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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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der Wäscherei an. Ein kleines Figürchen hüpfte heraus. Ich erhaschte nur einen Blick auf hauchzarte Schleier in hellem Violett mit schweren Goldborten und ein Fußkettchen an einer schmalen Fessel. Die Trägerin dieses prächtigen Nichts sprach kurz mit Lenia und huschte dann die Treppe zu meiner alten Wohnung hoch.
     
    Kaum war sie verschwunden, sprang Petronius hinunter auf die Straße und ging mit langen Schritten davon. Frontinus hatte nichts bemerkt, aber ich fand das doch interessant. Es sah so aus, als wäre Petros kleines Turteltäubchen zu jemandem geworden, dem er lieber aus dem Weg ging.
     
    Ich schaute zu meiner eigenen Haustür zurück. Helena Justina stand mit Julia auf der Veranda und winkte uns nach. Auch sie sah nachdenklich zur anderen Straßenseite hinüber. Ich fing ihren Blick auf. Sie lächelte mich an. Diesen Ausdruck kannte ich. Wenn die kleine Milvia wieder herunterkam, würde die Tochter des illustren Camillus ein ernstes Wort mit ihr sprechen. Es würde mich überraschen, wenn Milvia danach ihre zierlichen Fesseln noch mal in der Brunnenpromenade zeigen würde.
     
    So wie er um die Ecke in die Schneidergasse witschte, schien das Petronius nur recht zu sein.
     

XXVII
    Als wir zu der Adresse gingen, die Petro von Martinus bekommen hatte, hörten wir gedämpftes Gebrüll aus dem Circus. Die fünfzehn Tage dauernden Ludi Romani waren immer noch im Gange. Der Präsident der Spiele hatte wohl gerade sein weißes Taschentuch in die Arena geworfen, und die Streitwagen waren losgeprescht. Zweihunderttausend Menschen hatten aufgeschrien, weil offenbar etwas Dramatisches geschehen war. Der Schrei hallte im Tal zwischen dem Aventin und Palatin wider, so dass die Tauben aufflatterten und eine Weile umherkreisten, bevor sie sich erneut auf den heißen Dächern und Balkonen niederließen. Ein tiefes Summen begleitete den Rest des Rennens.
     
    Irgendwo im Circus Maximus saßen jetzt auch die beiden jungen Camillus-Brüder und Claudia Rufina (nun, zumindest Justinus und Claudia). Irgendwo mochte auch der Mörder sein, der Frauen zerstückelte und dessen neueste grausige Tat wir gleich einem unwissenden Ehemann erklären mussten. Und wenn uns Caius Cicurrus nicht etwas Brauchbares mitteilen konnte, saß vielleicht jetzt schon irgendwo im Circus Maximus die nächste Frau, die dazu bestimmt war, stückchenweise in dem Aquädukt zu landen.
     
    Caius Cicurrus war Kerzenmacher. Da sie keine Kinder hatten, lebte er mit seiner Frau in einer dieser typischen Wohnungen im dritten Stock einer Mietskaserne, die nur aus solchen Kleinstwohnungen bestand. Alles war sehr eng, aber gut gepflegt. Selbst bevor wir den glänzenden Türklopfer in Form eines Löwenkopfes betätigt hatten, war uns anhand der ansehnlichen Blumentöpfe und der Fußmatte eines klar geworden – seine Asinia war vermutlich keine Prostituierte gewesen. Eine junge Sklavin ließ uns ein. Sie war sauber und ordentlich, scheu, aber nicht eingeschüchtert. Die Wohnung machte einen gepflegten Eindruck. Die Regale sahen staubfrei aus. Ein angenehmer Geruch von getrockneten Kräutern hing in der Luft. Die Sklavin bat uns automatisch, unsere Straßenschuhe abzulegen.
     
    Caius saß zusammengesunken auf einem Hocker, starrte ins Leere und hatte Asinias Korb mit der Spinnwolle zu seinen Füßen stehen. Auf dem Schoß hatte er einen Schmuckkasten, der wohl ihr gehörte, und ließ Schnüre mit Glas- und Bergkristallperlen durch seine Finger gleiten. Er sah ganz bekümmert und wie betäubt vor Schmerz aus. Was auch immer ihn so bekümmerte, es war nicht der reine finanzielle Verlust eines verlassenen Zuhälters.
     
    Caius war dunkelhäutig, aber eindeutig Italiener. Er besaß die haarigsten Arme, die ich je gesehen hatte, wohingegen sein Kopf fast kahl war. Er war Mitte dreißig und ein vollkommen harmloser, völlig gewöhnlicher Mann, der noch nichts von seinem Verlust und den grausigen Umständen wusste.
     
    Petronius stellte uns vor, erklärte, dass wir eine Spezialermittlung durchführten, und fragte, ob wir mit ihm über Asinia sprechen könnten. Caius sah erfreut aus. Er redete gern über sie. Er vermisste sie sehr und tröstete sich damit, jedem, der zuhören wollte, zu erzählen, wie lieb und sanft sie sei. Asinia war die Tochter einer Freigelassenen seines Vaters, und Caius hatte sie geliebt, seit sie dreizehn war. Das erklärte, warum der Ehering so fest gesessen hatte. Das Mädchen hatte ihn bereits getragen, als es aufwuchs. Sie war erst

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