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Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]

Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]

Titel: Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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sollten?«
    Mama zuckte zusammen. Würde sie uns jetzt sagen, was mit ihr los war? »Oh, gestern rief ein Junge aus deiner Klasse an, leichter amerikanischer Akzent, er hieß …« Mama rieb sich das Kinn und überlegte.
    »Scott?«, sagte ich knapp.
    »Richtig!« Mama sah sehr erleichtert aus. »Du sollst ihn mal anrufen.«
    Jetzt wusste ich es, etwas stimmte mit Mama nicht. Sie ist sonst perfekt organisiert und vergisst nie etwas. Was hat es zu bedeuten, wenn meine Mutter gleich zwei Sachen an einem Tag vergisst?
    Mama legte den Löffel zur Seite, trank ihren Kaffee und warf einen Blick auf die Küchenuhr. Plötzlich war sie wieder ganz die Alte. »Ja, habt ihr schon eure Taschen fertig gepackt?«, rief sie und sprang vom Küchentisch auf. »Kinder, seht zu, dass …« Zumindest in diesem Moment war wieder alles wie sonst.
    Wie immer holte Papa uns in Frankfurt am Bahnhof ab. Er sah so furchtbar müde und ernst aus, dass Friederike und ich gleichzeitig fragten: »Was ist los, Papa?«
    »Ach, das erzähle ich euch in Ruhe zu Hause«, sagte Papa, während wir durch den Bahnhof zur Tiefgarage gingen. Aber so lange konnten Friederike und ich nicht warten. »Wisst ihr, ich habe den Vertrag für eine neue Stelle unterzeichnet«, berichtete Papa, während unsere Schritte durch die Tiefgarage hallten.
    »Super, Papa«, rief Friederike. Denn seine Niederlassung in Frankfurt würde bald schließen.
    »Das ist toll. Wo arbeitest du denn dann, Papa?«, wollte ich wissen.
    Mein Vater sah uns an. Er strahlte nicht, sondern sah furchtbar ernst aus. »In Hongkong.«
    Auf einmal fehlten mir die Worte. Denn Hongkong war schrecklich weit weg. Viel zu weit weg von uns.
    »Da, wo du letztens warst, Papa?«, rief Friederike und fragte gleich: »Wo genau ist eigentlich Hongkong?« Ihre Augen waren ganz groß und ihr Kinn zitterte bereits.
    »Das ist in China.« Papa seufzte und öffnete das Auto. »Aber natürlich werdet ihr mich in den Ferien besuchen und ich werde euch auch sehen, wenn ich in Deutschland bin. Nur an den Wochenenden, also das …« Papa sprach nicht weiter. Ich wusste auch so, was er uns sagen musste. Natürlich würden wir ihn in Hongkong nicht mehr für ein Wochenende besuchen können. Dazu dauerte der Flug viel zu lange – und teuer war er bestimmt auch noch.
    »China?«, schrie Friederike und knallte ihre Tasche auf den schmutzigen Boden der Tiefgarage. »Weißt du eigentlich, was die da mit Hunden machen? Die werden da geschlachtet, das habe ich erst letztens gelesen.« Sie holte Luft und stieß hervor: »Nie im Leben fahre ich nach China, wo Tiere so gequält werden! NIE !!!« Sie drehte sich um und lehnte sich schluchzend gegen einen der Betonpfeiler.
    Die Tiefgarage verschwamm vor meinen Augen.
    »Ach, Krümel, ach, Mücke, weint doch nicht so«, hörte ich Papas Stimme, während er beruhigend über meine Schultern strich. Aber ich konnte nicht aufhören zu schluchzen und Friederike heulte jämmerlich.
    Plötzlich lief eine Frau mit klappernden Absätzen durch die düstere Tiefgarage auf uns. »Braucht ihr zwei Hilfe?«, rief sie. Bevor wir ihr überhaupt antworten konnten, befahl sie Papa: »Bleiben Sie, wo Sie sind! Lassen Sie sofort die Mädchen in Ruhe. Keinen Schritt weiter, sonst drücke ich den Notrufknopf!«
    Ich wischte mir die Tränen fort und sah die Frau aus verheulten Augen an. »Das ist unser Vater und wir sind nur so traurig, weil …« Weiter kam ich nicht, schon jaulte Friederike, »… weil unser Papa nach Hongkong geht, wo Hunde geschlachtet werden …«
    »Oh, na, dann ist ja alles gut.« Die Frau klang sehr erleichtert und wandte sich zum Gehen.
    »Nein«, brüllte Friederike, »niiiiiichts ist gut«, und dann heulte sie Papa die Jacke nass, während ich mich müde ins Auto setzte. Nichts war mehr wie immer. Weder bei Mama noch bei Papa!
    In Papas Wohnung standen schon erste Koffer und Kisten, die mit nach Hongkong sollten, während Stephanie vor dem Computer saß und eine kleinere Wohnung in Frankfurt suchte.
    Aber etwas blieb zum Glück gleich: meine Freunde! Ich quatschte lange mit Hannah, die unbedingt zur Halloweenparty kommen und ihre Patenzicklein besuchen wollte. Sie googelte sofort Hongkong und meinte, das müsse eine Wahnsinnsstadt sein. Weiter kamen wir nicht, weil Stephanie dringend wegen einer der Wohnungen telefonieren musste. »Und das hat Vorrang«, erklärte sie spitz.
    Scott rief auf meinem Handy an und es tat richtig gut, mit ihm zu sprechen. Ich lud ihn zu unserer

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