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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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untersuchen konnte. Scythax machte einen Satz zurück. Er spitzte angewidert die Lippen. »Ich kann keine eindeutigen Bissspuren von Tieren erkennen. Für mich sieht es eher so aus, als wäre das Handgelenk mit einer Klinge abgetrennt worden.«
     
    »Dann ist es Mord!«, krähte Sergius. Er hielt sich die Hand direkt vors Gesicht und betrachtete sie wie jemand, der eine kleine Schildkröte untersucht.
     
    »Was für eine Art Klinge?«, wolle Petro von Scythax wissen.
     
    »Keine Ahnung.«
     
    »War es ein sauberer Schnitt?«
     
    »Kann man nicht sagen. Dazu ist die Hand zu stark verwest.«
     
    »Sieh dir auch noch mal die andere an«, befahl ich. Sergius legte die erste Hand hin und hielt eifrig die zweite hoch. Scythax wurde noch bleicher, als der Daumen schließlich abfiel.
     
    »Es lässt sich unmöglich sagen, wie das passiert ist.«
     
    »An beiden ist noch ein Stück Handgelenk dran.«
     
    »Das stimmt, Falco. Sogar etwas vom Unterarmknochen. Das ist keine natürliche Trennung am Gelenk, wie sie durch Verwesung entstehen kann.«
     
    Sergius legte die zweite Hand wieder auf die Bank und richtete sorgfältig den Daumen so aus, wie er seiner Meinung nach an die Hand gehörte.
     
    »Danke, Scythax«, sagte Petro düster.
     
    »Keine Ursache«, murmelte der Arzt. »Wenn ihr weitere Teile von diesen Leuten findet, konsultiert gefälligst einen anderen Arzt.« Er funkelte Sergius an. »Und du – wasch dir die Hände!« Was nicht viel Zweck haben würde, da das gesamte Wasser aus den verschmutzten Aquädukten kam.
     
    »Nimm ein Kopfwehpulver und leg dich eine Weile hin«, rief Sergius dem mit raschen Schritten davongehenden Arzt fröhlich nach. Scythax war berüchtigt für seine Abneigung, Schmerzmittel zu verschreiben; im Allgemeinen wies er schwer verwundete Vigiles an, zum Dienst zurückzukehren und sich kräftig zu bewegen. Mit den Lebenden ging er hart um. Offenbar hatten wir mit unserer kleinen Auswahl an Leichenteilen seine Schwachstelle gefunden.
     
    Unsere übrigens auch.
     

XIII
    Am nächsten Tag war es nicht mehr zu übersehen, dass sich die Neuigkeit unter den Staatssklaven der Wasserbehörde wie ein Lauffeuer verbreitet hatte. Unter ihnen entbrannte ein Wettkampf, wer die ekligsten »Beweise« beibringen und uns überreden konnte, sie anzunehmen. Sie trotteten die Brunnenpromenade hinauf, gaben sich unschuldig und bescheiden und trugen heimlich kleine Päckchen bei sich. Sie waren Mistkerle. Das, was sie uns zu bieten hatten, war nutzlos. Und es stank. Manchmal konnten wir erkennen, was es war; oft wollten wir es lieber nicht wissen. Aber wir mussten die Sache durchziehen, weil sie uns eines Tages vielleicht etwas Brauchbares bringen würden.
     
    »Das hast du dir selbst zuzuschreiben«, sagte Helena.
     
    »Nein, Liebste. Lucius Petronius Longus, mein wundervoller neuer Partner, ist der Idiot, dem wir das verdanken.«
     
    »Und wie kommst du mit Petro aus?«, fragte sie zurückhaltend.
     
    »Die Frage habe ich dir gerade beantwortet.«
     
    Nachdem die Staatssklaven auch noch ihre Vorarbeiter dazu verleitet hatten, an dem Spiel teilzunehmen, schlossen Petro und ich unser Büro ab und verzogen uns in meine neue Wohnung. Helena ergriff diese Chance sofort. In wenigen Augenblicken hatte sie sich ein schickes rotes Gewand übergeworfen, klimperte mit den Glasperlen an ihren Ohrläppchen und setzte einen Sonnenhut auf. Sie wollte eine Schule für Waisenkinder besuchen, deren Patronin sie war. Ich gab ihr Nux zur Bewachung mit; auf mich würde Julia aufpassen.
     
    Durch das Baby kam es zu Spannungen.
     
    »Ich kann nicht glauben, dass du das erlaubst!«, knurrte Petronius.
     
    »Ich neige dazu, im Zusammenhang mit Helena das Wort ›erlauben‹ nicht zu benutzen.«
     
    »Du bist ein Trottel, Falco. Wie kannst du deinen Job machen, wenn du gleichzeitig als Kindermädchen fungierst?«
     
    »Daran bin ich gewöhnt. Marina hat dauernd Marcia bei mir abgeladen.« Marina war die Freundin meines verstorbenen Bruders, eine Frau, die wusste, wie man anderen das Blut aussog. Ich war ganz verliebt in die kleine Marcia, was Marina nach Kräften ausnützte. Nachdem Festus gestorben war, quetschte sie alles an Mitleid, Schuldgefühlen und (was sie schamlos am meisten vorzog) Bargeld aus mir raus.
     
    »Es muss feste Regeln geben«, fuhr Petro düster fort. Er saß auf meiner Vorderveranda, die großen Füße auf das verrottete Geländer gelegt, und blockierte die Treppe. Da sich nichts tat,

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