Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Königin der Diebe von Salassar!« meldete sich die Stimme des Mano. »Nun ist sie gekleidet, wie es einer Königin zusteht!«
»Aber nur, wenn ich nicht stehlen gehe!« lächelte Sina. »Bei den Diebeszügen dürfte ein solch langes Kleid nur hinderlich sein!«
»Nun, Königin!« lenkte Churasis ihre Aufmerksamkeit auf das Boot. »Wie gefällt Euch die Prunkbarkasse, die uns Mano zur Verfügung stellt?«
Der Zauberer hatte beobachtet, wie sich auch das Boot veränderte. Über die braunen Spanten glitt ein Goldhauch. Ein Mast wuchs empor und ein Segel aus weißglänzender Seide blähte sich im aufkommenden Wind.
»Mein Atem wird euch zur Insel bringen!« war wieder die Stimme des Gottes zu vernehmen. »Geht an Bord und säumt nicht! «
Ferrol half Sina beim Einsteigen. Das Mädchen bewegte sich in ihrem wundervollen Kleid zwar mit der natürlichen Grazie einer Dame aus dem höchsten Adel, doch war zu erkennen, dass sie solche Garderobe noch nicht oft getragen hatte. Schnaufend kletterte Churasis über die Bordwand.
»Ich will auch was opfern!« quäkte es aus der Tasche. Dann platschte eine angenagte Mohrrübe ins Wasser. Mano, der Herr der Diebe, brüllte vor Vergnügen.
Langsam trieb das Boot über das schweigende Meer. Aus den Wassern tauchten menschenähnliche Gestalten auf, deren schuppiger Leib in einen Fischschweif überging. Einige bliesen hohle Signale in ihren Muschelhörnern, andere ergriffen mit ihren Händen die Bordwände und schoben das Boot schneller voran.
Mehrfach versuchte Sina die Wesen anzusprechen. Doch außer einem milden, glückseligen Lächeln ließen sich die Wesen aus dem schweigenden Meer nicht anmerken, ob sie Sinas Worte verstanden hatten.
Schneller als erwartet war die Fahrt zu Ende. Sand knirschte unter dem Kiel. Kaum waren Sina, Ferrol und Churasis ausgestiegen, als das Boot wieder seine vorherige, trostlose Form annahm. Geräuschlos versanken die Schuppenwesen wieder in der Tiefe.
Auch Manos Stimme war schon seit einiger Zeit verstummt.
Vielleicht war sein Spiel noch nicht vorbei.
»Vorwärts!« rief Ferrol. »Hier sehe ich Spuren. Oreander und Nallorge sind mit ihren Männern hier lang gegangen!« »Hoffentlich erwischen wir sie noch, bevor sie mit dem Drachenblut verschwinden!« seufzte Churasis. Dann lief er hinter Sina her, die, den Blick zu Boden gesenkt, bereits den Fußabdrücken im nassen Sand folgte . . .
***
Sechs Augenpaare bohrten sich in die Düsternis des Ganges. Hinten in der Ferne glimmerte ein goldener Schein.
»Wir sind am Ziel!« keuchte Oreander mit unverhohlener Gier. »Dort hinten... das muss die Schatzhöhle des Mano sein!«
»Dann vorwärts!« stieß Nallorge kurzatmig hervor. »Bald... bald werden wir unsere Augen im gelben Glanz des Goldes baden können... bald... !«
So schnell sie konnten, liefen die sechs Diebe durch den schnurgerade durch den Felsen führenden Gang. Immer dem Goldschimmer entgegen. Sie stolperten und schlugen lang hin. Doch sie ignorierten ihre Schmerzen, rappelten sich empor und liefen weiter.
Da vor ihnen, zum Greifen nahe, war das Ziel ihrer geheimsten Sehnsüchte. Gold und Juwelen in Mengen, wie sie selbst der Gottkaiser von Decumania und der Mardonios von Cabachas nicht besaßen. In den Schimmer des gelben Metalls mischte sich jetzt das sprühende Feuer der Brillanten. Dann hatten die Diebe von Salassar das weit geöffnete Tor zur Schatzhöhle des Diebesgottes erreicht.
Für einen kurzen Moment standen sie geblendet von der strahlenden Pracht, die ihnen entgegen strahlte. Das Funkeln der Brillanten und Juwelen war wie kleine Pfeile aus Licht, die in den Augen schmerzten. Dieser Schatz übertraf alles, was die Herren der Diebesgilden jemals in ihrem abenteuerlichen Leben gesehen hatten.
Selbst die Fantasien der Märchenerzähler auf den Basaren von Salassar konnten nicht all die Herrlichkeiten aufzählen, die hier in wirrer Unordnung zusammengetragen und übereinander geworfen lagen. Gold war in gemünzter und ungemünzter Form tonnenweise zusammengetragen. Teils war es noch in offenen Schatztruhen oder kostbaren Gefäßen, teils in wilder Unordnung in übermannshohen Bergen übereinander gestreut. Dazwischen blinkten Juwelen und Edelsteine wie die Sterne am Firmament.
Zwischen bronzenen Dreifüßen und herrlich gearbeiteten Messingvasen ragten halb verschüttete Götterstatuen und
Weitere Kostenlose Bücher