Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
mit der er versuchte, ein Ende von Dhasors Schöpfung zu erschauen, ganz klein.
Das Ende... irgendwo... im Nichts... ein Nichts jedoch nur für den Geist eines Wesens, das nicht begreifen kann, dass dort, wo es »Nichts« erkennt, die »Göttlichkeit« erst beginnt. Und der Traum des Welten-Vater aus dem Chrysalitas entstanden war.
Wie viele Welten mochten noch durch Dhasors Träume entstanden sein? Welten, von denen man in Chrysalitas nichts ahnte.
Niemand konnte sagen, die groß die Kräfte von Dhasor und Thuolla wirklich waren. In der Gestaltung - und in der Zerstörung. Kräfte, deren Anfang und Ende man erkennt und deren Machtgefüge man voraus berechnen kann, sie hören auf, den Begriff »Gott« oder "Göttlich" zu verdienen.
Eine solche Kraft reiht sich ein in die große Schar der unbegreiflichen Wesen, die in den Tempeln von Priestern als Götter verehrt werden und die sehr wohl darauf achten, dass die Menschen ihre Gebote und Anweisungen befolgen und die Altardienste geflissentlich verrichten. So wie es die Herren des Jhinnischtan und des Jhardischtan tut, wenn ihnen der Sinn danach steht oder wenn sie durch machtvollen Zauber gezwungen werden.
Nur Dhasor, der Weltenvater und Thuolla, der Herrin der Tiefe, schwebten als Urbilder von Gut und Böse, von Ordnung und Chaos, wesenlos über allem.
Gleichwohl waren sie da. Doch sie lebten und existierten nirgendwo.
Sie waren!
Sie erschaffen erträumen Welten - und die zerstören sie im Traum.
Tempel haben ihnen die Menschen in Chrysaltas errichtet und Standbilder von ihnen in diesen Weihestätten aufgestellt. Von Dhasor und Thuolla ebenso wie von Alessandra, der Göttin der Liebe und ihrem fürchterlichen Bruder Mamertus, dem schrecklichen Herrn des Krieges.
Dhaytor wagte in dieser Stunde nicht, sich zu fragen, ob diese wesenlosen Gottheiten vielleicht gar nicht existent waren, sondern ob kluge Menschen hier Allergorien geschaffen hatten. Bilder, mit denen sie das einfache Volk betören wollten. Und das, was heute in den Tempeln gelehrt wurde, hatte sich von diesen Erfindungen über Jahrhundert, vielleicht sogar Jahrtausende erhalten.
Die Ordnung des Weltenvater und das Chaos der Herrin mit der Schädelkette - waren sie in den Herzen der Menschen nicht genauso zu Hause wie Liebe und Krieg? War es nicht ein kleiner Schritt von einem zum anderen?
»Dhasor! Wo bist du, Welten-Vater!« hörte sich Dhaytor selbst brüllen. »Zeige dich mir. Denn die Macht der Nacht und des Chaos umgibt mich. Weise mir den Weg, der mich zum Ziel führt! «
Denn Dhaytor spürte, wie seine Kräfte dahin schwanden.
Im selben Moment flammte es in der Dunkelheit vor dem gewaltigen Drachen auf. Grellrot brandete es zum Himmel. Irgendwo in der Schwärze. Doch der Feuerstrahl wies Dhaytor den Weg.
Ungeahnte Kräfte mobilisierten sich in seinem Körper.
Er erkannte, dass die Flamme in der Schwärze Konturen beleuchtete.
Zackiges Felsgestein schälte sich aus dem Nichts. Und Dhaytor erkannte den mächtigen Körper eines weißen Drachen, der in langen, anhaltenden Stößen gewaltige Strahlen von Drachenfeuer in die Luft schießen ließ.
Einen solchen Drachen hatte Dhaytor noch nie in seinem vergangenen Leben erblickt. Kein Zweifel - das war der Wächterdrachen von Saronai.
Ashavar, der Wächter der Toteninsel.
Und wie in den Legenden berichtet wurde, war sein schuppiger Leib weiß wie frisch gefallener Schnee.
Unter sich hörte Dhaytor die Myrdocks springen. Er hatte viel Höhe verloren und flog noch ungefähr eine Mannslänge über dem Wasser. Die zuschnappenden Kiefer mit den Dolchzähnen klappten metallisch zu, wenn einer der Myrdocks wieder fehl gesprungen war.
Dhaytor mobilisierte seine letzten Reserven. Mit einigen mächtigen Flügelschlägen gewann er an Höhe. Zielstrebig hielt er auf die Konturen des feuerspeienden Drachen zu, der langsam, aber stetig größer wurde.
»Wer naht?« vernahm er in seinem Inneren die Stimme des Wächter-Drachen.
»Ich bin Dhaytor eck Akaro, der Vater der Drachen! « gab Dhaytor auf dem Wege der Gedanken zur Antwort. »Ich habe lange gelebt... zu lange... nun werde ich ruhen!«
»Lange schon habe ich dich erwartet. Ältester des Geschlechtes! « kam wieder die Stimme Ashavars. »Komm her zu mir. Hier an meiner Seite ist der Platz für deine letzte Rast vor der ewigen Reise.
Komm heran und lagere dich, bevor du zu dem Flug ohne Flügel aufbrichst. Und verkünde mir, was geschieht, wenn der
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