Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
jetzt gefangen nahmen, so weit dachten sie nicht. Denn da war immer noch das nadelspitze und rasiermesserscharfe Rapier, von dem man sich in Salassar Wunderdinge erzählte.
»Nein, Hoheit. Das dürft Ihr nicht, mein Prinz! « schrillte Bojands Stimme, als er von unzähligen Fäusten ergriffen wurde und er merkte, dass es Ernst wurde. Der Menschenjäger des Saran hatte Angst vor der Prügel, die ihm bevorstand.
»Hoheit?! Prinz?! Das erklär uns mal!« befahl der Anführer der Horde.
»Aber das ist der Kronprinz von Mohairedsch . . .!« stammelte Bojand.
„Was, der Kronprinz!“ echote es in der Runde.
„Das ist das Geschäft unseres Lebens!“ krähte eine Stimme und Ferrol wurde bleich. „Den schnappen wir und verkaufen ihn an den Oberherrn. Pholymates wird uns Gold statt Silber für ihn geben.“
»Richtig! Der Mann ist Goldstücke wert! « vernahm Ferrol die Stimme des Anführers. »Ob sie der Saran zahlt oder der Oberherr, ist mir egal!«
Ferrol stieß eine Verwünschung aus, weil er nicht die Münzen einfach unter die Menge geworfen und geflohen war, als alles nach den Silbermünzen haschte. Nun war es zu spät.
Wie eine Wolfsmeute warfen sich die Männer auf ihn. Er kam nicht dazu, das Rapier zu ziehen und das Rudel auf Abstand zu halten. Der Prinz spürte, wie sich die Finger der Männer in seiner Kleidung verkrallten. Egal, wohin sie ihn auslieferten - am Hofe von Ugraphur würde er wenig zu lachen haben und der Oberherr von Salassar würde ihn im Kerker schmachten lassen.
In diesem Augenblick griff die Kraft aus dem Nichts zu. Der brausende Wirbel erfasste Ferrol und riss ihn hinweg...
* * *
Leichtfüßig huschte Sina zum Tempel hinüber.
Sie war hier, um das Juwel zu stehlen. Also wollte sie es trotz ihrer gefährlichen Lage haben. Es würde ihr schon irgendwie gelingen, aus Bökhmas Haus raus kommen. Wurde sie gefasst, musste sie eben das hinnehmen, was man mit ihr machte. Sie würden es auf jeden Fall mit ihr tun, egal ob sie das grüne Juwel hatte oder nicht.
Mit angehaltenem Atem drang die Katze in den Tempel ein, der von einem kleinen Flämmchen auf einem Kandelaber spärlich erleuchtet wurde.
Sina erkannte die Statuen von Vitana, der Lebensgöttin und Baran, dem Herrn der Weisheit. Flüchtig berührte Sina die Skulptur, die Mano, den Gott aller Diebe und Halunken darstellte. Mit dieser Statue wollte Bökhma sich Mano geneigt machen, ihn gehen die Vertreter seiner Zunft zu schützen. Doch Sina kannte den Diebesgott und sein wankelmütiges Wesen. Und jetzt brauchte sie das ganze Wohlwollen der Gottheit.
In der Mitte des Raumes stand auf einem Altar das mannshohe Standbild des Croesor, des Gottes für Handel, Geld und gute Geschäfte. Vor ihm lag das grüne Juwel in einer Schale aus Bleikristall. Wie segnend hob das Standbild des Gottes seine Hände darüber. Doch Croesor war nur ein Standbild - und das konnte ihr das Juwel nicht streitig machen.
Langsam schlossen sich Sinas Finger um den Stein. Sie spürte die Kühle, die das kostbare Juwel ausstrahlte. Doch dann war es, als würde ihr ein Kübel mit Eiswasser über den Rücken gegossen.
»Sieh mal an. Das Kätzchen ist in die Mausefalle getappt! « hörte sie hinter sich die Stimme von Shabora. Gedankenschnell wirbelte die Diebin herum und erkannte, dass die Frau allein war. Doch in ihrer Hand hielt sie einen gespannten Bogen. Und auf diese Entfernung war kein Fehlschuss möglich.
»Gib dich gefangen, Sina! « sagte Shabora. »Leg das Juwel hin und geh voran. Ich will mit dir reden. Auf meine Art. In meinen Gemächern! «
Sina zuckte zusammen. Sie wusste genau, was das bedeutete.
Überall wurde gemunkelt, dass Shabora eine besondere Schwäche für junge Mädchen hatte. Und dass sie eine absolute Meisterin der Liebesfolter sei. Eine Folter, die keine Schmerzen bereitet. Aber die auch die verborgensten erotischen Gefühle und Emotionen frei setzt.
Sina wurde warm bei dem Gedanken, wenn sie sich vorstellte, was dieses Weib mit ihr anstellen würde, wenn sie hilflos gefesselt in ihrer Gewalt war.
Der aufgelegte Pfeil und die gespannte Sehne des Bogens in Shaboras Hand ließen ihr keine Möglichkeit für eine Flucht.
In diesem Moment riß der brausende Wirbel Sina und den grünen Stein mit sich . . .
Kamele und Seefalken
»Willkommen in meinem bescheidenen Hause!« vernahm Sina eine bekannte Stimme. »Es ist mir eine besondere Ehre, die beste Diebin, den kühnsten
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