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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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als er mit einem Bauchschuß schreiend im Houtholster Wald lag, hat er Katczinky geholfen, der in Handzaeme fiel und eine kranke Frau zurückließ und ein Kind, das er noch nicht gesehen hatte, hat er Müller geholfen und Leer und Kemmerich, hat er dem kleinen Friedmann geholfen und Jürgens und Berger und Millionen anderen? Verdammt, es war etwas zuviel Blut geflossen in der Welt für diese Art von Glauben an den himmlischen Vater!
     Ich brachte die Blumen nach Hause, dann fuhr ich den Wagen zur Werkstatt und ging zurück. Aus der Küche kam jetzt der Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee, und ich hörte Frida herumrumoren. Es war merkwürdig, aber der Kaffeegeruch stimmte mich heiterer. Ich kannte das vom Kriege her – es waren nie die großen Dinge, die einen trösteten –; es waren immer die belanglosen, kleinen.
      Ich hatte kaum die Korridortür abgeschlossen, da schoß Hasse aus seinem Zimmer hervor. Sein Gesicht war gelb und gedunsen, die Augen überwach und rot, und er sah aus, als hätte er in seinem Anzug geschlafen. Als er mich erblickte, ging eine maßlose Enttäuschung über seine Züge.
     »Ach so, Sie sind es«, murmelte er.
     Ich sah ihn erstaunt an. »Haben Sie so früh schon jemand erwartet?«
     »Ja«, sagte er leise, »meine Frau. Sie ist noch nicht nach Hause gekommen. Haben Sie sie nicht gesehen?«
     Ich schüttelte den Kopf. »Ich war nur eine Stunde fort.«
     Er nickte. »Ich dachte nur – es hätte doch sein können, daß Sie sie gesehen hätten.«
     Ich zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich kommt sie später. Haben Sie nicht telefoniert?«
     Er sah mich etwas scheu an. »Sie ist gestern abend zu ihren Bekannten gegangen. Ich weiß nicht, wo sie genau wohnen.«
     »Wissen Sie denn den Namen? Dann kann man doch bei der Auskunft anfragen.«
     »Das habe ich schon versucht. Die Auskunft kennt den Namen nicht.«
     Er hatte einen Blick wie ein verprügelter Hund. »Sie war immer so geheimnisvoll mit den Leuten, und wenn ich einmal fragte, dann wurde sie sofort ärgerlich. Da habe ich's gelassen. Ich war froh, daß sie etwas Anschluß hatte. Sie sagte immer, ich gönnte ihr anscheinend auch den nicht.«
     »Vielleicht kommt sie noch«, sagte ich. »Ich bin sogar sicher, daß sie bald kommt. Haben Sie zur Vorsicht mal die Unfallstationen und die Polizei angerufen?«
     Er nickte. »Alles. Dort war nichts bekannt.«
     »Na also«, sagte ich, »dann brauchen Sie sich noch gar nicht aufzuregen. Vielleicht ist ihr abends nicht ganz wohl gewesen, und sie ist über Nacht geblieben. So was kommt ja oft mal vor. Wahrscheinlich ist sie in ein, zwei Stunden wieder da.«
     »Meinen Sie?«
     Die Küchentür öffnete sich und Frida erschien mit einem Tablett.
     »Für wen ist denn das?« fragte ich.
     »Für Fräulein Hollmann«, erwiderte sie, leicht gereizt durch meinen Anblick.
     »Ist sie denn schon auf?«
     »Das muß sie doch«, erklärte Frida schlagfertig, »sonst hätte sie doch nicht nach Frühstück geklingelt.«
     »Gott segne Sie, Frida«, erwiderte ich. »Morgens sind Sie manchmal direkt ein Labsal. Könnten Sie sich überwinden, auch meinen Kaffee gleich zu machen?«
     Sie knurrte etwas und schritt den Gang hinauf, wobei sie verächtlich den Hintern schwenkte. Sie konnte das. Sie war das einzige Wesen, bei dem ich so was je so ausdrucksvoll gesehen hatte.
     Hasse hatte gewartet. Ich schämte mich plötzlich, als ich mich umwandte und ihn so ergeben und still wieder neben mir sah. »In ein, zwei Stunden sind Sie sicher Ihre Sorge los«, sagte ich und hielt ihm die Hand hin.
     Er nahm sie nicht, sondern blickte mich sonderbar an. »Könnten wir sie nicht suchen?« fragte er leise.
     »Aber Sie wissen doch nicht, wo sie ist.«
     »Man könnte sie vielleicht doch suchen«, wiederholte er.
    »Wenn wir Ihren Wagen nähmen – ich will selbstverständlich alles bezahlen«, fuhr er schnell fort.
    »Darum handelt es sich nicht«, erwiderte ich. »Es ist nur
    ganz aussichtslos. Wohin sollten wir denn fahren? Sie wird auch um diese Zeit nicht auf der Straße sein.«
     »Ich weiß es nicht«, sagte er, immer noch ebenso leise. »Ich meine nur, daß man sie suchen könnte.«
     Frida kam mit ihrem leeren Tablett zurück. »Ich muß jetzt fort«, sagte ich, »und ich glaube, Sie machen sich unnötig Sorgen. Trotzdem würde ich Ihnen gern den Gefallen tun, aber Fräulein Hollmann muß bald verreisen, und ich möchte gern heute noch mit ihr zusammen sein. Es ist vielleicht ihr

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