Drei Maenner fuers Leben
Und er war seiner Cousine Julia noch immer dankbar, dass sie ihm dabei geholfen hatte, das perfekte Haus in der perfekten Gegend zu finden.
Alt und gediegen war das, was er sich gewünscht hatte, und es war das, was er bekommen hatte. Würde, Stil und Charakter. Vermutlich lag das Bedürfnis nach solchen Werten den MacGregors im Blut.
Er war Würde, Stil und Charakter von Kindesbeinen an gewöhnt, zu Hause und bei der Arbeit. Die Kanzlei »MacGregor und MacGregor« stand für alle drei Dinge ebenso wie seine Eltern, seine Großeltern und sämtliche Zweige der Familie.
Jetzt war er zusammen mit seinen Eltern und seiner Schwester Teilhaber dieser angesehenen Anwaltskanzlei. Er beabsichtigte, ihr seinen Stempel aufzudrücken, die Traditionen aufrechtzuerhalten und vielleicht in einiger Zeit in die Fußstapfen seines Vaters sowie seines Onkels in Washington zu treten.
In der Presse konnte man gelegentlich lesen, dass Ian MacGregor der geborene Politiker sei. Man behauptete, dass er durchaus das Zeug dazu habe, entweder seinem Vater, der Generalbundesanwalt gewesen war, oder seinem Onkel, dem ehemaligen Präsidenten des Landes, nachzueifern. Er war eine blendende Erscheinung mit dem blonden Haar, den ruhigen blauen Augen, den ausgeprägten Gesichtszügen und dem entschlossenen Mund, der Frauen aufseufzen und Männer Vertrauen fassen ließ.
Die Sensationspresse hatte ihren großen Tag gehabt, als ihn ein Fotograf mit nichts als einer Badehose bekleidet beim Segeln auf der »Charles« vor die Linse bekommen hatte. Der Schnappschuss hatte die Verkaufszahlen der Boulevardblätter in die Höhe getrieben und ihm den Titel »Harvard-Adonis« eingebracht, der – zu seiner eigenen Bestürzung und zur Belustigung der Familie – an ihm kleben geblieben war.
Schließlich hatte er es mit Humor genommen – was hätte er auch sonst tun sollen? – und es all denen gezeigt, die behaupteten, er sei nur ein hübscher Junge, indem er seinen Abschluss mit »magna cum laude« machte und die Prüfung vor der Anwaltskammer auf Anhieb bestand.
Ian MacGregor traf, worauf er zielte, und er hatte, solange er sich erinnern konnte, auf die Juristerei abgezielt.
Aber trotz der Lorbeeren, die er schon eingeheimst hatte, war er das jüngste Mitglied der Anwaltskanzlei und fand sich deshalb nicht selten zum Laufburschen degradiert.
Sein gegenwärtiger Auftrag war allerdings ein bisschen mehr.
Ian fuhr im Kreis und hielt wenig hoffnungsvoll nach einem Parkplatz Ausschau. Schließlich entschied er sich für einen, der sechs Häuserblocks von seinem eigentlichen Ziel entfernt lag, und dachte, er hätte genauso gut nach Hause fahren und von dort aus zu Fuß gehen können.
Er griff aber dennoch nach seinem Aktenkoffer und entspannte sich genug, um auf dem Weg zu »Brightstone’s« immerhin gemütlich an den hübsch dekorierten Schaufenstern entlangzuschlendern.
Es war ein herrlich milder Spätsommertag, perfektes Neuenglandwetter, mit Bäumen, deren gefärbtes Laub in dem Abendlicht eines sich langsam verdunkelnden Himmels schon eine leise Ahnung des herannahenden Herbstes gaben. Ian nahm sich vor, sich gleich nach dem Heimkommen ein Glas Wein einzuschenken, sich damit auf die Hinterveranda zu setzen und den Blick über sein kleines Königreich schweifen zu lassen. Es war eine äußerst angenehme Vorstellung.
Mit in der leichten Brise flatternden Mantelschößen blieb er vor »Brightstone’s« stehen und schaute an der verwitterten roten Backsteinfassade des alten, gediegenen Gebäudes hinauf.
»Brightstone’s« war eine Institution in Boston, und er bedauerte es, in den letzten zwei Jahren nicht mehr Zeit gefunden zu haben, in der renommierten Buchhandlung herumzustöbern. Aber jetzt wohnte er ganz in der Nähe und würde sicher ab und an Gelegenheit bekommen, durch die Räume mit den vielen Nischen, Regalen und Türmen aus Büchern zu wandern.
»Brightstone’s« bedeutete in Boston Bücher.
Er erinnerte sich noch gut daran, wie er an der Hand seiner Mutter als Kind hier hineinging und, noch während sie in den Neuerscheinungen blätterte, in der Kinderecke verschwand. Das Personal war immer hilfreich und unaufdringlich gewesen, die Atmosphäre angenehm ruhig und das Sortiment groß und vielfältig.
Und während er sich dieser zufriedenen Stunden erinnerte, die er in dem Geschäft verbracht hatte, kam ihm die Idee, eines seiner vielen Zimmer in eine Bibliothek umzuwandeln.
Er trat ein und freute sich, die vertrauten hohen Decken mit
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