Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
der Kunst der Zauberei ebenbürtig oder überlegen ist!«
»Und da ist kein Risiko dabei?« wollte Sina wissen.
»Das Risiko ist, dass alle Wesen, die einen Khoralia-Kristall besitzen, uns durch diesen Ruf des Kristalls ausfindig machen können. Wir werden ihn daher erst unmittelbar rufen, wenn wir auf dem Viehmarkt sind...!«
Die Wache am Tor von Bareas starrte ihnen verwundert nach. Sie trugen die prächtigen Gewänder, die man ihnen in Lhamondos Tempel gegeben hatte, und die Männer, die hier auf ihre Hellebarden gestützt über die Sicherheit der nördlichsten Handelsmetropole der Chrysalischen See wachten, waren es gewöhnt, dass so hochgestellt wirkende Persönlichkeiten ihnen ein gutes Trinkgeld zukommen ließen.
Doch Geld hatte man ihnen keins gegeben, und sie hatten Lhamondos Priesterschaft auch nicht danach gefragt. Bei Sina, Ferrol und Churasis spielte Geld eine untergeordnete Rolle. Meistens hatten sie gar keins, und wenn, dann zerrann es ihnen wie Quellwasser zwischen den Fingern.
Sina spürte die Blicke der Wächter mit den ausgemergelten Gesichtern. Der Sold dieser schon alternden Männer, die keine Kampfkraft und Gewandtheit für die freie Feldschlacht mehr hatten, war überall mehr als kärglich, und in Salassar versäumte sie niemals, sich mit diversen >milden Gaben< Freundschaft und gelegentliche Hilfe zu erkaufen.
»Steh mir bei, Mano, Gott aller Diebe!« flüsterte sie. »Steh mir bei, und sende mir die Beute, die ich begehre!«
Im nächsten Moment erblickte sie den Zug der Sklaven, die eine reich mit ornamentalen Schnitzarbeiten übersäte Sänfte durch die Menge trugen. Voran gingen vierschrötige Knechte, mit unterarmlangen Knütteln bewaffnet, die keine Skrupel hatten, sie auch gegen Leute einzusetzen, die im Wege standen.
»Platz! Platz für die Sänfte des wohlachtbaren Juwelenhändlers Giocardo per Tenitore!« klang die grelle Stimme des Ausrufers und übertönte den Lärm der Gassen und Plätze. .
»Ein Juwelenhändler!« rief Churasis freudig erregt. »Das wird mein Kunde für den Kristall!«
»Und es wird auch mein Kunde!« flüsterte Sina grimmig.
»Platz für die Sänfte des wohlachtbaren...!« klang wieder die Stimme des Rufers.
»O Herr! Höre mich!« krähte Churasis. »Ich habe etwas zu verkaufen, einen wundervollen, blauen Stein!« Doch das Gesicht des Juwelenhändlers war ausdruckslos. Er stierte in die Menge wie in ein Nichts. Nur seine feisten Finger, die in den richtigen Proportionen zu seinem massig wirkenden Körper standen, umklammerten ein kopfgroßes Ledersäckchen, in dem Sinas scharfes Auge die Formen von Münzen erspähte.
»Aber Herr. Ich habe ein äußerst günstiges Angebot!« schrie sich Churasis fast die Seele aus dem Halse.
»Pack dich, Alter!« fauchte ihn einer der Knechte mit den Knütteln an. »Der gnädige Herr hat eben vom Orakel des Croesor erfahren, dass dieser Tag nicht geeignet für den Ankauf von Waren ist. Dieser seltsame Stein ist nicht interessant für Giocardo per Tenitore!«
»Du bist ein Esel, mein Freund!« sagte Churasis ruhig. »Ein richtiger Esel.« Damit drehte er sich zu Ferrol um, während die Sänfte des Juwelenhändlers sich weiter durchs Gewühl schob.
Der Knecht, der eben Churasis bedroht hatte, konnte nicht begreifen, warum die Menge über ihn lachte und ihn verspottete und warum die Kinder mit ihren Fingern auf ihn zeigten.
Auf seinen Schultern wirkte der Eselskopf aber auch mehr als ungewöhnlich . .
* * *
»Wir müssen die Sänfte irgendwie anhalten!« stieß Churasis hervor. »Wenn ich nur wüsste, wie wir das anstellen sollen!«
»Wende dich mal vertrauensvoll an einen Raufbold aus Leidenschaft!« sagte Sina und wies auf Prinz Ferrol. »Dafür sind Helden notwendig!«
»Au ja, Ferrol. Verhau sie tüchtig!« piepste der Schrat lustig. »Ich mache auch mit. Ich zähle die Niederschläge!«
„Gar nicht schlecht.“ Ferrol zwirbelte den Bart. „Ein kleines Übungsstündchen hat mir schon lange mal wieder gefehlt. Man rostet ja förmlich ein, wenn man sich nicht mal richtig bewegt.“
»Es genügt, wenn du die Knüppelgarde des Kaufherrn so lange beschäftigst, bis ich mit diesem dicken Juwelenhändler ins Gespräch gekommen bin!« rief ihm Churasis nach, während sich Ferrol schon durch die Menge schob.
Der Prinz durchquerte eine Seitengasse und überholte so die Sänfte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass der Schrat über die Dächer der Häuser kletterte und seinem Wege folgte. Es war gut
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