Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
damit man seine immer größer werdende Heiterkeit nicht bemerkte. »Willst du Gold?«
»Ich ziehe die Mohrrübenwährung vor! «piepste der Schrat. Die Antwort Soduurs entlockte ihm einen schrillen Pfiff.
»Akzeptiert! « flötete er dann. »Churasis und ich machen mit. Ruhe, du graubärtiger Narr unter mir. Wenn's um Geschäfte geht, dann lass Wulo reden. Der weiß schon, was gut schmeckt! «
»Wir sind auch dabei! « sagte Sina, die sich mit Ferrol durch einen kurzen Blickkontakt verständigt hatte. Man berichtete von märchenhaften Schätzen, die in Soduurs Turm nutzlos aufgehäuft waren. Sie würden sich ihre Mühe schon gut bezahlen lassen.
Außerdem lockte beide das Abenteuer. In den Straßen und Gassen von Salassar konnte es manchmal recht eng werden. Oder zu gewissen Zeiten auch langweilig. Ein kleiner Ortswechsel brachte manchmal wieder etwas Leben in den tristen Alltag.
Soduur flüsterte einige Worte. Unter dem Tuch, das der Sklave auf dem Boden ausgebreitet hatte, entstand ein Tisch, der sofort mit Schüsseln und Tellern gefüllt war, auf denen die wohlschmeckendsten Gerichte standen.
Die Freunde ließen sich nicht lange nötigen und langten zu.
»Eure Reise führt in den Tiefen Süden. Fast an den Rand der Welt. Nach Saronai, der Toteninsel des Drachengeschlechtes! « erklärte Soduur beiläufig.
* * *
Die Nacht hatte Dhaytor verschlungen wie ein Sandsturm eine Karawane in der kalten Wüste von Decumania. Wie rasende, schwarze Rosse waren die Nachtwolken über den Drachenvater dahingezogen und hatten einen blauschwarzen Schleier um ihn gewoben.
Fahl beleuchtete der kaltbleiche Mond den Himmel. Und das hohe Licht der Sterne glitzerte und spiegelte sich wider im Wasser des Meeres wie hingeworfene Diamanten.
Doch für Dhaytor gab es keine Ruhe und keine Rast. Er wusste, dass er sich auf dem trügerischen Teppich unter ihm nicht niederlassen durfte. Ein Teppich, der aus dem Wasser des Weltmeeres bestand. Trotz der Dunkelheit erkannte er die Rückenflosse der Myrdocks, die seinem Luftweg im Wasser folgten.
Der uralte Drachenvater spürte, wie seine Kräfte schwanden. Die tödliche Wunde am Hals, die das Schwert des Drachenlords geschlagen hatte, schmerzte zwar nicht mehr. doch Dhaytor spürte, wie sein Leben langsam hinaus strömte.
Wie nah war die Insel - oder wie fern?
Hatte er die Richtung in der Dunkelheit verloren - oder hielt er seinen Kurs?
Existierte die Dracheninsel wirklich? Oder hatte ihn und damit Hunderte von Drachen zuvor das Gefühl getrogen?
Legenden entstehen schnell in Chrysalitas. Und jede findet rasch Glauben in der Adamenten-Welt. Und die Legenden finden auch Wesen, die sie in Lied oder Erzählung weiter geben.
Die Märchenerzähler auf den Basaren, die Sänger in den Hallen der Herrscher und die Dichter in ihrer stillen Behausung - sie alle verkündigen Dinge, in denen sich halbe Wahrheiten mit ihren eigenen Fantasien mischen.
Auch Drachen erzählen sich gerne Geschichten, die sie auf ihren Flügen um die Welt irgendwo gehört haben. Oder die Fabelwesen aus dem Wunderwald verkünden Sagen und Lieder aus Zeiten, die im Nebel des Vergessens liegen.
Die Insel Saronai - die Toteninsel des Drachengeschlechtes - konnte diese Insel nicht aus dem Lied einer Dryade oder dem Sang eines Kentauren stammen.
Oder hatten die Traum-Werberinnen, jene geheimnisvollen Wesen tief im Inneren des Wunderwaldes, einem der Drachen diesen Traum zugespielt, um den ihm einen ruhigeren Tod zu geben, wenn das Ende ihrer Tage nahte?
Die Traum-Weberinnen, die Träume schaffen und aussenden. Und die eine Brücke zu allen Welten bauen - die Träume sind - oder durch die Träume Realität werden. Traum-Welten, von denen es unzählige gibt und in die man mit den Gespinsten der Traumweberinnen entschwinden und gelangen kann.
Saronai - die Toteninsel der Drachen. War sie vielleicht auch nur ein Gespinst der drei Mysterien-Schwestern, die in einer geheimen Grotte im Wunderwald hausten?
Quälender Zweifel nagte an Dhaytors Seele.
Alles in ihm krampfte sich zusammen bei dem Gedanken, dass er ins unbekannte Nichts hinein flog. Dass hinter dieser unendlich erscheinenden Wasser-Wüste die Welt Chrysalitas endete und nichts mehr war.
Unvorstellbar - auch für einen Drachen.
Dhaytor, der Drachenvater, das älteste Wesen dieser Welt nach dem Göttern des Jhardischtan und des Jhinnischtan, fühlte sich in diesem Augenblick dieses Gedankens,
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