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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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verköstigen und zu kleiden, hatte nicht vor, unseren Haushalt zu erweitern, solange wir in diesen beengten Verhältnissen wohnten, und auch nicht die Hoffnung, dass sich die Bedingungen in naher Zukunft ändern würden.
     
    »Natürlich«, erwiderte ich.
     
    Helena ging nicht weiter darauf ein. Das weiche Material ihres dunkelroten Kleides war an den Kufen der Wiege zu ihren Füßen hängen geblieben. Ich konnte das Baby nicht sehen, aber ich wusste genau, wie es ausschauen und riechen und schniefen und blinzeln würde, wenn ich an die Wiege trat und es betrachtete. Genau wie ich Helenas rascheren Atem kannte, das Aufwallen ihrer Verärgerung, weil ich das Kind ungeschützt zurückgelassen hatte, und den angespannten Muskel im Winkel ihres süßen Mundes, während sie mit ihren widersprüchlichen Gefühlen für mich kämpfte. Vielleicht konnte ich sie mit einem frechen Grinsen für mich gewinnen. Aber sie war mir zu wichtig, um das zu versuchen.
     
    Wahrscheinlich hatte Petro einst das Gleiche für seine Frau und seine Familie empfunden wie ich für meine. Weder er noch Silvia hatten sich grundlegend verändert. Und doch schien es ihm irgendwann egal geworden zu sein, ob sie von seinen Fehltritten erfuhr, während sie aufgehört hatte, daran zu glauben, dass er vollkommen sei. Sie hatten die häusliche Toleranz verloren, die das Zusammenleben mit einem anderen Menschen erträglich macht.
     
    Helena schien sich zu fragen, ob auch uns das eines Tages passieren würde. Vielleicht sah sie aber auch die Traurigkeit in meinem Gesicht, denn sie kam zu mir, als ich die Hände nach ihr ausstreckte. Ich nahm sie in die Arme und hielt sie umschlungen. Sie war warm, und ihr Haar duftete nach Rosmarin. Wie immer passten sich unsere Körper einander vollkommen an. »Ach, Liebste, es tut mir so Leid. Ich bin eine Katastrophe. Wieso bist du nur auf mich verfallen?«
     
    »Falsche Beurteilung. Und warum hast du mich gewählt?«
     
    »Ich fand dich wunderschön.«
     
    »Muss an der Beleuchtung gelegen haben.«
     
    Ich beugte mich ein bisschen zurück und betrachtete ihr Gesicht. Bleich, vielleicht müde, doch nach wie vor ruhig und gefasst. Sie wurde schon mit mir fertig. Immer noch Hüfte an Hüfte mit ihr, küsste ich sie leicht auf die Stirn, eine Begrüßung, nachdem wir getrennt gewesen waren. Ich glaubte an tägliche Zeremonien.
     
    Ich fragte sie nach der Schule für Waisenkinder, und sie berichtete mir von ihrem Tag, sprach förmlich, aber ohne Vorwurf in der Stimme. Dann fragte sie mich, was so wichtig gewesen sei, mich aus dem Haus zu locken, und ich erzählte ihr von Anacrites. »Er hat uns also unser Rätsel vor der Nase weggeschnappt. Das ist sowieso eine Sackgasse, daher sollten wir wohl froh sein und es ihm überlassen.«
     
    »Du wirst doch nicht aufgeben, Marcus?«
     
    »Du meinst, ich sollte weitermachen?«
     
    »Du hast darauf gewartet, dass ich das sage«, meinte sie lächelnd. Nach einem Moment fügte sie hinzu und beobachtete mich dabei: »Was will Petro denn tun?«
     
    »Hab ihn nicht gefragt.« Auch ich wartete einen Moment und sagte dann mit einer Grimasse: »Wenn ich am Brüten bin, rede ich mit dir. Das wird sich nie ändern, weißt du.«
     
    »Ihr beide seid Partner.«
     
    »Arbeitspartner. Du bist meine Lebenspartnerin.« Mir war aufgefallen, dass ich trotz der Zusammenarbeit mit Petro nach wie vor diffizile Themen mit Helena durchkauen wollte. »Das ist eine Frage der Definition, Liebste. Wenn ein Mann eine Frau nimmt, will er sie ins Vertrauen ziehen. Wie nahe ein Freund ihm auch stehen mag, da bleibt immer noch ein letztes Quäntchen an Zurückhaltung. Vor allem, wenn der Freund selbst sich auf eine Weise verhält, die unvernünftig scheint.«
     
    »Du unterstützt Petronius doch ganz und gar …«
     
    »Aber ja. Dann komme ich nach Hause und erzähle dir, was für ein Trottel er ist.«
     
    Helena sah aus, als wollte sie mich mehr als flüchtig küssen, aber zu meiner Verärgerung wurde sie dabei unterbrochen. Kleine Füße in großen Stiefeln traten wiederholt gegen unsere Haustür. Als ich rausging, um nachzusehen, war es, wie ich erwartet hatte, die verdrießliche, unsoziale Gestalt meines Neffen Gaius. Ich kannte seinen Vandalismus nur zu gut.
     
    Er war dreizehn, würde demnächst vierzehn werden. Einer von Gallas Brut – ein rasierter Kopf, die Arme voll selbst angebrachter Tätowierungen von Sphinxen, den Mund voller Zahnlücken, eine viel zu große Tunika, gehalten von einem

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