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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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doch mir graute plötzlich vor seiner Rhetorik. Ich hatte schon früher mit Ingenieuren geredet. Stundenlang. »Fahren Sie fort, mein Freund.«
     
    »Lassen Sie mich ein bisschen weiter ausholen. Sie sind heute Morgen mit Statius wegen der Aqua Alsietina aneinander geraten.«
     
    »Er wollte, dass wir sie außer Acht ließen. Sind dort auch solche grauslichen Funde gemacht worden?«
     
    »Nein. Meiner Meinung nach kann man sie getrost ignorieren. Sie kommt aus Etruria – westlich von uns –, und ich glaube nicht, dass der Mörder sich in ihrer Nähe aufhält. Dasselbe gilt für die Aqua Virgo.«
     
    »Ist das nicht die, die Agrippa speziell für seine Bäder nahe den Saepta Julia gebaut hat?« Ich kannte die Saepta gut. Abgesehen davon, dass sie ein traditioneller Treffpunkt für Privatschnüffler waren, denen ich aus dem Weg gehen musste, um nie in Verbindung mit meinen abgehalfterten Kollegen zu kommen, waren die Saepta voller Antiquitätenhändler und Goldschmiede, inklusive meines Vaters, der dort ein Büro hatte. Papa ging ich ebenfalls lieber aus dem Weg.
     
    »Ja. Die Virgo erhält ihr Wasser aus einem Sumpfgebiet in der Nähe der Via Collatina und verläuft fast in ihrer gesamten Länge unterirdisch. Die Aqua Julia und die Tepula würde ich gleichfalls ausschließen.«
     
    »Warum das?«, fragte ich.
     
    »Ich habe nie davon gehört, dass in ihnen etwas gefunden wurde, das mit diesen Morden zu tun haben könnte. Die Julia erhält ihr Wasser aus einem Sammelbecken, das nur sieben Meilen von Rom entfernt an der Via Latina liegt. Die Tepula ist nicht weit davon weg.«
     
    »Nahe des Albanersees?«
     
    »Ja. Die Julia und Tepula kommen auf denselben Brückenbögen in die Stadt wie die alte Aqua Marcia – und da könnte meine Theorie ein bisschen ins Wanken geraten, weil in der Marcia Teile gefunden wurden.«
     
    »Woher kommt die Marcia?«
     
    Bolanus öffnete die Hände mit einer triumphierenden Geste. »Sie ist eine der großen vier aus den Sabinerbergen!«
     
    Ich versuchte so auszusehen, als verstünde ich die Bedeutung. »Sind all diese verschiedenen Leitungen miteinander verbunden? Kann das Wasser zwischen ihnen ausgetauscht werden?«
     
    »Allerdings!« Bolanus schien zu glauben, er bringe mir Logik bei. »An bestimmten Stellen kann Wasser von einem Aquädukt in ein anderes umgeleitet werden, wenn wir zusätzliche Wassermengen brauchen oder einen Teil des Leitungssystems schließen müssen, um Reparaturarbeiten durchzuführen. Die einzige Beschränkung liegt darin, dass man das Wasser nach unten lenken muss, von einem höheren Aquädukt in ein niedrigeres. Man kann Wasser nicht nach oben führen. Wie auch immer, sobald die Claudia, Julia und Tepula hier ankommen, vereinigen sie sich in einem gemeinsamen Sammelbecken. Das könnte von Interesse sein. Es könnte ebenfalls wichtig sein, dass die Marcia eine direkte Verbindung zur Claudia hat. Die Claudia erreicht Rom zusammen mit der Anio Novus; sie werden beide über Bogenbrücken geführt, die sich nahe der Stadt vereinen.«
     
    »In einem Kanal?«
     
    »Nein, zwei. Die Claudia wurde zuerst gebaut. Sie verläuft unter der Anio Novus.« Er hielt inne. »Hören Sie, ich will Sie nicht mit diesen technischen Einzelheiten verwirren.«
     
    »Jetzt klingen Sie wie der verdammte Statius.« Doch er hatte Recht, mir reichte es allmählich.
     
    »Ich will damit nur sagen, dass es mich nicht überraschen würde, wenn die Hände, die in Rom auftauchen, weit außerhalb der Stadt ins Wasser geworfen wurden.«
     
    »Soll das heißen, sie gelangen in das Leitungssystem, bevor die Wasserrinnen überdeckt sind oder unterirdisch verlaufen?«
     
    »Mehr als das«, sagte Bolanus. »Ich wette, sie werden direkt an der Quelle reingeworfen.«
     
    »An der Quelle? Sie meinen, oben in den Bergen? Aber etwas so Großes könnte doch wohl kaum bis nach Rom geschwemmt werden?«
     
    »Wir haben das mit Kürbisflaschen ausprobiert. Die Strömung trug sie mit. Wir haben Mengen von Kieseln rausgeholt, die sich nicht in den Absetzbecken verfangen haben. Durch die Reibung sind sie vollkommen rund.«
     
    »Würde diese Reibung die Hände nicht zerstören?«
     
    »Sie könnten obenauf mittreiben. Aber vielleicht sind auch immer noch Körperteile in den Absetzbecken – oder es könnten mehr Überreste nach Rom geschwemmt worden sein, als wir wissen, so stark zerrieben, dass niemand erkannt hat, um was es sich handelt.«
     
    »Wenn etwas obenauf treibt und nicht

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