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Drei Männer im Schnee

Drei Männer im Schnee

Titel: Drei Männer im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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bestellt«, sagte Hagedorn erschrocken.
    »Ich möchte ein helles Bier haben.«
    »Ich meinerseits auch«, meinte Schulze. Da lachte der Kellner. Und als sie sich erstaunt umdrehten, war es gar kein Kellner, sondern Herr Johann Kesselhuth. Er trug die Toblersche Livree, seinen altgewohnten, geliebten Anzug, und blickte Herrn Schulze, um Entschuldigung bittend, in die Augen.
    »Großartig!« rief Hagedorn. »Ich will Sie nicht kränken, Herr Kesselhuth, aber Sie sehen wie der geborene herrschaftliche Diener aus!«
    »Ich fühle mich nicht gekränkt, Herr Doktor«, sagte Kesselhuth.
    »Wenn ich nicht Alexander wäre, möchte ich Diogenes sein.«
    Die drei Männer amüsierten sich königlich. Jeder auf seine Weise.
    Herr Kesselhuth beispielsweise stand, obwohl er schließlich Besitzer einer Schiffahrtslinie war, glückselig lächelnd hinter dem Stuhl, auf dem Schulze saß, und nannte den armen Kerl, der die Eisbahn hatte kehren müssen, bei jeder Gelegenheit »gnädiger Herr«.
    Und Schulze rief den Reeder Kesselhuth unentwegt beim Vornamen.
    »Johann, bitte Feuer!« Und: »Johann, Sie trinken zu viel!« Und:
    »Johann, besorgen Sie uns drei Schinkenbrote!«
    Hagedorn meinte: »Kinder, das klappt, als ob ihr die Rollen jahrelang einstudiert hättet.«
    »Sie sind ein Schlaumeier«, sagte Schulze. Und Kesselhuth lachte geschmeichelt. Später kam der dicke Herr Lenz an den Tisch. Er hatte sich als Kaschemmenwirt verkleidet, trug eine halbleere Flasche Danziger Goldwasser unterm Arm und fragte Schulze, ob er sich denn nicht an der Prämiierung der drei gelungensten Lumpenkostüme vormerken lassen wollte. »Sie kriegen totsicher den ersten Preis«, sagte er. »So echt wie Sie können wir andern gar nicht aussehen! Wir sind ja bloß verkleidet.« Schulze ließ sich überreden und ging mit Lenz zu Professor Heltai, der die Startnummern für den Wettbewerb zu verteilen hatte. Doch der Tanzlehrer zwirbelte den Schnurrbart und sagte: »Tut mir leid, mein Lieber. Sie fallen nicht unter die Bestimmungen. Sie sind nicht kostümiert. Sie sehen nur so aus. Sie sind ein Professional.«
    Lenz war, weil er Rheinländer war, leicht erregbar. Aber der Professor blieb hart. »Ich habe meine Anweisungen«, erklärte er abschließend.
    »Na denn nicht, liebe Tante!« sagte Schulze und machte kehrt. Als er zum Tisch zurückkam, war Hagedorn verschwunden.
    Johann hockte solo und sprach dem Alkohol zu. »Ein kleines Schulmädchen, in einem kurzen Rock und mit einem Ranzen auf dem Rücken, hat ihn weggeholt«, berichtete er. »Es war die Dame aus Bremen.«
    Sie gingen auf die Suche und gerieten versehentlich an die Tombola.
    Johann kaufte, auf Toblers leisen Befehl, dreißig Lose. Acht Gewinne waren darunter! Und zwar eine gerahmte Alpenlandschaft, die von einem einheimischen Ölmaler stammte. Ein großer Teddybär, der »Muh!« sagen konnte. Eine Flasche Kölnischwasser.
    Noch ein Teddybär. Eine Rolle Papierschlangen. Ein Karton Briefpapier. Und noch eine Flasche Kölnischwasser.
    Sie beluden sich mit den Gewinnen und ließen im Nebenraum eine Blitzlichtaufnahme machen. »Des Jägers Heimkehr«, meinte der Geheimrat. Und dann drängten sie sich weiter durch das Gewühl.
    Von Saal zu Saal. Durch alle Korridore.
    Aber Hagedorn war nicht zu finden. »Wir müssen ihn finden, Johann«, sagte der Geheimrat. »Das Bremer Schulmädchen hat ihn natürlich verschleppt. Dabei hat er mich auf beiden Knien beschworen, ihm eine Art Mutter zu sein.«
    In der Bar war der verlorene Sohn auch nicht. Johann nahm die Gelegenheit wahr und begann, die Gewinne wegzuschenken. Das Kölnischwasser fand bei den Bauernmädchen reißenden Absatz.
    Eine der Holländerinnen bekam ungefragt die Ölgemalte Alpenlandschaft in die Hand gedrückt und bedankte sich holländisch.
    »Wir verstehen dich ja doch nicht«, erwiderte Johann unwillig, gab ihr den Karton mit dem Briefpapier als Zugabe und sagte: »Kein Wort weiter!«
    Sie kehrten an ihren Tisch zurück. Hagedorn war noch immer nicht da. Johann setzte die zwei Teddybären auf den dritten Stuhl. Der Geheimrat nahm die schwarzen Ohrenklappen ab.
    »Es ist merkwürdig«, erklärte er. »Aber ohne Ohrenklappen schmeckt der Wein besser. Was, um alles in der Welt, hat das Gehör mit den Geschmacksnerven zu tun?«
    »Nichts«, sagte Johann.
    Anschließend begannen sie zu experimentieren. Sie hielten sich die Ohren zu und tranken. Sie hielten sich die Augen zu und tranken.
    »Fällt Ihnen etwas auf?« fragte Tobler.
    »Jawohl«,

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