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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Sie hielt mich wahrscheinlich für schüchtern und wollte mir handgreiflich zeigen, was los war. »Angst nicht«, sagte ich, »aber keine Zeit. Gerade morgen muß ich zum Arzt. Eine alte Syphilis, wissen Sie! So was verbittert einem das Leben...«
     Sie trat so rasch einen Schritt zurück, daß sie fast über einen Plüschsessel fiel. In diesem Augenblick kam der Bäcker wieder herein. Mißtrauisch schielte er die Schwarze an. Dann zählte er mir das Geld in bar auf den Tisch. Er zählte langsam und zögernd. Sein Schatten schwankte dabei auf der Rosentapete des Zimmers hin und her und zählte mit. Während ich die Quittung ausschrieb, fiel mir ein, daß es heute schon einmal so gewesen war – nur war Ferdinand Grau an meiner Stelle gewesen. Obschon gar nichts dabei war, erschien es mir sonderbar.
     Ich war froh, als ich draußen war. Die Luft war weich und sommerlich. Der Cadillac blinkte am Straßenrand. »Na, Alter, danke schön«, sagte ich und klopfte ihm auf die Kühlerhaube. »Komm bald wieder zu neuen Taten!«

    15 Der Morgen stand hell und funkelnd über den Wiesen. Pat und ich saßen am Rande einer Waldlichtung und frühstückten. Ich hatte mir zwei Wochen Urlaub genommen und war mit Pat unterwegs. Wir wollten ans Meer.
     Vor uns auf der Straße stand ein kleiner, alter Citroen. Wir hatten ihn in Zahlung genommen gegen den Ford des Bäckermeisters, und Köster hatte ihn mir mitgegeben für die Zeit des Urlaubs. Er sah aus wie ein geduldiger Packesel, so beladen war er mit Koffern.
     »Hoffentlich bricht er unterwegs nicht zusammen«, sagte ich.
     »Er bricht nicht zusammen«, erwiderte Pat.
     »Woher weißt du das?«
     »Das weiß man. Weil es unser Urlaub ist, Robby.«
     »Mag sein«, sagte ich. »Aber ich kenne außerdem seine Hinterachse. Die sieht traurig aus. Besonders bei der Belastung.«
     »Er ist ein Bruder von Karl. Er wird durchhalten.«
     »Ein mächtig rachitischer Bruder.«
     »Laß das Lästern, Robby. Er ist augenblicklich der schönste Wagen, den ich kenne.«
     Wir lagen eine Zeitlang nebeneinander in der Wiese. Der Wind kam warm und weich vom Walde her. Es roch nach Harz und Kräutern.
     »Sag mal, Robby«, fragte Pat nach einer Weile, »was sind das eigentlich für Blumen, drüben am Bach?«
     »Anemonen«, erwiderte ich, ohne hinzusehen.
     »Aber Liebling! Das sind keine Anemonen, Anemonen
    sind viel kleiner; außerdem blühen sie nur im Frühjahr.«
    »Richtig«, sagte ich. »Es ist Wiesenschaumkraut.«
     Sie schüttelte den Kopf. »Wiesenschaumkraut kenne ich. Das sieht ganz anders aus.« – »Dann ist es Schierling.«
     »Aber Robby! Schierling ist weiß, nicht rot.«
     »Dann weiß ich es nicht. Bis jetzt bin ich mit diesen drei Blumennamen immer ausgekommen, wenn ich gefragt wurde. Einen hat man mir stets geglaubt.«
     Sie lachte. »Schade. Hätte ich das geahnt, wäre ich schon mit den Anemonen zufrieden gewesen.«
     »Schierling«, sagte ich, »mit Schierling hatte ich immer die meisten Erfolge.«
     Sie richtete sich auf. »Das ist ja heiter! Bist du oft so gefragt worden?«
     »Nicht zu oft. Und bei ganz anderen Gelegenheiten.«
     Sie stützte die Hände auf den Boden. »Eigentlich ist es doch eine Schande, daß man auf der Erde herumläuft und fast gar nichts von ihr weiß. Nicht einmal ein paar Namen.«
     »Gräm dich nicht«, sagte ich, »es ist eine viel größere Schande, daß man überhaupt nicht weiß, weshalb man auf der Erde herumläuft. Da machen ein paar Namen mehr oder weniger auch nichts aus.«
     »Das sagst du! Aber ich glaube, du sagst es nur aus Faulheit.«
     Ich drehte mich um. »Natürlich. Aber über die Faulheit ist noch lange nicht genug nachgedacht worden. Sie ist der Ursprung allen Glückes und das Ende aller Philosophie. Komm, leg dich wieder hierher. Der Mensch liegt viel zuwenig. Er steht und sitzt dauernd herum. Das ist ungesund für das animalische Wohlbehagen. Nur wenn man
    liegt, ist man völlig mit sich ausgesöhnt.«
     Ein Auto summte heran und fuhr vorüber. »Kleiner Mercedes«, sagte ich, ohne mich aufzurichten. »Der Vierzylinder.«
     »Da kommt noch einer«, erwiderte Pat.
     »Ja, ich höre es schon. Ein Renault. Hat er einen Kühler wie eine Schweineschnauze?«
     »Ja.«
     »Dann ist es ein Renault. Aber hör mal, jetzt kommt was Richtiges! Ein Lancia! Der jagt bestimmt die andern beiden wie ein Wolf zwei Schaflämmer! Hör nur den Motor! Wie eine Orgel!«
     Der Wagen fegte vorüber. »Davon weißt du wohl

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