Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
auszuschalten und sich das Diadem von Salassar aufs Haupt zu setzen. Seit man vor acht Generationen den letzten Stadtkönig von Salassar mit geschorenem Bart und Haupthaar ins Exil an den Hof des Sarans von Mohairedsch geschickt hatte, wurde das heilige Diadem im Tempel Dhasors, des Weltenvaters, aufbewahrt. Seitdem wurde Salassar von den zehn geschäftstüchtigsten Kaufleuten regiert, die in jedem Jahr aus ihrer Mitte den Oberherrn wählten.
Und das konnte nur der Reichste unter ihnen sein. Der durch seinen aus Geschäftsgeist und Cleverness entstandenen Reichtum den Beweis erbracht hatte, dass er in der Lage war, eine Stadt wie Salassar so zu regieren, dass immer mehr Geld in der Stadtkasse war als man ausgeben musste.
Pholymates, den man den Reichen nannte, hatte nicht nur die Kontrolle über die einzige Handelsstraße von Salassar quer durch die Wüste zum Endlosen Meer im Süden, sondern besaß in der Wüsten-Oase von Setho auch die einzige Wasserstelle. Verständlich, dass deshalb dort mitten im unendlichen Sandmeer das lebensspendende Nass fast so teuer war wie anderswo der Wein.
Außerdem schien Pholymates sehr gute Geschäftsverbindungen zu Haran Esh Chandor, dem Hohen Saran von Mohairedsch, zu unterhalten. Denn immerhin hatte ihm der Herrscher mit Brief und Siegel den gesamten Handel mit Edelsteinen in der Hauptstadt Ugraphur überlassen.
Daher war Pholymates schon im achten Jahr Oberherr der Stadt, die eigentlich nur noch der Form halber dem Staat Mohairedsch angehörte. Doch seit einiger Zeit schielte Pholymates nach der echten Herrscherwürde. Nur musste er es geschickt anstellen und seine Intrigen fein wie das Netz einer Mörderspinne knüpfen.
»...drei Tage sucht die Palastwache von Cheliar nach dem Halunken, der Gamander, dem Mardonios von Cabachas, den >Stern von Uronyx< aus der Krone gestohlen hat!« beendete inzwischen Nallorge seine Erzählung.
Während der Oberherr von Salassar noch einmal seinen Plan überdachte, der aus seinem Hochsitz einen Thron machen sollte, hatte der dürre, rattengesichtige Fürst der Diebesgilde die Erzählung Oreanders noch überboten. Auch dies war ein Beispiel von Tollkühnheit gewesen, wie sie nur ein Dieb von Salassar entwickeln konnte. Jeder wusste, dass der Mardonios von Cabachas jeden zehnten Mann seiner Palastwache wegen Unfähigkeit in die Steinbrüche geschickt hatte, nachdem der Dieb mit dem Kronstein entkommen war.
Nallorge rieb sich noch einmal die dürren Hände, wenn er an dieses Meisterstückchen dachte, das ihm im letzten Jahr gelungen war.
»Das war aber vor vielen Monden!« sagte Oreander und leckte sich die fleischigen Finger. »Nur die Götter wissen, ob dir auch in dieser Dekade wieder ein solches Meisterwerk gelingt.« »Nun, Oreander!« versuchte der Oberherr begütigend einzuwirken. »Es ist auch fraglich, ob es Euch noch einmal gelingt, mit einer ähnlichen Kostbarkeit aus dem Palast des Gottkaisers von Decumania zu entwischen. Immerhin ist der Tag bald wieder gekommen, wo die Fürsten der Diebe ihre Meisterschaft unter Beweis stellen müssen. Denn nur ein Meisterdieb, so kündete man mir, kann eine der Zünfte anführen!«
Pholymates spielte auf den Brauch an, dass in Salassar stets nur der klügste, tapferste oder geschickteste Dieb in der Zunft herrschen konnte. Wie die Kaufleute anhand ihres neu erworbenen Reichtums gemessen wurden, ob sie weiterhin im Rat der Zehn verblieben, so mussten auch die Fürsten der Diebesgilden stets aufs Neue beweisen, dass sie besser waren als ihre Untergebenen. Das bedeutete, dass sie besonders risikoreiche Beutezüge machen mussten.
»Was mich betrifft, so habe ich die Probe meiner Geschicklichkeit für diese Dekade bereits wieder abgelegt! « erklärte Oreander mit selbstgefälliger Miene.
»Ach... Ihr auch!« kam es aus Nallorges Mund. »Nun, dann erzählt einmal!«
»Was sollen lange Erzählungen!« rief der gedrungene Anführer der >Flinken Hand<. »Der Versammlungsrat unserer Gilde hat meinen Machtanspruch bestätigt. Ich kann die Beute also hier sogar vorweisen, wenn es Euch, mein Oberherr, gefällt!« Pholymates wedelte leutselig mit der rechten Hand.
»Lasst sehen, was der beste Dieb von Salassar zu stehlen vermag!« sagte er dann grinsend.
»Der beste Dieb von Salassar...diese schwammige Kröte?!« fauchte Nallorge. »Ich bin der beste Dieb in der Stadt! «
»Das beweist erst einmal, Ihr... Ihr Knochengestell!« fuhr Oreander hoch. Wer seine Leibesfülle beleidigte, der
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