Drei Hände Im Brunnen
sich, mir zu gehorchen.«
Petronius schnaubte, und Helena wischte sich geziert den Honig von den Lippen.
»Was sollte dieses ganze Theater gestern?«, fragte sie ihn geradeheraus, um zu zeigen, wie unterwürfig sie war.
»Der olle Rammbock hat Angst, ich könnte zu weit vordringen und den alten Banden durch meine intimeren Kenntnisse die Daumenschrauben anlegen. Sie glaubt, Milvia sei dämlich genug, mir alles zu erzählen, was ich herausfinden will.«
»Wobei wir anderen wissen, dass du nicht zum Reden zu ihr gehst … Interessante Situation«, grübelte ich und zog ihn auf. Dann sagte ich zu Helena: »Offenbar jagt Milvia jetzt Lucius Petronius, während ihr ehemals feuriger Liebhaber dabei beobachtet wurde, ihr aus dem Weg zu gehen.«
»Ach? Wie kann das sein?«, fragte Helena und warf ihm einen strahlenden Blick zu.
»Hat Angst vor ihrer Mama«, meinte ich grinsend.
Petro runzelte düster die Stirn. »Milvia hat plötzlich ein paar seltsame Vorstellungen entwickelt.«
Ich hob die Augenbraue. »Du meinst, sie hat endlich erkannt, dass du nichts taugst?«
»Nein. Sie will Florius verlassen.« Er hatte den Anstand, leicht zu erröten.
»Ach du je!«
»Und mit dir zusammenleben?«, fragte Helena.
»Und mich heiraten !«
Helena nahm es gelassener hin als ich. »Keine gute Idee?«
»Helena Justina, ich bin mit Arria Silvia verheiratet.« Helena verbiss sich jeden Kommentar zu seiner kühnen Behauptung. »Ich gebe zu«, fuhr Petro fort, »dass Silvia das in Frage stellen könnte. Was nur zeigt, wie wenig Ahnung Silvia hat.«
Helena reichte ihm den Honig. Ich hatte erwartet, sie würde ihm den Topf an den Kopf werfen. Wir bewahrten unseren Honig in einem keltischen Gesichtstopf auf, den wir auf einer Reise durch Gallien erworben hatten. Petro betrachtete ihn misstrauisch. Dann hielt er ihn hoch und verglich die glupschäugigen Gesichtszüge mit meinen eigenen.
»Es war dir also nie ernst mit Milvia?« Helena nahm ihn in die Mangel.
»Nicht auf diese Weise. Es tut mir Leid.«
»Wenn sich Männer entschuldigen, warum dann immer nur bei der falschen Person? Und jetzt möchte sie wichtiger für dich werden?«
»Sie glaubt, dass sie es ist. Sie wird’s schon noch kapieren.«
»Arme Milvia«, murmelte Helena.
Petronius bemühte sich, verantwortungsvoll auszuschauen. »Sie ist härter im Nehmen, als sie aussieht. Sie ist sogar härter, als sie selbst glaubt.«
Helenas Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass sie Milvia für noch härter und viel gerissener hielt, als Petro bisher erkannt hatte. »Ich werde heute deine Frau besuchen, Lucius Petronius. Maia kommt auch mit. Ich habe die Mädchen seit Ewigkeiten nicht gesehen, und ich hab ein paar Mitbringsel für sie aus Spanien. Soll ich irgendwas ausrichten?«
»Sag Silvia, ich hätte Petronilla versprochen, sie zu den Spielen mitzunehmen. Sie ist alt genug dafür. Wenn Silvia sie morgen bei ihrer Mutter lässt, hole ich sie dort ab und bringe sie wieder hin.«
»Bei ihrer Mutter? Willst du ein Zusammentreffen mit Silvia vermeiden?«
»Ich will nur vermeiden, verprügelt und zusammengestaucht zu werden. Außerdem macht es die Katze traurig, wenn ich zu Hause auftauche.«
»So kommt ihr nie wieder zusammen.«
»Das kriegen wir schon hin«, entgegnete Petronius barsch. Helena atmete tief durch, schwieg aber. »Schon gut«, kapitulierte er. »Das sage ich immer, wie Silvia bemerken würde.«
»Dann brauche ich es ja nicht zu sagen«, gab Helena nicht unfreundlich zurück. »Warum redet ihr beiden nicht über eure Arbeit?«
Das war nicht nötig. Es ging endlich voran. Heute wussten wir, was wir zu tun hatten und was wir zu erfahren hofften.
Nicht lange danach küsste ich das Baby, küsste Helena, rülpste, kratzte mich, zählte mein Kleingeld und schwor mir, mehr zu verdienen, kämmte rasch mein Haar und ging mit Petronius los. Wir hatten Frontinus nichts von unseren Plänen erzählt. An seiner Stelle hatten wir Nux. Helena würde die Hündin nicht zu ihrem Besuch mitnehmen können, da sie und Petros berühmte Katze Erzfeinde waren. Mir hätte es nicht das Geringste ausgemacht, wenn Nux das flohverseuchte Vieh in Stücke gerissen hätte, aber Petronius würde einen Koller bekommen. Außerdem brauchte Helena keinen Wachhund, wenn sie mit meiner Schwester Maia unterwegs war. Maia war angriffslustiger als alles, was ihnen auf
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