Drei Kameraden
siebentausend Mark für den Cadillac! Einverstanden?«
»Natürlich!« sagte die Schwarze rasch. »Das ist doch wirklich billig, Schatzi...«
»Halt!« Der Bäcker hob die Hand.
»Aber was hast du denn jetzt wieder?« fuhr sie auf ihn los,
»erst heißt es, du kriegst den Wagen, und jetzt stehst du wieder da und willst nicht!«
»Er will ja«, warf ich ein, »wir haben ja schon alles besprochen...«
»Na, was... Schatzi... wozu denn...« Sie lehnte sich dicht an ihn. Er versuchte, sich wieder loszumachen, aber sie preßte ihre vollen Brüste gegen seinen Arm. Er machte ein ärgerliches Gesicht, aber sein Widerstand wurde schwächer.
»Der Ford...«, sagte er.
»Wird selbstverständlich in Zahlung genommen...«
»Viertausend Mark...«
»Hat er mal gekostet, wie?« fragte ich freundlich.
»Mit viertausend Mark muß er in Zahlung genommen werden«, erklärte der Bäcker fest. Er hatte jetzt den Punkt gefunden zum Gegenangriff nach der Überrumpelung. »Der Wagen ist ja so gut wie neu...«
»Neu«, sagte ich, »nach der Riesenreparatur...«
»Heute vormittag haben Sie es selbst zugegeben...«
»Heute vormittag war das auch was anderes. Neu und neu ist ein Unterschied, je nachdem, ob man kauft oder verkauft. Für viertausend Mark müßte Ihr Ford schon Stoßstangen aus Gold haben.«
»Viertausend Mark, oder es wird nichts«, sagte der Bäcker halsstarrig. Er war jetzt wieder ganz der alte und schien alle Sentimentalitäten von vorher wiedergutmachen zu wollen.
»Dann auf Wiedersehen!« erwiderte ich und wandte mich an die Schwarze. »Tut mir leid, gnädige Frau – aber Verlustgeschäfte kann ich nicht machen. An dem Cadillac verdienen wir ohnehin nichts – da können wir nicht noch einen alten Ford zu einem Riesenpreis in Zahlung nehmen.
Leben Sie wohl...«
Sie hielt mich zurück. Ihre Augen funkelten, und sie fiel jetzt über den Bäcker her, daß ihm Hören und Sehen verging. »Du hast ja selbst hundertmal gesagt, daß der Ford nichts mehr wert ist«, zischte sie zum Schluß mit Tränen in den Augen.
»Zweitausend Mark«, sagte ich, »zweitausend Mark, obschon auch das noch Selbstmord ist.«
Der Bäcker schwieg.
»Na los, sag doch was! Warum stehst du denn da herum und tust den Mund nicht auf?« fauchte die Schwarze.
»Meine Herrschaften«, sagte ich, »ich werde jetzt mal den Cadillac holen. Vielleicht besprechen Sie die Sache inzwischen noch untereinander.«
Ich hatte das Gefühl, daß ich gar nichts Besseres tun konnte, als zu verschwinden. Die Schwarze würde meine Sache schon weiterführen.
Eine Stunde später war ich mit dem Cadillac wieder da. Ich sah sofort, daß der Streit auf die einfachste Weise entschieden worden war. Der Bäcker machte einen zerknitterten Eindruck und hatte eine Bertfeder am Anzug hängen – die Schwarze dagegen funkelte, wippte mit den Brüsten und lächelte satt und verräterisch. Sie hatte sich umgezogen und trug ein dünnes, seidenes, eng anliegendes Kleid. In einem unbeobachteten Moment kniff sie mir ein Auge und nickte, alles sei in Ordnung. Wir machten eine Probefahrt. Die Schwarze kuschelte sich behaglich in den breiten Sitz und schwatzte fortwährend. Ich hätte sie am liebsten aus dem Fenster geworfen, aber ich brauchte sie noch. Der Bäcker hockte ziemlich melancholisch neben mir. Er trauerte im voraus um sein Geld – und das ist ja mit die echteste Trauer, die es gibt.
Wir kamen vor dem Hause des Bäckers an und gingen wieder in die Wohnung. Der Bäcker verließ das Zimmer, um das Geld zu holen. Er wirkte jetzt wie ein alter Mann, und ich sah, daß sein Haar gefärbt war. Die Schwarze strich über ihr Kleid.
»Das haben wir fein gemacht, was?«
»Ja«, sagte ich widerwillig.
»Hundert Mark müssen dabei für mich abfallen...«
»Ach so –«, sagte ich.
»Der alte, geizige Bock«, flüsterte sie vertraulich und kam näher, »hat Geld wie Heu! Aber bis er mal was 'rausrückt! Nicht mal ein Testament will er machen. Fällt nachher dann natürlich alles an die Kinder, und unsereins steht da! Ist doch kein Vergnügen, mit dem Kracher...«
Sie kam noch näher und wippte mit den Brüsten. »Also dann komme ich morgen wegen der hundert Mark mal 'rüber. Wann sind Sie denn da? Oder wollen Sie hier vorbeikommen?« Sie kicherte. »Morgen nachmittag bin ich allein hier...«
»Ich schicke es Ihnen dann her...«, sagte ich.
Sie kicherte weiter. »Bringen Sie es doch selbst. Oder haben Sie Angst?«
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