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Drei Mal täglich

Drei Mal täglich

Titel: Drei Mal täglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Wilde
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Armen, und trug sie hinüber zum Haus.
    Gejohle und Applaus empfing ihn und Lacy. Er ging mit ihr die Treppe zur Veranda, wo sich mindestens zwei Dutzend Familienmitglieder als Empfangskomitee eingefunden hatten. Ehe er Lacy überhaupt absetzen konnte, wurde er bereits den Brüdern, dem Vater, der Mutter, den Schwestern, den Großeltern, Cousinen, Tanten und Onkeln vorgestellt.
    Verwirrt nickte Bennett und schwieg überwältigt. Als Einzelkind hatte er so etwas einfach nie kennengelernt. Er erinnerte sich an Nannas Tod. Nur sein Vater und er selbst hatten an ihrem Krankenbett gestanden. Welch ein Unterschied zu diesem Familienaufgebot hier!
    “Halt”, rief Lacy lachend und formte beide Hände zum Time-Out-Signal des Schiedsrichters beim Tennis. “Aufhören. Wie geht es Urgroßmama?”
    “Sie liegt im Bett und ruht”, antwortete Lacys Mutter. Sie war eine sehr attraktive Frau, von etwa der gleichen Größe wie Lacy. Ihr kurzes blondes Haar war nur an den Schläfen leicht ergraut. Sie lächelte Bennett freundlich zu, bat ihn, sie Geneva zu nennen, und küsste ihn auf die Wange. In dreißig Jahren würde Lacy ihr wohl sehr ähnlich sehen.
    “Warum habt ihr sie nicht ins Krankenhaus gebracht?”, wollte Lacy wissen.
    “Weil sie sich geweigert hat”, erwiderte Urgroßvater Kahonachek. “Sie wollte, dass wir die Vorbereitungen für die Landwirtschaftsausstellung nicht unterbrechen. Du weißt doch, wie stur Katrina sein kann.”
    Der ganze Familienclan nickte zustimmend.
    “Sie hat uns erklärt, sobald Lacy hier sei, würde es ihr wieder gut gehen”, fügte Geneva Calder hinzu.
    “Ich rede mit ihr.” Lacy nickte. “Du kannst mich jetzt runterlassen, Bennett.”
    “Ich trage dich rauf”, widersprach Bennett, weil er nicht die geringste Lust hatte, ohne sie mit all den fremden Leuten zusammen zu sein. Sie waren zwar sehr freundlich zu ihm, aber trotzdem fühlte er sich wie ein exotisches Zootier, das ständig neugierig beäugt wird.
    Offenbar spürte Lacy sein Unbehagen, denn sie meinte nur: “Na schön. Die Treppe rauf und den ersten Flur entlang.” Sie deutete hinüber zu den Treppenstufen.
    Bennett trug sie zum Zimmer ihrer Urgroßmutter. Dabei achtete er sorgfältig darauf, dass Lacy mit ihrem verletzten Fuß nirgendwo anstieß. Ihr Kopf berührte fast sein Kinn. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund beunruhigte ihn diese Nähe. Vielleicht, weil sie so ungewohnt war. Andererseits empfand er ein seltsames Glück, Lacy in den Armen zu halten. Am liebsten hätte er sie nie wieder abgesetzt.
    Er schaute ihr in die Augen. Lacy sah zu ihm auf, als sei er ein galanter Ritter, der für sie hundert Drachen getötet hat. Ihre Bewunderung machte ihn einerseits nervös, andererseits erfüllte sie ihn mit Stolz. Noch nie hatte ihn eine Frau auf diese Weise angesehen.
    Weshalb dachte er über diese Dinge nach? Gewaltsam riss Bennett seinen Blick von Lacy los und starrte auf die Tür vor ihm, die einen Spaltbreit offen stand.
    Bennett und Lacy spähten gleichzeitig durch den Spalt.
    Im Bett saß in gerader Haltung eine alte Dame mit wachen Augen. Sie wirkte wie die sprichwörtliche Katze, die den Vogel verspeist hat. Im Übrigen sah sie ziemlich gesund aus für jemanden mit ernsthaften Herzbeschwerden. Sie residierte zwischen den Kissen wie eine Königin, die Hof hält.
    “
Drahy!”
, rief sie und winkte ihnen zu. “Komm rein, komm rein.”
    “
Drahy?”
, wiederholte Bennett überrascht.
    “Es bedeutet ’Liebes’ auf Tschechisch”, flüsterte Lacy ihm zu. “Sie nennt uns alle so, damit sie sich keine Namen merken muss.”
    “Gute Idee bei all den Nachkommen, die sie produziert hat.”
    “Sieben Kinder, fünfundzwanzig Enkel, zweiundvierzig Urenkel. Aber ich bin ihr Liebling.”
    “Kann ich gut verstehen”, wisperte er nah an ihrem Ohr.
    Lacy wandte den Kopf und lächelte ihn an.
    “Steh nicht da rum und flüstere mit deinem jungen Mann. Bring ihn lieber her.”
    Bennett trug Lacy ins Zimmer und setzte sie auf der Bettkante neben ihrer Urgroßmutter ab. Anscheinend betrachtete ihn die Familienpatriarchin als Lacys Liebhaber. Jetzt angelte sie nach einer Brille, die auf dem Bett neben ihr gelegen hatte, setzte sie auf, und betrachtete Bennett prüfend. Dann sah sie zu Lacy.
    “Gut”, war alles, was sie sagte.
    Lacy schien zu verstehen, was sie meinte, denn sie nickte. Danach stellte sie Bennett vor.
    “Freut mich, Sie kennenzulernen”, sagte die alte Dame. “Sie behandeln meine Lacy gut, nicht

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