Drei Maenner fuers Leben
hatten zusammen Kaffee getrunken, ein bisschen Konversation gemacht, über geschäftliche Angelegenheiten gesprochen.
Und dann hatte er ihr ein beiläufiges Kompliment gemacht, und sie hatte angefangen herumzustottern wie ein Idiot. Sie war rot geworden, um Himmels willen. Und das alles nur, weil er etwas Nettes über ihr neues Parfüm gesagt hatte.
Für einen Mann mit seinem Hintergrund und seinem Charme war es das Normalste von der Welt, Frauen Komplimente zu machen. Und natürlich erwartete er, dass diese Komplimente auf eine leichte, gewandte – vielleicht sogar flirtende – Art angenommen wurden.
Wahrscheinlich hatte sich Ian über ihre alberne und unreife Reaktion auf dem Heimweg halb totgelacht. Oder schlimmer noch, sie hatte ihm leidgetan.
Allein der Gedanke daran bewirkte, dass sie sich innerlich wand. Sie war zu viele Jahre lang die Zielscheibe von Spötteleien oder Mitleid gewesen.
Selbst ihre Eltern hatten sich oft über sie lustig gemacht, aber das hatte sie nicht als besonders schlimm empfunden, da sie ja wusste, dass sie sie im Grunde liebten.
Genauso wie sie wusste, wie sehr sie sich jetzt freuten, dass sie endlich anfing, etwas aus sich zu machen. Vor ihrer Abreise nach Arizona hatte ihr Vater sie wie üblich umarmt, aber diesmal sie nicht wie sonst sein liebes Mädchen genannt, sondern sein schönes Mädchen.
Sie hatte sich dabei – törichterweise – wie eine Prinzessin gefühlt.
Sie hatten ihr »Brightstone’s« anvertraut, weil sie davon überzeugt waren, dass sie hart arbeiten konnte. Ihr Vater hatte die Veränderungen, die sie vorschlug, anfangs nicht gewollt. Entweder hatte er die Kosten gescheut oder das finanzielle Risiko. Er hatte sich einfach nur – verständlicherweise – zur Ruhe setzen und die Buchhandlung, die mittlerweile mehr Bürde als Lebensunterhalt geworden war, aufgeben wollen.
Aber sie liebte sie so. Und sie brauchte sie. Die Buchhandlung war ihre Zuflucht, ihre Freude, ihr Herz gewesen, so lange sie denken konnte. Am Ende hatte ihre Familie das verstanden und nachgegeben.
Sie würde sie nicht enttäuschen. Und sie würde auch sich selbst nicht enttäuschen.
Alles Grübeln und Stöhnen über die kleine Ungeschicklichkeit, die ihr bei Ian unterlaufen war, brachte sie nicht weiter. Wahrscheinlich hatte er den Vorfall längst vergessen. Und damit sie ebenfalls vergessen und auf dem einmal eingeschlagenen Weg weitergehen konnte, musste sie sich ihrem Fehler stellen. Und Ian MacGregor auch.
Sie nahm das Buch von ihrem Schreibtisch und ging zur Tür, wobei sie sich nur mit Mühe davon abhalten konnte, vor Nervosität auf ihren Lippen zu kauen. Sie hatte beschlossen, ihm das Buch persönlich vorbeizubringen.
Als Naomi das hübsche alte, zweistöckige Backsteinhaus betrat, in dem sich die Anwaltskanzlei »MacGregor und MacGregor« befand, war sie davon überzeugt, dass sie sich perfekt im Griff hatte. Sie hatte sich die Zeit genommen, im Auto ihren Lippenstift noch einmal zu erneuern, und sie hatte zehnmal tief durchgeatmet, weil sie das beruhigte.
Wenn sie ganz ehrlich zu sich war, musste sie zugeben, dass ihr einziges Problem ihre Reaktion auf Ian MacGregor war. Sie hatte schon in dem Moment so heftig auf ihn reagiert, als sie ihn mit einem versonnenen Lächeln und etwas verloren im Laden hatte stehen sehen.
Das Gefühl, das sie in diesem Moment empfand, war ähnlich gewesen, als hätte sie etwas besonders Schönes, Begehrenswertes gesehen, das ganz und gar außerhalb ihrer Reichweite lag. Eine Art tiefer Sehnsucht.
Aber jetzt hatte sie sich wieder unter Kontrolle, weil sie sich – und das nicht nur einmal – daran erinnert hatte, dass Ian MacGregor sich im Zusammenhang mit ihr nur fürs Geschäftliche interessierte.
Während sie jetzt den in Lindgrün und Creme gehaltenen Empfangsraum mit dem Marmorkamin, in dem ein Feuer brannte, durchquerte, erinnerte sie sich als Vorbereitung auf das Treffen ein weiteres Mal daran.
Hier herrscht Klasse, dachte sie. Und Tradition. Das waren Werte, die sie schätzte und sehr gut verstand.
Sie lächelte die Frau an, die hinter dem wunderschönen, matt glänzenden Schreibtisch saß.
»Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich bin Naomi Brightstone. Ich habe …« Sie brach ab, als die Tür aufflog.
»Hurra! Ich habe gewonnen! Die Gerechtigkeit hat einen neuen Sieg errungen, und die Welt ist für unsere Kinder wieder ein bisschen sicherer geworden.« Die Frau, eine atemberaubend schöne Brünette in einem
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