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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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keine Verantwortung dafür. Sie können doch nicht etwa meinen, dass die schlechte Wasserqualität der Alsietina auf die illegalen Verunreinigungen menschlichen Ursprungs zurückzuführen ist?«
     
    »Natürlich nicht«, sagte Petronius grimmig.
     
    »Selbstverständlich nicht«, stimmte ich zu. »Die Alsietina führt genug natürlichen Dreck mit.«
     
    Die Blicke des Ingenieurs, dessen Augen zu eng beieinander standen, schossen nervös zwischen uns hin und her. Er wusste, dass Julius Frontinus zu wichtig war, um ihn mit Verachtung zu strafen, aber er betrachtete uns als lästige Insekten, die er nur zu gern zerquetscht hätte. »Sie versuchen herauszubekommen, wie einige wenige – sehr wenige – unerwünschte Überreste in die Wasserkanäle gelangt sind. Nun, wir begrüßen diese Initiative …« Er log. »Aber wir müssen daran denken, um welches Ausmaß es sich dabei handelt.« Zumindest redete er jetzt. Wir hörten ihm zu. Er hatte Selbstvertrauen gewonnen; vielleicht kam er sich durch das Abwehren von Fragen größer vor. »Die Frischwasserzufuhr besteht aus zwei- bis dreihundert Meilen von Kanälen …« Das schien eine sehr vage Angabe zu sein. Jemand musste das genauer ausgemessen haben, zumindest während des Baus der Aquädukte. »Soviel ich verstehe, sind diese außergewöhnlichen Verschmutzungsgegenstände …«
     
    »Gliedmaßen«, bemerkte Petronius.
     
    »… nur in den Wassertürmen aufgetaucht, von denen das System eine beängstigende Vielzahl besitzt.«
     
    »Wie viele?«, wollte Frontinus sofort wissen.
     
    Statius wandte sich an seinen Assistenten, der uns bereitwillig Auskunft gab. »Die Aqua Claudia und die Aqua Anio Novus haben zusammen an die hundert Castelli, und für das gesamte System kann man die Zahl mehr als verdoppeln.«
     
    Ich bemerkte, dass Frontinus sich die Zahlen aufschrieb. Er tat es selbst, benutzte keinen Schreiber, obwohl er genug davon haben musste. »Wie hoch ist die tägliche Wasserzufuhr?«, bellte er. Statius erbleichte. »Grob geschätzt«, fügte Frontinus entgegenkommend hinzu.
     
    Wieder brauchte Statius seinen Assistenten, der, ohne zu zögern, sagte: »Es ist schwer zu bemessen, weil das Wasser ständig fließt und es jahreszeitliche Veränderungen gibt. Ich habe mal eine grobe Schätzung für die Aqua Claudia erstellt, eine der großen vier aus den Sabinerbergen. Es war kaum zu fassen, Herr. Uns gelang es, einige technische Messungen durchzuführen, und als ich die Zahlen hochrechnete, bin ich auf eine tägliche Zufuhr von über sieben Millionen Kubikfuß gekommen. In alltäglichen Begriffen könnte man sagen, an die sieben Millionen Amphoren, oder, wenn man es in Cullea rechnet, über sechzigtausend.«
     
    Da ein Culleus ein gewaltiger Wein- oder Wasserschlauch ist, der bereits einen ganzen Karren einnimmt, konnte man sich schwer sechzigtausend davon voll mit Wasser vorstellen. Und das war nur die Menge, die an einem Tag durch ein einziges Aquädukt nach Rom floss.
     
    »Ist das von Bedeutung?«, fragte Statius. Statt dankbar zu sein, schien er verärgert, dass ein Untergebener ihn bloßgestellt hatte. Frontinus sah auf, immer noch ganz beeindruckt von den Zahlen. »Ich weiß es nicht. Noch nicht. Aber es ist faszinierend.«
     
    »Niemand weiß«, fuhr der Assistent fort, der das Ganze zu genießen schien, »ob menschliche Überreste vielleicht unentdeckt in den Absetzbecken entlang der Strecke liegen.«
     
    »Wie viele Absetzbecken gibt es?«, fragte Petronius rasch, bevor der faszinierte Konsul ihm zuvorkommen konnte.
     
    »Zahllose«, antwortete Statius abwehrend. Der Assistent sah aus, als wüsste er die richtige Antwort, blieb aber stumm.
     
    »Sie können einen Zensus vornehmen und sie jetzt zählen«, knurrte Frontinus den Ingenieur an. »Wie ich höre, geschieht diese empörende Verunreinigung schon seit Jahren. Es erstaunt mich, dass die Wasserbehörde das nicht schon vor langer Zeit untersucht hat.«
     
    Er hielt inne, erwartete offensichtlich eine Erklärung, aber Statius ging nicht darauf ein. Petronius und ich beobachteten einen Zusammenprall zwischen Intelligenz und Dickköpfigkeit. Der Exkonsul besaß all das Flair und die Schnelligkeit, die in den besten Administratoren zum Vorschein kommt; der Ingenieur war in einer korrupten Behörde hochgeschwemmt worden, in der er sich einfach nur zurückzulehnen brauchte und sein Siegel unter alles setzte, was seine Untergebenen ihm vorlegten. Keiner der beiden konnte recht glauben, dass es

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