Drei Hände Im Brunnen
Freuden des organisierten Verbrechens. Erstaunlich, dass nicht mehr Leute es zu ihrem Lebensinhalt machen.
So erstaunlich auch wieder nicht, denn es gab einen Grund, warum die Leute ehrlich blieben. In Konkurrenz zu Cornelia Flaccida zu treten war einfach zu Furcht erregend. Wer möchte schon angedünstet, gebraten, durch jede Körperöffnung aufgespießt und in einer Drei-Käse-Soße serviert werden, mit den inneren Organen leicht sautiert als pikante Appetithappen?
Natürlich übertrieb ich. Flaccida hätte gesagt, dass das als Strafe viel zu raffiniert sei.
»Wagen Sie es verdammt noch mal nicht, vor mir davonzulaufen!«, brüllte sie.
Petro und ich liefen nirgendwohin; wir hatten nicht mal die Zeit gehabt, daran zu denken.
»Gnädigste!«, rief ich aus. Neutralität ist eine zweifelhafte Zuflucht.
»Spielen Sie nicht mit mir rum!«, knurrte sie.
»Was für eine widerwärtige Idee.«
»Halt die Klappe, Falco.« Petro fand mich nicht eben hilfreich. Ich hielt die Klappe. Normalerweise war er alt genug, auf sich selbst aufzupassen. Doch die verbissene Flaccida konnte sogar für ihn ein zu harter Brocken sein, also blieb ich als treuer Freund in der Nähe. Außerdem wollte ich den Spaß nicht verpassen.
Ich bemerkte, dass Helena auf die Veranda trat. Meine Hündin Nux schnüffelte eifrig hinter ihr her, die Heimkehr ihres Herrn spürend. Helena bückte sich und packte sie nervös am Halsband. Sie schien sich im Klaren darüber zu sein, dass unsere Besucherin eine Frau war, die zum Vergnügen Köpfe von Wachhunden abbiss.
»Kenn ich euch zwei Schmutzfinken nicht?« Milvias Mutter hatte Petronius Longus, den Ermittlungsbeamten, der ihren Mann überführt hatte, bestimmt nicht vergessen. Mir war allerdings wenig daran gelegen, dass sie in mir den Helden mit dem sozialen Gewissen erkannte, der sie dann tatsächlich zur Witwe gemacht hatte.
»Wie reizend, dass unsere Leben sprühenden Persönlichkeiten solchen Eindruck gemacht haben«, gurgelte ich.
»Sagen Sie Ihrem Clown, er soll sich da raushalten«, befahl Flaccida Petro. Der lächelte nur.
Sie legte den Kopf mit der ausgeblichenen blonden Frisur zurück und betrachtete ihn, als wäre er ein Floh, den sie in ihrer Unterwäsche entdeckt hatte. Er erwiderte ihren Blick, total ruhig wie immer. Groß, kräftig, voll zurückhaltender Präsenz – jede Mutter hätte ihre Tochter um diesen Liebhaber beneiden sollen. Petronius Longus strahlte die beherrschte Verlässlichkeit aus, auf die Frauen flogen. Die Götter wissen, dass ich oft genug beobachten konnte, wie sie sich auf ihn stürzten. Was ihm an gutem Aussehen fehlte, machte er durch Größe und erkennbaren Charakter wett, und dieser Tage trug er auch einen schicken Haarschnitt.
»Sie haben vielleicht Nerven!«
»Verschonen Sie mich damit, Flaccida. Sie bringen sich doch nur selbst in Verlegenheit.«
»Ich werde Sie in Verlegenheit bringen! Nach allem, was Sie meiner Familie angetan haben …«
»Nach allem, was Ihre Familie Rom angetan hat – und vermutlich noch immer tut –, bin ich überrascht, dass Sie sich nicht verpflichtet gefühlt haben, in eine entlegene Provinz zu ziehen.«
»Sie haben uns zerstört, und dann mussten Sie auch noch meine kleine Tochter verführen.«
»Ihre Tochter ist nicht so klein.« Und braucht auch nicht allzu viel Verführung, deutete Petro damit an. Er war jedoch zu höflich, um sie zu beleidigen, selbst zu seiner eigenen Verteidigung »Lassen Sie Milvia in Ruhe!« Das kam wie ein tiefes, raues Knurren heraus, ähnlich dem einer Löwin, die ihre Beute bedroht. »Ihre Vorgesetzten bei den Vigiles würden sicher gern erfahren, dass Sie meine Milvia besuchen.«
»Meine Vorgesetzten wissen das.« Seine Vorgesetzten würden allerdings nicht besonders freundlich auf wütende Besuche der keifenden Cornelia Flaccida im Büro des Tribuns reagieren. Diese stechende Hornisse konnte Petros Entlassung verursachen.
»Florius hat es noch nicht gehört.«
»Oh, ich zittere vor Angst.«
»Das sollten Sie auch!«, schrie Flaccida. »Ich habe immer noch Freunde. Ich will nicht, dass Sie sich je wieder in unserem Haus blicken lassen – und ich kann Ihnen versichern, dass Milvia Sie nie mehr aufsuchen wird!«
Sie wandte sich ab. In dem Moment riss sich Nux von Helena Justina los und rannte die Treppe hinunter, ein struppiges Bündel graubraunen Fells, die Ohren angelegt und die
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