Drei Hände Im Brunnen
es fertig bringen würden, unsere Ahnungen mit einem Ex-Magistrat zu teilen. Uns an einen Konsul ranzuschleimen war nicht unser Stil.
Die Frage musste sofort geklärt werden; Petronius war heraufgeschlurft, um uns zu besuchen. Er hatte offenbar die in Lenias Eingang herumlungernden Liktoren entdeckt. Theoretisch redeten wir ja nicht miteinander, aber Neugier ist eine wunderbare Sache. Er blieb kurz im Türrahmen stehen, eine große, breitschultrige Gestalt, die zögerte, uns zu unterbrechen.
»Falco! Was hast du getan, um dir sechs Ruten-und-Axtmänner in deinem Gefolge zuzulegen?«
»Verspätete Anerkennung meiner Verdienste um den Staat … Komm rein, du Dummkopf. Das ist Julius Frontinus.« Ich sah, dass Petro die Botschaft in meinem Blick verstanden hatte. »Er ist der diesjährige Konsul – und unser neuester Klient.« Während Petronius freundlich nickte und unbeeindruckt tat, berichtete ich ihm von dem Ermittlungsauftrag und dass unsere Erfahrung für die Fußarbeit gebraucht wurde. Es gelang mir, eine warnende Andeutung darüber einzuflechten, dass unser Kunde beabsichtigte, bei den Befragungen dabei zu sein.
Sextus Julius Frontinus war ein Mann, der zu unseren Lebzeiten einen unerreichten Ruf für seine Fähigkeiten als Anwalt, Staatsmann, General und städtischer Administrator erlangen sollte, ganz zu schweigen von seinen hervorragenden Werken über Militärstrategie und die Wasserversorgung der Stadt Rom (an der, wie ich mir gern einbilde, sein Interesse durch die Arbeit mit uns geweckt wurde). Seine glänzende Karriere würde dem Ideal einer solchen Laufbahn entsprechen. Doch zum damaligen Zeitpunkt interessierte Petro und mich nur, ob wir ihn als Vorgesetzten würden ertragen können – und ob der mächtige Frontinus bereit wäre, seine Toga mit dem Purpurstreifen über seinen knubbligen Knien hochzuraffen und wie ein echter Kumpel mit uns in den schmuddligen Weinschenken zu zechen, in denen wir unsere Debatten über Beweismaterial abzuhalten pflegten.
Petronius zog sich einen Hocker heran und fügte sich ohne weiteres in unsere Gruppe ein. Er griff nach dem Teller mit dem neuesten Fund, betrachtete die Hand mit einem angemessen bedrückten Seufzer, hörte zu, als ich ihn auf sichtbare Axtspuren am Handgelenksknochen hinwies, und stellte den Teller dann vorsichtig wieder ab. Er verschwendete seinen Atem nicht mit hysterischen Ausrufen, verlangte auch keine ermüdende Wiederholung des Gesprächs, das er verpasst hatte. Er stellte nur die Frage, die seiner Meinung nach Priorität hatte: »Das ist eine Ermittlung von großer Bedeutung. Ich gehe davon aus, dass die Bezahlung angemessen ist?«
Ich hatte ihn gut geschult. Lucius Petronius Longus war jetzt ein echter Privatschnüffler.
XXIV
Durch den Ehering bekamen wir unseren ersten brauchbaren Hinweis. Es blieb an mir hängen, ihn zu entfernen. Möge mich niemand fragen, wie mir das gelungen ist. Ich musste allein in ein anderes Zimmer schlüpfen. Petronius erwog kurz, die Sache zu übernehmen, verzog dann das Gesicht und gab mir den Vortritt, aber ich verließ mich darauf, dass er Helena und den Konsul aus dem Weg hielt.
Ich war froh, dass ich darauf bestanden hatte, den Ring abzunehmen – auf der Innenseite waren die Namen »Asinia« und »Caius« eingraviert. Es gab tausende von Männern in Rom mit dem Namen Caius, aber einen zu finden, der vor kurzem eine Ehefrau namens Asinia verloren hatte, konnte sich als durchführbar erweisen.
Unser neuer Kollege sagte, er würde den Stadtpräfekten bitten, Nachforschungen bei den Kohorten der Vigiles durchzuführen, die unter seinem Kommando standen. Wir überließen ihm diese Initiative, da sein Rang möglicherweise eine Reaktion beschleunigen würde. Doch da wir wussten, wie die Vigiles auf Höherrangige zu reagieren pflegten, wandte sich Petronius vorsichtshalber noch privat an die Sechste, die für den Circus Maximus zuständig war und nun das Unglück hatte, unter dem Kommando seines ehemaligen Stellvertreters Martinus zu stehen. Da die Morde offenbar mit den Spielen zusammenhingen, mochte der Circus der Ort sein, an dem das Opfer seinen Mörder getroffen hatte. Höchstwahrscheinlich würde sich der Ehemann an die Sechste wenden mit der Bitte, nach ihr zu suchen. Martinus versprach in seiner unzuverlässigen Art, uns sofort zu benachrichtigen, wenn das geschah. Na ja, er war kein vollkommen hoffnungsloser Fall; mochte sein, dass er sich irgendwann dazu bequemen
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