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Drei Mal täglich

Drei Mal täglich

Titel: Drei Mal täglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Wilde
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hat sich auch nicht sofort in dich verliebt?”
    Ihre Urgroßmutter winkte ab. “Natürlich hat er das. Aber er hatte eigentlich andere Pläne. Er wollte unbedingt Baseballprofi werden. Er träumte von einer Karriere als Sportler.” Sie kicherte in der Erinnerung daran. “Doch wenn der Blitz einschlägt, ist man machtlos. Urgroßvater Kahonachek hat sich anders besonnen, und als ich achtzehn wurde, haben wir geheiratet. An meinem Geburtstag nächsten Monat feiern wir unseren siebzigsten Hochzeitstag.”
    “Er hat seine Träume begraben, um dich zu heiraten?”
    Lacys Urgroßmutter seufzte träumerisch. “Das ist wahre Liebe,
Drahy
. Wenn ein Mann entscheidet, dass du wichtiger bist als alles andere auf der Welt.”
    “Und wie hast du ihn davon überzeugt?”
    Die alte Dame lächelte verschmitzt. “Wir haben uns in der Longhorn-Höhle verlaufen. Glücklicherweise hatte ich einen Picknickkorb mit Wein, Kermit Kahonachecks Lieblingssandwiches und eine Decke dabei. Als wir endlich wieder den Weg nach draußen fanden, hatte er mir einen Heiratsantrag gemacht und seine Baseballkarriere vergessen.”
    “Was wäre passiert, wenn er seine Pläne nicht aufgegeben hätte und sich für den Sport entschieden hätte statt für dich?”
    “Dann wärst du nicht hier, nicht wahr?” Ihre Urgroßmutter strich Lacy eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. “Als mich der Blitz der Liebe traf, wusste ich, dass es nur einen einzigen Mann für mich geben würde. Hätte ich Kermit Kahonachek nicht haben können, hätte ich gar keinen Mann gewollt. Ich wäre eine alte Jungfer geworden.”
    “Wirklich?”
    Urgroßmutter Kahonacheck zuckte die Achseln. “Er ist mein Seelengefährte.”
    “Wieso konntest du dir so sicher sein?”, fragte Lacy.
    “Bist du es dir denn nicht?”
    “Ja und nein. Bennett hat in Boston ein eigenes Leben.”
    “Ganz egal. Er wird es mit dir teilen. In Boston, in Texas, oder sonst wo.”
    “Aber du verstehst mich nicht. Die Dinge liegen viel komplizierter”, wandte Lacy ein.
    “Glaubst du, die Dinge wären für Großmutter Nony und ihren Mann Jim einfach gewesen? 1948 haben sie ein Kind verloren und hätten sich aus Kummer darüber fast scheiden lassen. Meinst du, dein Vater und deine Mutter hätten keine Probleme gehabt? Es ist nicht leicht, sechs Kinder großzuziehen. Der Blitz löscht nicht automatisch alle Schwierigkeiten aus. Er zeigt dir nur, wer der Mensch ist, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen wirst. Du musst selbst dafür sorgen, dass die Liebe ewig währt.”
    “Das ist aber nicht die Geschichte, die du mir früher erzählt hast”, protestierte Lacy. “Du hast immer so getan, als wäre alles ganz einfach.”
    “Ist es auch, wenn man die Dinge nicht selbst verkompliziert. Na, na,
Drahy
, nicht weinen”, sagte Urgroßmutter Kahonachek und reichte Lacy ein Taschentuch. “Es wird alles gut. Das verspreche ich dir.”
    “Lacy?” Bennett erschien in der Tür. Er trug seinen schwarzen Notfallkoffer. “Ist etwas nicht in Ordnung?”
    Sie schnäuzte sich die Nase. “Doch, doch. Ich bin bloß ein bisschen durcheinander.”
    Schon Bennetts Anblick, wie er da stand, das Haar ein wenig zerzaust, Besorgnis auf dem schönen Gesicht, ließ die innigsten Gefühle für ihn in ihr aufsteigen. Sie empfand seinen Blick wie eine Liebkosung. Die Welt um sie herum verschwamm, sie fühlte sich, als schwebe sie oder als tanzte sie Walzer. Ja, sie liebte Bennett, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Doch es gab keine Garantie dafür, dass er dasselbe empfand. Und nun hatte ihre Urgroßmutter sie auch noch mit faulen Tricks zusammen hierher gelockt.
    Bennett stellte den Koffer neben dem Bett ab, öffnete ihn und nahm ein Stethoskop heraus. Einige Familienmitglieder erschienen, um zuzuschauen.
    “Hallo, Lacy”, sagte Jack, ihr jüngster Bruder, und hielt ein Paar Krücken hoch. “Die hab ich auf dem Dachboden gefunden.”
    “Danke”, erwiderte sie. Jetzt brauchte Bennett sie wenigstens nicht mehr zu tragen. Der Gedanke erleichterte sie und machte sie gleichzeitig traurig.
    “Es riecht nach Bratwurst”, sagte ihre Urgroßmutter, während Bennett sie untersuchte. “Bring mir was zu essen.”
    Lacy warf der alten Dame einen boshaften Blick zu. “Oh nein. Du hast Herzschmerzen. Du darfst keine Bratwurst essen.”
    So leicht durfte ihre Urgroßmama nicht davonkommen. Einfach zu schwindeln und zu behaupten, sie habe Herzschmerzen! Allerdings hatte Lacy nicht vor, die alte Dame zu verpetzen.

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