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Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]

Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]

Titel: Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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kommst einfach mit zu uns!« Ich lief alleine nach vorne zur Haustür und ließ Mats hinten durch die Terrassentür herein. Mir war noch immer so eiskalt, dass ich die Decke von der Sofalehne nahm und einfach fragte: »Willst du auch etwas Decke? Die reicht für uns beide!«
    Mats nickte stumm. Wir setzten uns nebeneinander vor das Sofa und breiteten die Decke über uns aus. Unsere Schultern und Arme berührten sich und das war schön warm. Erst sagten wir beide nichts, dann hörte ich Mats’ Stimme gleich über meinem Ohr. »So kalt wie das Wasser im Teich war, hätten wir eigentlich ein paar Pinguine sehen müssen.«
    Ich lachte und rief: »Stimmt, oder zumindest eine Eisscholle.«
    »Hm«, machte Mats und lehnte sich ein bisschen mehr an mich. Die Deoduftwolke war verflogen, er roch wieder wie Mats. Einfach gut, meine ich. Ohne nachzudenken, lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und hörte, wie er leise sagte: »Bei uns gibt’s demnächst Neuigkeiten …«
    »Ihr zieht doch nicht weg?«, entsetzt sah ich Mats an. Doch er schüttelte den Kopf. »Nein, es ist nur ziemlich peinlich. Meine Mutter erwartet ein Baby.«
    »Aber das ist doch toll. Es wird bestimmt so süß wie Emmi und Cara. Was ist daran peinlich?«, das war mir so herausgerutscht. Sofort biss ich mir auf die Lippen. Natürlich war das total peinlich. Wer will schon wissen, dass die eigenen Eltern Sex hatten? Und ein Baby war ja der sichtbare Beweis! Oh Mann, und ich frag noch »warum?« wie ein Kindergartenkind. Meine Wangen brannten.
    Auch Mats lief rot an. »Kannst du dir ungefähr vorstellen, welche Sprüche ich dazu in der Schule zu hören kriegen werde? Wo jeder weiß, dass wir schon vier Kinder sind?« Er sah starr auf die Decke.
    Ich sagte nichts. »Haben die auch noch andere Hobbys?«, und ein fieser Vergleich mit Kaninchen waren nur zwei der Sprüche, die mir sofort einfielen.
    »Siehst du«, sagte Mats neben mir leise. »Genau das meine ich. Aber das ist noch nicht mal das Schlimmste!«
    »Nein, was ist das denn?«
    Mats wich meinem Blick aus. »Ach …«, fing er an und fuhr sich durch die Haare. Dann stieß er rasch hervor: »Nachher halten die Leute mich noch für den Vater des Babys, wenn sie uns zusammen sehen.«
    »Dich?«, rief ich zuerst überrascht. Doch im Aufklärungsunterricht hatten wir gehört, dass Jungs in dem Alter schon Vater werden konnten. Jetzt lief ich rot an. Meine Wangen brannten. Mats hatte recht! Einen Moment lang schauten wir beide verlegen auf die Decke.
    Dann kam mir eine Idee. »Weißt du was, Mats, ich bemale für dich einen Button – oder besser noch ein T-Shirt, auf dem ›Großer Bruder‹ steht! Dann ist die Sache klar«, sagte ich in die Stille hinein.
    Mats beugte sich vor. Er lächelte mich an und mit einem Mal sah ich den ganzen Mats. So, wie er wirklich ist, ohne Deowolke und Justin-Bieber-Frisur. Einfach Mats, der den ganzen Quatsch nicht braucht. Und er sah so aus, als ob er was sagen wollte. Aber dann klingelte es an der Haustür. Mats und ich warfen uns einen raschen Blick zu. »Ich weiß nicht, wo du bist«, wisperte ich und lief zur Haustür.
    Davor stand Cara, aber sie suchte nicht Mats. Seine jüngste Schwester hielt mir einen rosafarbenen Briefumschlag entgegen. »Du bist eingeladen, Mathilda, zu meinem 5. Geburtstag!«, erklärte sie feierlich, bevor ich die Karte lesen konnte. »Da steht, dass alle Mädchen im Kleid kommen sollen«, rief Cara. »Du auch, ja!«
    Ich nickte. »Ist fest versprochen, ich komme!« Als Cara über die Straße nach Hause hüpfte, wäre ich auch gerne noch mal fünf Jahre alt gewesen. Dann hätte ich eben, als es so still war, einfach zu Mats gesagt: »Wenn ich groß bin, heirate ich dich mal«. Mit fünf hatte ich auch noch keine To-do-Listen. Ich seufzte, denn auf meiner für Montag stand:
    – Katzenklo säubern
    – 16 Uhr mit Valerie + Philippa Physikreferat schreiben.
    Beides Punkte, die ich am liebsten ganz gestrichen hätte …

Ein komisches Gefühl

    W äre es nicht wunderbar, wenn man die Dinge, die man nicht mag, einfach so streichen könnte? Strafreferat in Physik – gestrichen, Zimmer aufräumen – sofort gestrichen, Mathearbeit – extra fett gestrichen, Wochenenden mit Papas neuer Frau Stephanie – für immer und ewig gestrichen.
    Aber da das ja leider nicht geht, machte ich mich am Montag gleich nach der Schule daran, den Fußboden in meinem Zimmer aufzuräumen – und das dauerte eine Weile, denn dort lagen die Anziehsachen der letzten Tage

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