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Drei Männer im Schnee

Drei Männer im Schnee

Titel: Drei Männer im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Dann spazierten die drei Männer im Gänsemarsch durch die Säle, Hagedorn schritt voran.
    Im Grünen Saal störten sie die Preisverteilung für die gelungensten Kostüme. Im Kleinen Saal behinderten sie durch ihren Vorbeimarsch die von Professor Heltai arrangierten Tanz-und Pfänderspiele. Würdig und ein wenig im Zickzack marschierend, bahnten sie sich unbeirrt ihren Weg.
    Der Portier, den besonders waghalsige Ballbesucher mit Konfetti und Papierschlangen verziert hatten, verbeugte sich vor Hagedorn und blickte giftig zu Schulze hinüber, der die Teddybären emporhob und laut zu ihnen sagte: »Schaut euch einmal den bösen Onkel an! So etwas gibt’s wirklich.«
    Kasimir, der Husaren-Schneemann, sah wieder ganz reizend aus.
    Die drei Männer betrachteten ihn voller Liebe. Es schneite.
    Schulze trat vor. »Bevor wir auf das Wohl unseres gemeinsamen Sohnes anstoßen«, sagte er feierlich, »möchte ich ein gutes Werk tun. Es ist bekanntlich nicht gut, daß der Mann allein sei. Auch der Schneemann nicht.« Er ging langsam in Kniebeuge und setzte die Teddybären, einen zur Rechten und einen zur Linken Kasimirs, in den kalten Schnee. »Nun hat er wenigstens, auch wenn wir fern von ihm weilen, Gesellschaft.« Dann füllte Herr Kesselhuth die Gläser.
    Aber der Rest Wein, der in der Flasche war, reichte nicht aus. Und Johann verschwand im Hotel, um eine volle Flasche zu besorgen.
    Nun standen Schulze und Hagedorn allein unterm Nachthimmel.
    Jeder hatte ein halbvolles Glas in der Hand. Sie schwiegen. Der Abend war sehr lustig gewesen. Aber die beiden Männer waren plötzlich ziemlich ernst. Ein sich leise bewegender Vorhang von Schneeflocken trennte sie.
    Schulze hustete verlegen. Dann sagte er: »Seit ich im Krieg war, habe ich keinen Mann mehr geduzt. Frauen, na ja. Da gibt es Situationen, wo man schlecht Sie sagen kann. Ich möchte, wenn es dir recht ist, mein Junge, den Vorschlag machen, daß wir jetzt Brüderschaft trinken.« Der junge Mann hustete gleichfalls. Dann antwortete er: »Ich habe seit der Universität keinen Freund mehr gehabt. Ich hätte mich nie getraut, Sie um Ihre Freundschaft zu bitten. Menschenskind, ich danke dir.«
    »Ich heiße Eduard«, bemerkte Schulze. »Ich heiße Fritz«, sagte Hagedorn.
    Dann stießen sie mit den Gläsern an, tranken und drückten einander die Hand.
    Kesselhuth, der, eine neue Flasche unterm Arm, aus der Tür trat, sah die beiden, ahnte die Bedeutung dieses Händedrucks, lächelte ernst, machte behutsam kehrt und ging in das lärmende Hotel zurück.

Das dreizehnte Kapitel - Der große Rucksack
    Mutter Hagedorns Paket traf am nächsten Tag ein. Es enthielt die Reklamearbeiten, die der Sohn verlangt hatte, und einen Brief.
    »Mein lieber guter Junge!« schrieb die Mutter. »Vielen Dank für die zwei Ansichtskarten. Ich bin auf dem Sprunge und will das Paket zum Bahnhof bringen, damit Du es schnell kriegst. Hoffentlich knicken die Ecken nicht um. Ich meine, bei den Paketen und Kunstdrucksachen. Und sage diesem Herrn Kesselhuth, wir möchten Deine Arbeiten gelegentlich zurückhaben. Solche Herrschaften sind meistens vor lauter Großartigkeit vergeßlich.
    Herr Franke sagt, wenn es mit den Toblerwerken klappt, das wäre zum Blödsinnigwerden. Du weißt ja, daß er sich stets so ausschweifend ausdrückt. Er will für Dich die Daumen halten. Das finde ich, wo er nur zur Untermiete bei uns wohnt, sehr anständig von ihm. Ich halte nicht nur die Daumen, sondern auch die großen Zehen. Wenn trotzdem aus der Anstellung nichts werden sollte, haben wir uns wenigstens keine Vorwürfe zu machen. Das ist die Hauptsache. Man darf sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Und wer sich ein Bein ausreißt, hat es sich selber zuzuschreiben.
    Daß der andere Preisträger ein netter Mensch ist, freut mich. Grüße ihn schön. Natürlich unbekannterweise. Und laßt Euch von den feinen Leuten nichts vormachen. Viele können sowieso nichts dafür, daß sie reich sind. Viele haben, glaube ich, nur deswegen Geld, weil der liebe Gott ein weiches Herz hat. Besser als gar nichts, hat er bei ihrer Erschaffung gedacht. Wirst du übrigens mit der Wäsche reichen? Sonst schicke mir rasch die schmutzige in einem Karton. In drei Tagen hast du sie wieder.
    Bei Heppners liegen sehr schöne Oberhemden im Fenster. Ich werde eins zurücklegen lassen. Ein blaues mit vornehmen Streifen. Wir holen es, wenn Du wieder zu Hause bist. Ich könnte Dir’s mitschicken. Aber wer weiß, ob es Dir gefällt.
    So, mein Junge.

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