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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nahmen alles in Empfang und verzeichneten es. Anacrites war bisher nur so weit gekommen, ein Formular zu entwerfen, das sorgfältig von seinen Schreibern ausgefüllt werden musste. Ich warf ihnen den von Gaius gefundenen Zeh hin, weigerte mich, Einzelheiten für die vorgeschriebene halbe Schriftrolle zu liefern, grinste anzüglich in Richtung Tür von Anacrites’ abgeschirmtem Privatbüro und verschwand wieder.
     
    Ich hatte meinen Spaß gehabt und hätte es dabei belassen können. Stattdessen nagte etwas an mir, das Gaius gesagt und ich auch auf Julias Fest mitbekommen hatte, und ich beschloss, Lollius einen Besuch abzustatten.
     
     
    Meine Schwester Galla mühte sich um ein Auskommen für ihre ungewisse Kinderzahl, ohne dabei von ihrem Mann unterstützt zu werden. Sie wohnte in einem miesen Loch unten an der Porta Trigemina zur Miete. Man hätte es als schönes Grundstück am Fluss mit einer fabelhaften Aussicht und einer Sonnenterrasse beschreiben können, nur durfte man es dazu nicht gesehen haben. Hier war mein Lieblingsneffe Larius aufgewachsen, bevor er so vernünftig war, durchzubrennen und Wandmaler in den luxuriösen Villen an der Bucht von Neapolis zu werden. Gaius wohnte ebenfalls theoretisch hier, wenn er auch kaum auftauchte und es vorzog, Würste von den Straßenverkäufern zu klauen und sich nachts in einem Tempelportikus zusammenzurollen. Hier konnte man zu extrem unregelmäßigen Zeiten sogar auf den Tiberbootsmann Lollius treffen.
     
    Er war ein fauler, betrügerischer und brutaler Mann – ziemlich zivilisiert im Vergleich zu meinen übrigen Schwägern. Ich konnte ihn noch weniger als die anderen leiden, mit Ausnahme von Gaius Baebius, dem arroganten Zollbeamten. Lollius war dazu auch noch hässlich, aber so großspurig, dass er die Frauen irgendwie von seiner Attraktivität überzeugte. Galla fiel darauf rein – jedes Mal, wenn er von den anderen Weibern zurückkam. Sein Erfolg mit Schankkellnerinnen war einfach unglaublich. Galla und er unternahmen regelmäßige Versuche, ihre Ehe zu kitten; und behaupteten, sie täten es um der Kinder willen. Die meisten ihrer Kinder verkrochen sich bei meiner Mutter, wenn das passierte. Kaum war das bedauernswerte Paar angeblich wieder vereint, spielte Lollius rein mit dem Kaninchen ins Loch bei der nächsten fünfzehnjährigen Blumenverkäuferin; natürlich erfuhr Galla es schnellstens von einer mitfühlenden Nachbarin, und wenn er dann nächtens nach Hause getorkelt kam, fand er die Tür verschlossen. Das schien ihn jedes Mal zu überraschen.
     
    »Wo ist Gaius?«, schrie meine Schwester, als ich ihr verdrecktes Heim betrat und mir den Stiefel abputzte, weil ich im Flur in eine vergessene Schüssel mit Welpenfutter getreten war.
     
    »Woher soll ich das wissen? Dein ungewaschener, unerzogener kleiner Rotzlöffel geht mich nichts an.«
     
    »Er wollte zu dir.«
     
    »Das muss vor mindestens zwei Tagen gewesen sein.«
     
    »Ach ja?« Kein Wunder, dass Gaius sich herumtrieb. Galla war eine hoffnungslose Mutter. »Was gedenkst du wegen Larius zu unternehmen?«
     
    »Nichts, Galla. Hör auf, mich damit zu nerven. Larius macht genau das, was er schon immer wollte, und wenn das zufällig das Bemalen von Wänden meilenweit von Rom entfernt ist, dann finde ich das völlig in Ordnung. Wo ist Lollius?«, brüllte ich, da ich Galla noch nicht zu Gesicht bekommen hatte und nicht wusste, aus welchem Raum sie mich anplärrte.
     
    »Wen kümmert’s? Er schläft.« Wenigstens war er da.
     
    Ich fand den unsympathischen Schuft und zerrte ihn von einem schmierigen Kissen, auf dem er mit einer leeren Amphore im Arm schnarchte. Das war Lollius’ Vorstellung von einem treu sorgenden Gatten. Galla begann zu keifen, sobald sie ihn brummeln hörte, woraufhin er mir zuzwinkerte und wir uns davonmachten, ohne ihr Bescheid zu sagen. Galla war daran gewöhnt.
     
     
    Ich ging mit meinem Schwager zum Forum Boarium. Er war vermutlich betrunken, aber da er auch schon in nüchternem Zustand humpelte, blieb mir nichts anderes übrig, als ihn zu stützen. Er sah aus, als würde er stinken, also hielt ich genügend Abstand.
     
    Wir befanden uns auf der mit Stein verkleideten Seite des Tiber, genannt das Marmorufer, ein ganzes Stück entfernt von den Kais am Emporium, aber noch vor den schicken Theatern und Portiken und der großen Flussbiegung, die das Marsfeld umschließt. Hinter dem Pons Sublicius umgingen wir den Bogen des Lentulus und das Büro des Marktinspektors und

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