Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
Vom Netzwerk:
mehr als drei Namen, was?« fragte Pat.
     »Natürlich. Sie stimmen sogar.«
     Sie lachte. »Ist das nun eigentlich traurig oder nicht?«
     »Gar nicht traurig. Nur natürlich. Ein gutes Auto ist mir manchmal lieber als zwanzig Wiesen mit Blumen.«
     »Verstockter Sohn des zwanzigsten Jahrhunderts! Sentimental bist du wohl gar nicht...«
     »Doch, du hörst es ja, mit Autos.«
     Sie sah mich an. »Ich auch«, sagte sie.

     Aus den Tannen rief ein Kuckuck. Pat fing an, mitzuzählen. »Wozu machst du das?« fragte ich.
     »Weißt du das nicht? Sooft er ruft, so viele Jahre lebt man noch.«
     »Ach so, ja. Aber da gibt es noch etwas anderes. Wenn ein Kuckuck ruft, muß man sein Geld schütteln. Dann vermehrt
    es sich.«
     Ich holte mein Kleingeld aus der Tasche und schüttelte es kräftig zwischen den hohlen Händen.
     »Das bist du«, sagte Pat und lachte. »Ich will Leben und du willst Geld.«
     »Um zu leben«, erwiderte ich. »Ein echter Idealist strebt nach Geld. Geld ist gemünzte Freiheit. Und Freiheit ist Leben.«
     »Vierzehn«, zählte Pat. »Du hast schon mal anders darüber gesprochen.«
     »Das war in meiner dunklen Zeit. Man sollte über Geld nicht verächtlich reden. Geld macht viele Frauen sogar verliebt. Die Liebe dagegen macht viele Männer geldgierig. Geld fördert also die Ideale – Liebe dagegen den Materialismus.«
     »Du hast heute einen guten Tag«, erwiderte Pat. »Fünfunddreißig.«
     »Der Mann«, erklärte ich weiter, »wird nur geldgierig durch die Wünsche der Frauen. Wenn es keine Frauen gäbe, würde es auch kein Geld geben, und die Männer wären ein heroisches Geschlecht. Im Schützengraben gab es keine Frauen – da spielte es auch keine große Rolle, was jemand irgendwo an Besitz hatte –, es kam nur darauf an, was er als Mann war. Das soll nicht für den Schützengraben sprechen – es soll nur die Liebe richtig beleuchten. Sie weckt die schlechten Instinkte des Mannes – den Drang nach Besitz, nach Geltung, nach Verdienen, nach Ruhe. Nicht umsonst sehen Diktatoren es gern, wenn ihre Mitarbeiter verheiratet sind – sie sind so weniger gefährlich. Und nicht umsonst haben die katholischen Priester keine Frauen – sie wären sonst nie so kühne Missionare geworden.«
     »Du hast heute sogar einen fabelhaften Tag«, sagte Pat anerkennend. »Zweiundfünfzig.«
     Ich steckte mein Geld wieder in die Tasche und zündete mir eine Zigarette an. »Willst du noch nicht bald mit dem Zählen aufhören?« fragte ich. »Du kommst schon weit über siebzig Jahre.«
     »Hundert, Robby! Hundert ist eine gute Zahl. So weit möchte ich kommen.«
     »Alle Achtung, das ist Mut! Aber was willst du nur damit anfangen?«
     Sie streifte mich mit einem raschen Blick. »Das werde ich schon sehen. Ich habe ja andere Ansichten darüber als du.«
     »Das sicher. Übrigens sollen nur die ersten siebzig die schwierigsten sein. Nachher soll's einfacher werden.«
     »Hundert!« verkündete Pat, und wir brachen auf.

     Das Meer kam uns entgegen wie ein ungeheures silbernes Segel. Schon lange vorher spürten wir seinen salzigen Hauch – der Horizont wurde immer weiter und heller, und plötzlich lag es vor uns, unruhig, mächtig und ohne Ende.
     Die Straße führte in einem Bogen bis dicht heran. Dann kam ein Wald und hinter ihm ein Dorf. Wir erkundigten uns nach dem Hause, wo wir wohnen sollten. Es lag ein Stück außerhalb des Dorfes. Köster hatte uns die Adresse gegeben. Er war nach dem Kriege ein Jahr lang dort gewesen.
     Es war eine kleine, alleinstehende Villa. Ich fuhr den Citroen in elegantem Bogen vor und gab Signal. Ein breites Gesicht erschien hinter einem der Fenster, glotzte bleich einen Augenblick und verschwand. »Hoffentlich ist das nicht Fräulein Müller«, sagte ich.
    »Ganz egal, wie sie aussieht«, erwiderte Pat.
     Die Tür öffnete sich. Gottlob, es war nicht Fräulein Müller. Es war das Dienstmädchen. Fräulein Müller, die Besitzerin des Hauses, erschien eine Minute später. Eine altjüngferliche, zierliche Dame mit grauen Haaren. Sie trug ein hochgeschlossenes schwarzes Kleid und ein goldenes Kreuz als Brosche.
     »Zieh zur Vorsicht die Strümpfe wieder 'rauf, Pat«, flüsterte ich nach einem Blick auf die Brosche und stieg aus.
     »Ich glaube, Herr Köster hat uns schon angemeldet«, sagte ich.
     »Ja, er hat mir telegrafiert, daß Sie kommen.« Sie musterte mich eingehend. »Wie geht es Herrn Köster denn?«
     »Ach, ganz gut – soweit man das heute

Weitere Kostenlose Bücher