Drei Kameraden
Sagen wir um zwei hier im Büro.«
»Gut.«
Ich hängte auf. »Otto«, sagte ich ziemlich aufgeregt zu Köster, »ich hätte es nie erwartet, aber ich glaube, unser Cadillac kehrt zurück!«
Köster ließ seine Papiere liegen. »Tatsächlich? Will er verkaufen?« Ich nickte und blickte durchs Fenster, wo Lenz lebhaft auf den Bäcker einsprach. »Er macht das falsch«, sagte ich beunruhigt, »er redet zuviel. Der Bäcker ist ein Turm von Mißtrauen; man muß ihn durch Schweigen überreden. Ich will Gottfried mal rasch wieder ablösen.«
Köster lachte. »Hals- und Beinbruch, Robby.«
Ich blinzelte ihm zu und ging hinaus. Aber ich traute
meinen Ohren nicht – Gottfried dachte nicht daran, vorzeitige Hymnen auf den Cadillac zu singen –, er erklärte dem Bäcker lediglich mit großem Eifer, wie die Indianer in Südamerika ihr Maisbrot backen. Ich warf ihm einen anerkennenden Blick zu und wandte mich dann an den Bäcker. »Leider will der Mann nicht verkaufen...«
»Das habe ich mir gedacht«, sagte Lenz prompt, als hätten wir es verabredet.
Ich zuckte die Achseln. »Schade – aber ich kann es verstehen...« Der Bäcker stand unschlüssig da. Ich sah Lenz an.
»Kannst du es nicht doch noch mal versuchen?« fragte er sofort.
»Das auf jeden Fall«, erwiderte ich. »Ich habe ohnehin wenigstens abmachen können, daß wir uns heute mittag treffen. Wo kann ich Sie nachher erreichen?« fragte ich den Bäcker.
»Ich bin um vier in der Gegend hier. Da komme ich dann noch mal vorbei...«
»Gut – dann weiß ich auch bestimmt Bescheid. Ich hoffe, daß die Sache doch noch klappt.«
Der Bäcker nickte. Dann bestieg er seinen Ford und dampfte ab.
»Du bist wohl ganz von Gott verlassen«, brach Lenz los, als er um die Ecke war. »Erst soll ich den Knaben mit Gewalt festhalten, und dann läßt du ihn ohne weiteres laufen!«
»Logik und Psychologie, mein guter Gottfried!« erwiderte ich und klopfte ihm auf die Schulter. »Das verstehst du noch nicht so...«
Er schüttelte meine Hand ab. »Psychologie«, erklärte er wegwerfend. »Die beste Psychologie ist ein guter Zufall! Und der war da! Der Mann kommt niemals wieder...«
»Um vier Uhr kommt er wieder...«
Gottfried sah mich mitleidig an. »Wetten?« fragte er.
»Gern«, erwiderte ich, »aber du fällst 'rein. Den Mann kenne ich besser als du! Der muß mehrmals aufs Feuer. Außerdem kann ich ihm doch nicht etwas verkaufen, was wir selbst noch nicht haben...«
»Ach, du lieber Gott, wenn's das nur ist«, sagte Gottfried kopfschüttelnd, »dann wird aus dir im Leben nichts, Baby! Das sind doch gerade erst die wahren Geschäfte! Komm, ich will dir einen Gratiskurs über modernes Wirtschaftsleben geben...«
Mittags ging ich zu Blumenthal. Unterwegs hatte ich das
Gefühl eines jüngeren Ziegenbocks, der einen alten Wolf besuchen muß. Die Sonne brannte auf den Asphalt, und ich spürte bei jedem Schritt weniger Lust, von Blumenthal auf dem Rost gebraten zu werden. Es war am besten, kurzen Prozeß zu machen. »Herr Blumenthal«, sagte ich deshalb rasch, als ich eintrat, ehe er beginnen konnte, »einen anständigen Vorschlag unter der Tür! Fünftausendfünfhundert Mark haben Sie für den Cadillac bezahlt – ich biete Ihnen sechs wieder –, unter der Bedingung, daß ich ihn wirklich loswerde. Das entscheidet sich heute abend...«
Blumenthal thronte hinter seinem Schreibtisch und aß gerade einen Apfel. Er hörte auf zu essen und sah mich einen Augenblick an.
»Gut«, schnaubte er dann und aß weiter.
Ich wartete, bis er das Kerngehäuse in den Papierkorb warf.
»Sie sind also einverstanden?« fragte ich dann.
»Moment!« Er holte einen neuen Apfel aus der Schreibtischschublade.
»Wollen Sie auch einen?«
»Danke, nicht gerade jetzt...«
Er biß krachend hinein. »Viel Äpfel essen, Herr Lohkamp!
Äpfel verlängern das Leben! Jeden Tag ein paar Äpfel – und Sie brauchen nie einen Arzt!«
»Auch nicht, wenn ich mir den Arm breche?«
Er grinste, warf das zweite Kerngehäuse weg und stand auf. »Sie brechen sich dann eben keinen Arm!«
»Das ist praktisch«, sagte ich und wartete ab, was jetzt kommen würde. Dieses Apfelgespräch war mir zu verdächtig.
Blumenthal holte eine Zigarrenkiste aus einem kleinen Schrank und bot sie mir an. Es waren die Coronas, die ich schon kannte. »Verlängern die auch das Leben?« fragte ich.
»Nein, die verkürzen es. Das gleicht sich dann aus mit den
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