Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]
gesagt, das stimmt«, erwiderte ich und hoffte, dass meine Stimme nicht halb so zittrig klang, wie ich mich in diesem Moment fühlte.
Alexander starrte mich ungläubig an. »Wovon redest du eigentlich, Mathilda?«, fragte er.
»Ich habe gesagt«, erwiderte ich betont lässig, während mir aber mein Herz bis zum Hals schlug, »es stimmt, dass in Köln alles anders ist.«
Julia, das beliebteste Mädchen in unserer Klasse, drängte sich zu mir vor. Natürlich folgten ihr sofort ihre beiden besten Freundinnen. Wie die Fliegen einer Kuh. Das würde Stress geben. Das spürte ich sofort.
»Ach, und was genau soll da so anders sein?«, fragte Julia und zog ihre Augenbrauen hoch. »Wir waren nämlich letztens zum Shoppen auf der Hohen Straße in Köln. Total langweilig, da gibt es genau dieselben H&M-, New Yorker- und Zara-Läden, die es überall gibt. Und viele Ramschläden obendrein. Also, dafür lohnt es sich wirklich nicht, extra nach Köln zu fahren!«
»Ja, genau, das lohnt sich kein bisschen«, echote Julias Gefolge, das nun endlich auch mal einen Grund hatte, mit in der ersten Reihe zu stehen.
In diesem Punkt allerdings konnte ich Julia und ihren Freundinnen nur beipflichten. »Stimmt!«, sagte ich wieder. Julia und ihre Gefolge, Alexander und alle anderen sahen mich verwundert an, während ich mir wünschte, mich nie auf diese Aktion eingelassen zu haben. Aber nun war es zu spät. Ich straffte meine Schultern, um nicht auszusehen wie ein Häufchen Unglück. »Die wirklich interessanten Läden sind in meinem alten Viertel, da gibt es coole Secondhandshops, witzige Geschenkläden mit Postkarten, unbekannte Jungdesigner und …«
»Hast du da deine Stiefel her?«, fragte Louisa mit o und auch einige der anderen Mädchen sahen plötzlich sehr interessiert aus. »Ich meine die hellgrauen, die du am ersten Schultag getragen hast.«
Ich nickte, während einige der Jungs kopfschüttelnd riefen: »Typisch mal wieder, Mädels und ihr Schuhtick!«
Sofort fragten Scott und die Luisa ohne o: »Hey, Mathilda, wann zeigst du uns das endlich mal alles?«
»Wann habt ihr Zeit?«, fragte ich zurück und mein Herz schlug schneller. Dieses Mal aber vor Freude.
»Na, am besten gleich morgen, am Samstag!«, rief Scott.
»Vergesst es, ohne mich«, erklärte Julia und warf ihre Haare zurück. »Wenn ich irgendwohinfahre, dann nach Düsseldorf auf die Kö. Das hat was.«
Ich sah ihr genau in die Augen und sagte nur: »Tja, wenn man’s mag!« Denn auf der Kö hatte ich mal einen goldenen Locher für 1000 Euro gesehen.
Neben mir kicherten Linn und Philippa. Julia warf uns dreien einen eisigen Blick zu.
Valerie hatte ganz andere Probleme »Wie? Ihr meint, ganz alleine nach Köln fahren? Mit dem Zug?«, rief sie. »Das lässt mich meine Mutter nie.« Damit behielt sie recht. Sie durfte am Samstag wirklich nicht mit. Aber acht Mädels aus meiner Klasse und Scott warteten vor dem Bahnhof auf mich. Nur Linn und Philippa konnten leider nicht mitkommen. Linn hatte am Samstag eine Familienfeier und Philippa ein Reitturnier. Aber ich hatte den beiden fest versprochen, auch mal mit ihnen nach Köln zu fahren und ihnen alles zu berichten!
Als ich am Samstagnachmittag zurück nach Krähwinkel kam, taten mir meine Füße vom vielen Laufen in der Stadt weh, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, auf Wolken zu schweben. Denn der Ausflug nach Köln war ein voller Erfolg gewesen! Scott hatte uns als einziger Junge gleich auf der Hinfahrt im Zug angeboten, all unsere Tüten zu tragen. Das fand ich total süß von ihm. Trotzdem kam er nicht als Packesel zum Einsatz, denn die Mädels aus meiner Klasse waren viel zu stolz darauf, selbst ihre Schnäppchen in Tüten von einem der angesagten Läden durch die Gegend zu tragen. Denn die hatten alle so witzige Namen wie »Tausendschön« oder »Kaufrausch«.
»Jetzt sieht es so aus, als gehörten wir hierher«, sagte Luisa ohne o leise zu der Louisa mit o und warf ihrem Spiegelbild in einer Schaufensterscheibe einen zufriedenen Blick zu.
Ich konnte sie gut verstehen. Auch ich hatte heute zum ersten Mal das Gefühl, zu meiner neuen Klasse dazuzugehören.
Scott genoss es in vollen Zügen, der einzige Junge in so einer großen Mädelsgruppe zu sein. Immerhin haben wir ihn in einem der trendigen Secondhandläden zu neunt bei der Auswahl eines T-Shirts und einer Sonnenbrille beraten! Gegen Mittag legten wir unser Geld zusammen und teilten uns drei Pizzen. Danach habe ich den anderen gezeigt, wo es den
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