Petro und mir um und gab uns
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