Drei Maenner fuers Leben
nieder. »Ein wunderschönes Haus ist das.«
»Mein Vater hatte es bereits vor seiner Heirat gekauft. Er war noch dabei, es zu renovieren, als meine Mutter hier schon eine Kanzlei eröffnete. Er wollte – und dann wollten sie es beide –, dass das Recht in einem Haus mit Charakter beheimatet ist.«
»Das haben sie mit Sicherheit erreicht.«
»Wie wäre es mit Kaffee? Nicht, dass ich Ihnen etwas anbieten könnte, was Ihrem auch nur im Entferntesten nahekäme.«
»Nein, danke, ich möchte nichts. Ich sollte wirklich … wirklich jetzt gehen … sonst …«
»Ich werde den Vertrag sofort einreichen«, unterbrach er sie. Auf keinen Fall würde er sie gehen lassen, ohne dass er die Chance genutzt hätte, seinen Schnitzer wiedergutzumachen.
Er setzte sich, nicht hinter seinen Schreibtisch, wie sie es erwartet hatte, sondern in den Sessel neben sie.
»Ich habe Kopien für Sie«, fuhr er fort. »Die Originale bleiben im Gericht. Bevor ich sie eingereicht habe, ist es noch nicht ganz offiziell, aber Sie können sich trotzdem schon als Teilhaberin und Vizepräsidentin von ›Brightstone Books‹ fühlen. Herzlichen Glückwunsch.«
Sie wollte ihm höflich danken, aber sie brachte kein einziges Wort über die Lippen, weil sie urplötzlich von ihren Gefühlen überwältigt wurde. Sie konnte nur noch die Augen schließen.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte er sanft.
Sie nickte und atmete ein paarmal ein und aus, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte. »Ja, danke.«
»Nichts zu danken.« Impulsiv griff er nach ihrer Hand. Sie wirkte so aufgewühlt und … erschrocken. »Es ist ein großer Augenblick, nicht wahr?«
»Der größte. Ich dachte, ich sei darauf vorbereitet. Natürlich bin ich auf die Aufgabe vorbereitet«, korrigierte sie sich schnell. »Aber es zu hören, dass es jetzt Wirklichkeit ist, hat schon etwas Überwältigendes. Ich danke Ihnen.« Sie brachte ein kleines Lachen zustande. »Ich bin bloß froh, dass ich sitze.«
»Ich kenne das Gefühl. An dem Tag, an dem ich in dieses Büro kam, mich an diesen Schreibtisch setzte und wusste, dass ich jetzt Teil dessen bin, was mir am wichtigsten ist, ging es mir genauso. Ich saß hier … bestimmt eine Stunde … und grinste einfach nur in mich hinein. Euphorie und Angst, das sind die Gefühle, die man in solchen Augenblicken verspürt.«
»Ganz genau.« Ihre Hand, die noch immer in seiner lag, entspannte sich. »Der Gedanke, dass man das nächste Glied in einer langen Kette der Familientradition ist, lässt einen richtig ehrfürchtig werden. Ist es nicht so?«
»Auf jeden Fall. Wie werden Sie es feiern?«
»Feiern?« Ihr Kopf wurde leer. »Ich nehme an, ich gehe ins Geschäft zurück.«
»Das ist nicht annähernd gut genug. Wie steht’s mit einem Abendessen?«
»Abendessen? Ja, ich mache mir irgendetwas, wenn ich nach Hause komme.«
Er starrte sie einen Moment an, dann schüttelte er verständnislos den Kopf. Schön, dann musste er wohl deutlicher werden. »Naomi, ich würde Sie gern heute Abend zum Essen einladen. Das heißt, wenn Sie nicht schon etwas anderes vorhaben.«
»Oh. Also … nein, ich habe nichts anderes … äh …« Bitte, bitte, dachte sie, fang jetzt nicht schon wieder an zu stottern. »Sie brauchen sich nicht verpflichtet zu fühlen …«
»Lassen Sie es mich anders sagen«, unterbrach er sie, fasziniert von der Art, wie die Röte in ihren Wangen aufstieg. »Haben Sie Lust, heute Abend mit mir essen zu gehen?«
»Äh … ja, danke. Das wäre nett.«
»Gut. Ist Ihnen sieben Uhr recht?«
»Sieben, ja, das ist gut.«
»Soll ich Sie in der Buchhandlung abholen oder zu Hause?«
»Äh … zu Hause. Ich gebe Ihnen meine Adresse.«
»Ich habe sie in meinen Unterlagen.«
»Oh ja. Natürlich.« Dummkopf. »Ich wohne nicht weit vom Geschäft entfernt. Ich gehe jeden Tag zu Fuß dorthin. Ich mag das Viertel.« Hör auf, hör auf und sieh zu, dass du wegkommst, bevor du dich noch mehr blamierst. »Ich sollte jetzt gehen.« Sie stand auf und erstarrte, als sie merkte, dass er ihre Hand noch immer festhielt. »Zurück zur Arbeit. Ins Geschäft.«
Sie blickte ihn aus riesengroßen, wunderschönen und – aus Gründen, die er sich nicht erklären konnte – verwirrten Augen an. »Ist wirklich alles in Ordnung mit Ihnen?« Er stand jetzt auch auf.
»Ja, danke. Mir geht es gut. Vielen Dank.«
»Ich bringe Sie noch nach unten.«
»Nein, nein, machen Sie sich keine Mühe.« Mittlerweile fast verzweifelt, riss sie ihre Hand los. »Ich kenne
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