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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Ihnen Ihren dreckigen Hals um.«
     
    Es gab keinen Grund, ihn der Unreinlichkeit zu bezichtigen. Anacrites hatte schon immer fast geschleckt ausgesehen. Seine Kleidung war leicht stutzerhaft, sein Haarschnitt verdächtig ordentlich. Er hielt sich für einen Schönling. Das einzig wirklich Dreckige an ihm war sein Charakter.
     
    »Wie haben Sie es geschafft, sich an einen Konsul zu hängen, Falco?«
     
    »Durch meinen guten Ruf und untadelige Verbindungen.«
     
    »Muss Sie eine Menge gekostet haben. Darf ich mich setzen?«
     
    »Immer noch schwächlich? Nehmen Sie die Stufen.«
     
    Ich hatte mir einen Korbstuhl herausgestellt, in dem ich mit ausgestreckten Beinen saß, den Arm um das schlafende Baby. Nux, die zu meinen Füßen lag, füllte den Rest der winzigen Veranda vor meiner Wohnung aus. Anacrites konnte weder an mir vorbei nach drinnen gehen, um einen Hocker zu holen, noch konnte er den Schatten erreichen. Er musste sich in der glühenden Hitze auf einer staubigen Stufe niederlassen. Ich bin nicht vollkommen herzlos, versuchte nicht, einem Kranken weitere Kopfschmerzen zuzufügen, nur ihn in eine sonnengetrocknete Rosine zu verwandeln, damit er so schnell wie möglich verschwand.
     
    Ich prostete ihm zu und trank den Becher leer. Da es nur den einen gab, blieb ihm nichts anderes übrig, als mir erwidernd zuzunicken. Selbst diese Andeutung schlug fehl.
     
    »Ihr Damespiel mit Frontinus kommt mir in den Weg, Falco.«
     
    »Oh, das tut mir aber Leid!«
     
    »Sie brauchen sich nicht zu verstellen.«
     
    »Ironie, lieber Freund.«
     
    »Scheißdreck, Falco! Warum tun wir uns nicht zusammen?«
     
    Ich wusste, was das bedeutete. Er hing genauso fest wie Petronius und ich. »Sie wollen sich uns anschließen, unsere sämtlichen Ideen klauen und den Ruhm dann allein einstreichen?«
     
    »Seien Sie doch nicht so schroff.«
     
    »Ich kenne Ihre Methoden.«
     
    »Ich glaube nur, dass wir uns doppelte Arbeit machen.«
     
    »Tja, dann haben wir vielleicht auch die doppelte Chance auf Erfolg.« Ich konnte ebenfalls so vernünftig klingen, dass mein Gesprächspartner sich winden musste.
     
    Anacrites ging zu einem neuen Thema über. »Was soll denn dieser Massenauflauf, den Sie da heute Nacht veranstalten wollen?« Er hatte offenbar die Ohren gespitzt. Doch bei der Ausdünnung sämtlicher Vigiles-Kohorten zur Verstärkung unserer Truppen beim Circus konnte das selbst einem mittelmäßigen Spion nicht entgehen.
     
    »Nur eine Antivandalismusmaßnahme, die sich Frontinus ausgedacht hat.«
     
    »Wieso das? Er bekleidet kein Amt mehr, abgesehen von der Untersuchung über die Leichenteile in der Wasserversorgung.«
     
    »Ach ja? Davon weiß ich nichts. Ich interessiere mich nicht für Politik – zu trübe für einen einfachen Jungen vom Aventin. Das ganze gewissenlose Zeug überlasse ich lieber Typen mit Palasterziehung.« Er wusste, dass ich unaufrichtig war und ihn dazu noch mit seinem unterlegenen gesellschaftlichen Status beleidigte. Ich hatte mir nie die Mühe gemacht, es herauszufinden, aber Anacrites war bestimmt ein ehemaliger kaiserlicher Sklave. Wie heutzutage alle Palastbeamten.
     
    Da er so nicht weiterkam, schlug er eine andere Richtung ein. »Ihre Mutter hat sich beschwert, dass Sie nie zu Besuch kommen.«
     
    »Sagen Sie ihr, sie soll sich einen neuen Untermieter suchen.«
     
    »Sie möchte das Baby öfter sehen«, log er.
     
    »Erzählen Sie mir nicht, was meine Mutter möchte.« Wenn Mama das Baby sehen wollte, tat sie genau das, was sie immer getan hatte. Sie kam zu meiner Wohnung gesegelt, betrat sie, als gehörte sie ihr, und ging uns allen auf die Nerven.
     
    »Sie sollten sich mehr um sie kümmern«, beharrte Anacrites, der wusste, wie man Tiefschläge verteilt.
     
    »Ach, verschwinden Sie, Anacrites.«
     
    Er verschwand. Ich machte es dem Baby und mir wieder bequem. Nux sah mit einem Auge hoch und wedelte mit dem Schwanz.
     
    Der Nachmittag war mir verdorben. Ich verbrachte die restlichen Stunden damit, mich zu fragen, worauf der Fiesling aus war. Ich sagte mir, er sei bloß neidisch, aber das machte es noch schlimmer. Von Anacrites beneidet zu werden bedeutete, dass ich ein Mann in Gefahr war.
     
     
    Am frühen Abend kam Petro zu einer leichten Mahlzeit in unsere Wohnung herüber. Ich zwinkerte ihm zu und dankte ihm für den Kinderberuhigungstipp, dann stocherten wir in einer bei Cassius gekauften Fleischpastete herum. Sie war wie immer zu salzig, aber wir waren auch zu

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