Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
sein!«
Doch wenn jemand Ferrol fing, dann würde er, Pholymates, es selber sein, dachte der Oberherr bei sich. Und dann würde Haran Esh Chandor mit dem Thron von Mohairedsch für das Leben seines abenteuerlichen Sprösslings zahlen müssen!
»Wir sollten Ferrol in eine Falle locken!« grunzte Nallorge, während die Sklavin sich bei diesen Worten näher an ihn heranschob. Sie ließ es sich gefallen, dass der Diebesfürst die feingliedrige Hand um ihre Taille legte und an der Metallkette spielte, die den zierlichen Lendenschurz aus weichem Leder an der richtigen Stelle hielt. Nur ein leichtes Beben des halbnackten Körpers zeigte die unterdrückten Reflexe des Mädchens.
»Zuerst müssen wir Sina gefangen nehmen und öffentlich foltern!« tönte Nallorge. »Dann wird. Ferrol versuchen, sie zu befreien und . . .!«
In diesem Augenblick entstand Bewegung in der Menge der Feiernden. Mit den stumpfen Enden der Lanzen stießen mehrere gerüstete Wachen die Betrunkenen beiseite. Kreischende Frauen wurden auf Ruhepolster geworfen. Die sanfte Musik der Flöten, Sistren und Zimbeln, die ihren Melodien-Schleier über das Fest gewoben hatte, brach ab. Durch die geschaffene Gasse schritten zwei Priester aus Dhasors Tempel, die in ihrer Mitte einen Mann in grellbunter Kleidung führten. Die dürren Finger des hochgewachsenen Mannes umkrallten eine kleine Harfe. Das ärgerliche Gemurmel der Festgäste erstarb, als sie den steinharten Blick der Priester Dhasors bemerkten. Noch nie war einer dieser in streng-klösterlicher Gemeinschaft lebenden Männer zu einem Fest gegangen.
Eisiges Schweigen breitete sich im Saal aus.
»Erhebe dich, um schreckliche Kunde zu vernehmen, Oberherr von Salassar!« hallte die Stimme eines Priesters wie ein gigantischer Tempelgong durch die eingetretene Stille. »Fürchterliches droht unserer Stadt. Vom Norden her wird es heran schweben. Schatten des Verderbens fallen über Salassar. Und Feueratem wird unsere blühende Stadt vernichten!«
»Was... was bedeutet das?!« krächzte Pholymates und versuchte, seinen weinumnebelten Sinn zu ordnen. »Ihr sprecht in Rätseln, Herr vom Tempel des Welten-Vaters! «
»Habt Ihr nicht die uralten Legenden vernommen, die von Coriella, dem Drachen-Schloss hoch im Norden unserer Welt Kunde geben?« fragte der Priester und schob die zitternde Gestalt des Harfners nach vorn. »Die Saga von jenem blutigroten Stein, dessen Anblick die Drachen daran hindert, über die Welt zu fliegen und die Menschheit wie einst in den Tagen der Alten als Feinde zu betrachten.“
„Dergleichen Märchen mögen die Weiber meines Harems kennen. Oder die Sklavinnen in meiner Küche.“ gab der Oberherr zurück. „Ein Geschäftsmann, der gleichzeitig das höchste Regierungsamt dieser Stadt ausübt, hat anderes zu tun, als sich mit halb vergessenen Legenden zu beschäftigen. Das sie nicht vergessen und im Bewusstsein der Menschen erhalten bleiben, dafür gibt es die Priester in den Tempeln.“
„Dann lausche auf meine Worte, Oberherr. Du auch all ihr andren, hört gut zu!“ dröhnte die Stimme des Dhasor-Priesters. „Wenige von uns können von sich behaupten, jemals den Schatten eines Drachen über die Welt fliegen gesehen zu haben. Die gewaltigen Herren der Lüfte meiden die Wohnstätten der Menschen., weil es ein Symbol gibt, dass ihnen die Sinnlosigkeit von Kampf und Tod stets vor Augen führt. Eben jenes feuerrotes Juwel von unbeschreiblicher Größe und Schönheit , von dem ich geredet habe.“
„Ein Juwel!“ Nicht nur die Augen der beiden Diebesfürsten glimmerten begehrlich. Vielleicht war es ein Märchen. Aber auch jedes Märchen kann einen wahren Kern haben. Und wenn so ein Juwel existierte, dann konnte man es auch sicher stehlen.
„Nur jenes Juwel, das seit den Tagen unserer Vorväter das >Drachenblut< genannt wird, bewahrt die Welt davor, dass sich die Herren von Coriella auf ihre Kräfte besinnen!“ dröhnte die Stimme des alten Priesters. „Ahnt Ihr, Volk und Oberherr von Salassar, welche Gefahr uns droht, wenn die ledrigen Flügel gewaltiger Drachenschwärme den Himmel verdunkeln und ihre grässlichen Schreie das Blut in den Adern gefrieren lassen? Und wenn der Feueratem aus ihren Rachen hervorlodert und die Hütten der Armen wie die Paläste der Reichen in verzehrendes Feuer hüllt?«
»Nein!« stieß Pholymates stellvertretend für alle anderen hervor. »Davon weiß ich nichts. Ich habe zwar vernommen, dass diese Ungeheuer
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