Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]
ist denn, Mats?« Meine Stimme war nur ein Wispern.
»Das fragst du noch?« Er wandte sich angewidert von mir ab.
»Moment!«, rief ich. »Sag mir, was du mir vorwirfst!« Ich fasste seinen Arm und hielt ihn einfach fest.
Mats machte sich mit einem Ruck frei. »Lass mich, Mathilda!«, stieß er hervor und ging zur Haustür der Quentins.
»Sag mir, was ist!«, schrie ich und versuchte gegen die Tränen anzukämpfen.
Mats drehte sich kurz um und rief: »Hör auf mit den Spielchen. Was ist, das weißt du selbst am besten.« Er holte Luft oder war es ein Schluchzer? »Nur eines weißt du anscheinend nicht«, stieß Mats hervor. »Mein Name schreibt sich nicht mit zwei tt.«
Hatte ich das richtig gehört? Ich wischte mir schnell die Tränen weg und schrie: »Was soll das, Mats? Verdammt noch mal, ich weiß, wie sich dein Name schreibt!«
»Schluss damit. Ich will dich nicht mehr sehen!«, brüllte Mats und knallte die Haustür hinter sich zu, dass es schepperte. Mir kam es so vor, als hätte er damit unsere Freundschaft mit einem Knall zerschlagen. Und das tat schlimmer weh als alles, was ich bislang erlebt habe.
Aber etwas war anders. Selbst nach meinem schlimmsten Sturz mit dem Fahrrad, nach dem ich im Krankenhaus verarztet werden musste, hörte der Schmerz nach einem Tag auf. Doch der Mats-Schmerz hörte nicht auf, der wurde eher von Tag zu Tag noch schlimmer. Und das, obwohl ich Mats gar nicht mehr sah. Denn er tat wirklich alles, um mich nicht zu sehen. Seit unserem Streit auf der Straße fuhr er nicht mehr mit dem Schulbus, sondern mit dem Rad zur Schule. Und das war durch die vielen Hügel zwischen Krähwinkel und Großwinkel bestimmt nicht so ganz einfach. Jedenfalls verließ Mats von nun an morgens das Haus früher als wir. Nachmittags kam er später zurück. Das Rollo vor seinem Fenster blieb tags und nachts runtergezogen.
»Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll«, jammerte ich auf dem Schulhof und kämpfte mit den Tränen.
Sofort suchten uns Linn und Philippa eine ruhige Ecke. Wir setzten uns auf eine kleine Mauer, wo uns niemand belauschen konnte, und ich stützte meinen Kopf in meine Hände.
Linn legte ihren Arm um mich. »Mathilda, ich habe Mats mehrmals gefragt, was los ist, aber er redet einfach nicht mit mir. Auch nicht mit unseren Eltern.« Linn zuckte die Schultern. »Ich habe sogar Jacob gefragt, was los ist.«
»Und?«, fragten Philippa und ich gleichzeitig.
»Der sagt, er ist der beste Freund von Mats und deshalb kann er mir nichts sagen«, erzählte Linn empört.
Philippa sah sehr konzentriert aus. Sie drehte eine Haarsträhne um den Finger. »Da ist doch etwas faul«, sagte sie wie zu sich selbst und dann rief sie laut: »Ja, das kann nicht anders sein!« Philippa sprang mit einem Satz von der Mauer. »Irgendjemand hat da gewaltigen Mist verzapft.«
»Ich habe wirklich nichts …«, fing ich an und musste gleich wieder gegen die Tränen kämpfen.
»Du doch nicht, Mathilda«, sagte Philippa beruhigend und setzte sich neben mich. »Aber jemand Drittes.«
Linn sah auf. »Aber wer ist das?«
Wer steckt dahinter?
S o sehr wir auch grübelten, uns fiel niemand ein. Warum sollte jemand auch so etwas anzetteln? Was hatte er oder sie von so einem Streit?
Die Tage vergingen, und außer dass es immer herbstlicher wurde, änderte sich nichts. Zwischen Mats und mir herrschte absolute Funkstille, er fuhr weiterhin mit seinem Rad zur Schule und die Rollos an seinem Fenster blieben Tag und Nacht runtergezogen.
Das konnte ich nicht übersehen, wenn ich bei den Hausaufgaben an meinem Schreibtisch saß. Bis es mir an einem Nachmittag endgültig reichte, ich aufsprang und den Schreibtisch quer durch mein Dachzimmer zerrte. Die Schreibtischbeine schrappten laut über den Dielenboden, vielleicht gab es davon Schrammen, aber das war mir jetzt völlig egal. Ich zerrte und zog, bis mein Schreibtisch da stand, wo ich wollte. Vor dem Fenster auf der gegenüberliegenden Giebelseite, das zum Garten hinausging.
»Mathilda, Mathilda, was machst du denn?«, rief Mama und streckte ihren Kopf zur Tür herein.
»Ich wollte mal was anderes sehen«, sagte ich knapp und schlug mein Englisch-Workbook auf. Mehr wollte ich dazu gar nicht sagen. Aber Mama versuchte mich zu trösten und meinte, ich solle unbedingt noch mal mit Mats reden.
Als ich das hörte, wurde ich so wütend, so furchtbar wütend, dass es in mir brodelte wie in einem Vulkan. »Toller Tipp«, brüllte ich, »er lässt mich ja gar
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