Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
die Namen >Weißpfote< und >Graufell< so gut, wie man auch die beiden schwarzen Krähen kannte, die Pyctus und Silas ritten, wenn sie eine weitere Strecke zurücklegen mußten. Doch jetzt waren >Schwarzschwinge< und >Himmelsschatten< in irgendwelchen Baumwipfeln, weil sie nicht gebraucht wurden. Hier im Dickicht des Wunderwaldes war es vorteilhafter, auf den Rennkaninchen zu reiten.
»Wo niemand mehr einen Ausweg findet, da hat ein Kaninchen drei Gänge gegraben!« lautet ein Sprichwort im Zwergenreich. Und das stimmte.
Graufell machte ein ziemlich griesgrämiges Gesicht, als Silas mit einem einzigen Handgriff den Sattelgurt festzurrte und sich aufschwang. Weißpfote beäugte seinen Herrn interessiert. Er schien eine wilde Jagd durch den Wald zu ahnen und freute sich darauf.
»Dann wollen wir mal nachsehen!« sagte Pyctus grimmig und trieb das Rennkaninchen an. Mit einem Satz fegte Weißpfote durch das Unterholz. Mit beleidigtem Knurren schloß sich Graufell an.
Entschlossen trieben die Zwerge ihre Reittiere dem Klirren der Waffen entgegen.
* * *
Das Sirren der Klingen in der Luft und das Klirren von gegeneinander geschlagenem Stahl war die Melodie für den Todestanz von Sina und Ferrol.
Die Söldnern aus Cabachas waren von frühster Kindheit an für den Kampf erzogen. Und sie kämpften mit einer Kraft und Gewandtheit, dass Sina und Ferrol sich ihrer Waffen kaum erwehren konnten.
Dieser Kampf war anders als die kleinen Scharmützel oder Duelle in Salassar. Hier kämpften sie gegen eine Übermacht, die töten wollte.
Das Volk von Cabachas ist ein harter Menschenschlag. Karg ist ihr Land, und wenig Reichtum bringt es hervor. Das wenige Ackerland wird voll für Getreideanbau genutzt. Große Steppen dienen als Weiden für die zähen Rinder mit den wuchtigen Hörnern. Das Gebirge des Jhardischtan ist lebensfeindlich, und in die Gegend von Trollheim wagt sich kein Mensch, der klaren Verstand hat. Und die Cabacher sind so hart wie ihre Gesetze.
Zehn Jahre ist man ein Knabe. Doch der Jüngling bis zwanzig, der Krieger bis dreißig und der Mann bis vierzig dient neben der Bestellung seines Hauses und der Gründung einer Familie in erster Linie dem Heer des Mardonios. Oft genug erschallt in den Dörfern und Städten der Ruf der Kriegstrompete, der den Handwerker den Hammer sinken lassen lasst und den Bauern vom Pflug fort holt. Kriegsgesänge und Waffenklirren bestimmen in Cabachas das Leben.
Wo zu Decumania die heitere Art des Lebens gepflegt wird, härtet man sich in Cabachas an Körper und Seele ab. Wo in Decumania die Stimmen der Sänger ertönen und die Saiten der Harfe erklingen, da schmettern in Cabachas militärische Kommandos, und die Kriegsfanfare lässt ihren Ruf erschallen.
Daher waren es Männer aus Cabachas, die Cromos für seinen Kampf erwählt hatte. Männer, die das Leben nicht achteten, weil sie den eigenen Tod nicht fürchteten.
Sina und Ferrol spürten mit jedem Hieb, den sie parierten, dass sie ums Überleben kämpften. Das änderte ihre Taktik. Schonung wurde ihnen nicht gewährt. Niemand forderte sie auf, sich zu ergeben.
Wie eine Hundemeute um mit jaulendem Bellen um einen zusammengebrochenen Hirsch springt, so rasten die Kämpfer aus Cabachas und brüllten ihren Gegnern lautstark den Tod entgegen.
Sina und Ferrol bluteten bereits aus einer ganzen Anzahl leichter Wunden, als ihnen bewusst wurde, dass die Wut des Angriffs eher größer wurde statt verebbte. Von da an schonten sie die Gegner ebenfalls nicht mehr.
Kurzschwert und Rapier fanden ihr Ziel, und manch einer der Cabacher wurde zurückgeschleudert oder getroffen. Spitze und Schneide von Waffen, welche die Werkstätten der Riesen verlassen hatten, waren besonders geschmiedet und so scharf, dass sie Lederrüstungen und einfache Panzerungen wie Butter durchschnitten.
Doch wer auch stöhnend und fluchend zu Boden fiel und sich verwundet aus dem Kampfbereich schleppte, er machte nur Platz für andere Männer, die brüllend nachdrängten.
Sina und Ferrol hatten sich mit dem Rücken an den Baum gestellt, auf dem die Dryaden in die höheren Zweige entwichen. Die zierlichen Wesen zitterten wie das Laub der Bäume im Herbstwind.
Gilga, der Wabber Flutscher, hatte es vorgezogen, sich unsichtbar zu machen. Hier, wo man kämpfte, würde er garantiert seinen Spielberg nicht finden. So schnell ihn seine neunhundertachtundneunzig Beine zu tragen vermochten, floh er quer durch den Wald und hatte danach äußerste Schwierigkeiten,
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