Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
hatten. Doch nun waren sie da.
Pyctus verwünschte insgeheim, dass sie für ihre Flucht die Kaninchen genommen hatten. Schwarzschwinge und Himmelsschatten, ihre beiden Krähen, hätten sie, für Riesen unerreichbar, durch die Lüfte erst in den Wunderwald und dann nach Chrysalio, der Stadt unter dem Berge, getragen. Hatten sie mit der Kristallrose dann den Palast des König Augerich erreicht, waren sie in Sicherheit.
So aber hatten sie nach den Regeln des »Rosenkrieges« nur die Chance, nach Delyssiolina zu fliehen und dort in der Tiefe des geheimnisvollen Wunderwaldes die Quelle von Castalia zu finden. Denn nach den Regeln des „Rosenkrieges“ muss die Kristallrose vom Wasser der Quelle benetzt werden, um für die Zeit eines Mondumlaufs den Zwergen zu gehören wenn es ihnen nicht gelang, sie vorher in die Stadt unter dem Berg zu schaffen. Doch den Weg dorthin hatten ihnen mehrere Riesen abgeschnitten. Und zwei von ihnen hatten sich nun auf ihre Fährte gesetzt und verfolgten sie wie Jagdhunde das Edelwild.
Erst, wenn die Kristallrose vom Wasser der Quelle von Castalia benetzt war, hatte die Jagd ein Ende. Dann konnten Pyctus und Silas sie ungefährdet durch die Reihen der Riesen nach Chrysalio tragen und niemand würde sie aufholten oder gar versuchen, ihnen die Rose abzunehmen.
Denn das große Volk der Gebirge wusste, dass sie einen Mondumlauf später die Kristallrose zurück gewinnen konnten.
Denn weil die Riesen mit ihrer Größe keine Chance haben, in das geheimnisvolle, unterirdische Reich des kleinen Volkes einzudringen und dort die Rose für sich zurück zu erobern, wollen es die Regeln, dass die Kostbarkeit nach einem Monat von dort wieder zur Quelle gebracht wird, um dort erneut gebadet zu werden.
Und zwar auf dem Landweg – die Krähen dürfen von den Zwergen dann erst auf dem Rückweg genutzt werden. Und so gelingt es denn auch immer wieder den Riesen einmal, die Kristallrose im Triumph nach Othenios zu bringen, damit sich auch das raue Geschlecht der Riesen an ihrer Schönheit erfreuen kann.
Diesen Rosenkrieg zwischen Riesen und Zwergen gibt es in Chrysalitas seit ewigen Zeiten. Denn es ist eigentlich kein Krieg, sondern eher ein sportlicher Wettkampf. Werden die Diebe gefasst, kostete es zwar nicht das Leben - aber das Gelächter der Jäger ist eine schlimmere Kränkung als eine gehörige Tracht Prügel, die man meistens noch dazu erhält.
Außerdem ging seit allen Zeiten stets das Eigentum der gefangenen Diebe in den Besitz der Jäger über. Und die Verlierer konnten von Glück sagen, wenn man ihnen wenigstens das Notwendigste an Kleidung und Waffen ließ.
Pyctus und Silas wussten genau, dass es sie wenigstens die kostbaren Rennkaninchen kostete, wenn Entamos und Thumolas erfolgreich waren. Denn das Fleisch von Kaninchen ist für Riesen eine wahre Delikatesse, für die sie sogar Pfannkuchen mit Sirup stehen lassen.
Weit vorgebeugt, den Kaninchen die Last so weit wie möglich erleichternd, saßen die beiden Zwerge im Sattel. Wie der Wind fegten die Tiere über die Steppe, die sich nordwärts von Bareas ausdehnt. Dünne Staubfahnen stoben hinter ihren wirbelnden Hinterläufen auf.
Staubfahnen, die verräterisch waren, weil sie von den Riesen auf weite Entfernung gesehen wurden.
Immer näher kam der grüne Streif am fernen Horizont. Die uralten Bäume und das Dickicht des Wunderwaldes. Nur dort konnte für die beiden Zwerge und ihre Kaninchen Rettung sein. Im dichten Unterholz gab es genug Verstecke.
Für die Riesen war es weit schwieriger, durch Hecken und Gestüpp zukommen als für ein Kaninchen. Selbst wenn noch ein Zwerg auf seinem Rücken hockte. Hier in der weiteren, grasbewachsenen Ebene waren die Riesen mit ihren mächtigen Schritten im Vorteil.
Außerdem hofften die Zwerge, dass ihnen einige der sonderbaren Wesen dort in der Tiefe des Wald helfen würden.
Andere dieser eigenartigen Waldbewohner mochten jedoch auch auf der Seite der Riesen sein.
»Achte darauf, dass der Rose nichts geschieht!« rief Silas dem Bruder zu. So unglaublich zerbrechlich die Kristallrose war - bis zu diesem Tag hatte sie bei den abenteuerlichsten Diebereien und den wildesten Verfolgungsjagden niemals Schaden erlitten.
Die Rose unversehrt zu erhalten war das oberste Gebot des »Rosenkrieges«.
Wenn die Kristallrose zerstört war, dann trauerten Riesen und Zwerge gemeinsam. Und nach der Trauer bestand die Gefahr, dass sie sich wieder wie in den Tagen finsterer Vergangenheit ernsthaft bekämpften.
Der
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